Mitarbeitende über Regelaltersgrenze hinaus beschäftigen

Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind nicht einfach ersetzbar und aufgrund Ihrer Erfahrung wertvoll für das Unternehmen. Deshalb beschäftigen einige Unternehmen Mitarbeitende auch über das offizielle Rentenalter hinaus. Wie gehen sie dabei vor? Alles Wichtige beantwortet dieser Beitrag.

Lohnt sich die Weiterbeschäftigung über die Regelaltersgrenze hinaus?

Die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitenden nach dem Eintritt ins Rentenalter kann aus verschiedenen Gründen attraktiv für Sie als Arbeitgeber sein.

Wichtige Vorteile

Einer der wichtigsten Gründe: Ältere Mitarbeitende bringen oft jahrzehntelange Erfahrung und ein tiefes Verständnis für das Unternehmen und seine Prozesse mit. Ihr Wissen ist wertvoll, um jüngere Kolleginnen und Kollegen anzuleiten oder einzuarbeiten.

Außerdem profitieren Unternehmen von folgenden Aspekten:

  • besseres Betriebsklima: Viele ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind besonders zuverlässig und verfügen über eine ausgeprägte Arbeitsmoral. Sie können als Vorbild für jüngere Mitarbeitende dienen und zur Stabilität und Kontinuität im Betrieb beitragen, besonders in Übergangsphasen oder bei wichtigen Langzeitprojekten.
  • Vertrauen in Sie als Arbeitgeber stärken: Die Wertschätzung und Weiterbeschäftigung von älteren Mitarbeitenden kann sich positiv auf die Unternehmenskultur auswirken und die Bindung aller Beschäftigten an das Unternehmen stärken.
  • Fachkräftemangel ausgleichen: Wenn sich bereits abzeichnet, dass Sie keine geeigneten Nachfolger für ausscheidende Mitarbeitende finden werden, sollten Sie versuchen, diese weiterzubeschäftigen.

Mögliche Nachteile

Ältere Beschäftigte erhalten in der Regel aufgrund der langen Betriebszugehörigkeit ein höheres Gehalt als unerfahrene, dieses können Sie nicht einfach nach unten korrigieren. Die laufenden Personalkosten sind daher meist höher im Vergleich zu den Kosten für eine Neueinstellung.

Zudem sind Menschen jenseits des Rentenalters je nach persönlicher Konstitution körperlich nicht mehr so belastbar wie jüngere; auch die Konzentrations- und die Lernfähigkeit können sich langsam verschlechtern.

Wie überzeugen Sie Mitarbeitende von der Weiterbeschäftigung?

Um einen Arbeitnehmer davon zu überzeugen, auch nach dem Eintritt ins Rentenalter weiterzuarbeiten, können Sie Folgendes versuchen:

  • Bieten Sie ein flexibles Arbeitsmodell an, das Teilzeitbeschäftigung oder projektbasierte Arbeit ermöglicht.
  • Zusätzliche finanzielle Vergünstigungen oder Bonuszahlungen sind ein starker Anreiz.
  • Anerkennung der Leistungen und Erfahrungen, die der ältere Beschäftigte ins Unternehmen einbringt, ist ein weiterer Motivationsfaktor. Das Gefühl, gebraucht und geschätzt zu werden, kann sehr motivierend sein.
  • Weiterbildungsangebote und die Möglichkeit, in neuen Bereichen tätig zu sein oder Verantwortung zu übernehmen, sind für einige Mitarbeitende reizvoll.
  • Die Anpassung des Arbeitsplatzes an die ergonomischen Bedürfnisse älterer Mitarbeitender sowie Angebote zur Gesundheitsförderung können das Wohlbefinden und die Arbeitsfähigkeit unterstützen.

Wie realisieren Sie die Weiterbeschäftigung über die Regelaltersgrenze hinaus?

Ein Arbeitsverhältnis endet nicht automatisch, wenn die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter das Rentenalter erreicht. Um das Arbeitsverhältnis zu beenden, müssen Arbeitgeber zuerst:

  • einen Aufhebungsvertrag ausstellen oder
  • eine entsprechende Klausel in eine Betriebsvereinbarung, den Arbeitsvertrag oder den Tarifvertrag aufnehmen.

Gemäß dem Sozialgesetzbuch (§ 41 Satz 3 SGB VI) dürfen Sie in Absprache mit Ihrem Arbeitnehmer vertraglich festlegen, dass auch nach dem theoretischen Eintritt ins Rentenalter das Arbeitsverhältnis aufrechterhalten werden soll.

Sie können den Zeitpunkt der Beendigung des Arbeitsverhältnisses auch mehrfach hinausschieben.

Tipp

So sieht eine mögliche Vertragsklausel aus

Der Mitarbeiter [Name] wird über die Regelaltersgrenze hinaus bis zum [Datum] beschäftigt. Die Konditionen des bisherigen Arbeitsvertrages bleiben unverändert, es sei denn, es wurde eine abweichende schriftliche Vereinbarung getroffen.

Wichtig: Der Betriebsrat – sofern in Ihrem Unternehmen vorhanden – ist an der Entscheidung und Umsetzung zu beteiligen.

So gehen Sie schrittweise vor

Wenn Sie planen, Mitarbeitende nach Eintritt des Rentenalters zu beschäftigen, gehen Sie so vor:

Schritt 1: Informieren und Planen

Informieren Sie sich über die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen, weil diese sich jederzeit ändern können.

Besprechen Sie mit Ihren Mitarbeitenden frühzeitig die Möglichkeit, nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiterzuarbeiten. Entscheiden Sie, ob einer der oben genannten Anreize nötig ist, um die Beschäftigten zu diesem Schritt zu motivieren. Bieten Sie gegebenenfalls besondere Vorteile an.

Schritt 2: Arbeitsvertrag vorbereiten

Klären Sie, ob die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten möchte und in welchem Umfang (Vollzeit, Teilzeit).

Passen Sie den bestehenden Arbeitsvertrag an oder erstellen Sie einen neuen Arbeitsvertrag. Dieser sollte die Dauer und Konditionen der Weiterbeschäftigung definieren.

Schritt 3: Rentenrechtliche und sozialversicherungsrechtliche Aspekte klären

Informieren Sie sich über mögliche Auswirkungen auf die Rentenhöhe. Wer die Altersgrenze nach hinten verschiebt, erhält später eine höhere Rente – setzen Sie Ihre Beschäftigten darüber in Kenntnis.

Prüfen Sie die Sozialversicherungsbeiträge. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten, zahlen in der Regel weiterhin Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung; auch der Arbeitgeberanteil ist weiterhin zu bezahlen.

Schritt 4: Interne Prozesse und Organisation anpassen

Stellen Sie sicher, dass die Personalabteilung über die Änderungen informiert ist und die entsprechende Dokumentation vorgenommen wird. Gegebenenfalls müssen die Arbeitszeitmodelle und Aufgabenbereiche angepasst werden, um den Wünschen und Fähigkeiten der älteren Mitarbeitenden gerecht zu werden.

Schritt 5: Vertragliche und rechtliche Formalitäten erledigen

Schließen Sie eine schriftliche Vereinbarung mit der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter, die alle relevanten Punkte (Arbeitszeit, Aufgaben, Gehalt, Dauer der Weiterbeschäftigung) regelt.

Klären Sie, ob besondere Genehmigungen oder Meldungen (zum Beispiel bei der Rentenversicherung) erforderlich sind.

Schritt 6: Implementierung und Kommunikation

Informieren Sie das gesamte Team über die Weiterbeschäftigung des Mitarbeiters und sorgen Sie für eine reibungslose Integration in die bestehenden Arbeitsprozesse.

Gibt es Förderprogramme oder finanzielle Anreize für Unternehmen?

Es gibt keine direkten Subventionen oder speziellen Förderprogramme, die ausschließlich die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitenden nach Erreichen des Rentenalters fördern. Die folgenden Optionen sollten Sie trotzdem kennen und gegebenenfalls in Anspruch nehmen:

Teilrentenoptionen

Das deutsche Rentensystem erlaubt flexible Übergänge in den Ruhestand, wie die Teilrente. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können einen Teil ihrer Rente beziehen, während sie weiterhin in reduziertem Umfang arbeiten. So können Sie erfahrene Mitarbeitende weiter beschäftigen, ohne die vollen Lohnkosten tragen zu müssen.

Zuschüsse für Arbeitsplatzanpassungen

Arbeitgeber können Zuschüsse für die Anpassung von Arbeitsplätzen erhalten, um diese altersgerecht zu gestalten. Das gilt insbesondere dann, wenn eine körperliche Beeinträchtigung des Beschäftigten vorliegt.

Wenden Sie sich dazu direkt an die Bundesagentur für Arbeit, um genaue Informationen und mögliche Förderprogramme für die altersgerechte Anpassung von Arbeitsplätzen zu erfragen.

Dazu im Management-Handbuch

Weiterlesen

Vorlagen nutzen

Excel-Tipps