FührungWie Führungskräfte das Betriebsklima verbessern
Führungskräfte mit Fingerspitzengefühl verbessern Betriebsklima
Die Vielfalt der Gefühle erkennen, verstehen und steuern – das ist eine wichtige Kompetenz, die gerade Führungskräfte mitbringen müssen. Das betrifft die eigenen Gefühle, aber auch die der Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzten. Im Fachjargon wird das zusammengefasst unter dem Begriff: emotionale Intelligenz. Laut Barsade steckt dahinter:
„Das ist die Fähigkeit, mit der Mitarbeitende die eigenen Emotionen und die der anderen als eine wertvolle Information betrachten, die dazu beiträgt, in einer bestimmten Situation besser zu agieren.“
Beispiele: Gefühlslage der Beschäftigten erkennen
Beispiel 1
Vertriebsmitarbeiterin Müller hat einen großen neuen Auftrag an Land gezogen. Sie ist selbst ganz begeistert und überschwänglich. Aber am nächsten Morgen wartet sie erst ab, bis sie ihren Chef informiert. Sie prüft dessen Stimmung.
Erst als sie merkt, dass ihm nach einem anstrengenden und unerfreulichen Meeting, eine positive Nachricht guttäte, rückt sie damit raus, was für einen großen Fisch sie an Land gezogen hat. Die Stimmung des Chefs heitert sich augenblicklich auf. Die Wirkung der Botschaft verstärkt sich noch und lässt die Frau Müller glänzend dastehen.
Beispiel 2
Projektleiter Meier muss seiner Chefin erklären, warum sich die Entwicklung der neuen Software noch einmal um zwei Wochen verzögert. Auch er wartet ab, bis die Chefin nach der Mittagspause und einer netten Unterhaltung in einer besseren Stimmung ist.
Sie ist zwar nicht begeistert, aber dann doch bereit, den Zeitplan so anzupassen, dass die Meilensteine noch eingehalten werden.
Voraussetzung für gutes Betriebsklima: Gut gelaunte Führungskraft
Die Gefühle der anderen erkennen, einschätzen und angemessen darauf zu reagieren, ist das eine. Genauso wichtig ist, die eigenen Gefühle zu beherrschen. Das können die einen mehr, die anderen weniger. Doch auch diejenigen, die meinen, ihre Launen und Stimmungen im Griff zu haben, senden Signale (Blicke, Körperhaltung) über ihre Gefühle aus, die andere wahrnehmen. Das passiert auf beiden Seiten oft unbewusst.
Manche Vorgesetzte bringen dafür schauspielerisches Talent mit; sie können mit Arbeitsbeginn in eine besondere Rolle schlüpfen und verkörpern so den freundlichen Kollegen oder die hilfsbereite Servicemitarbeiterin. Es gelingt ihnen, alle negativen Einflüsse für eine bestimmte Zeit so zu unterdrücken oder auszublenden, dass es kaum jemand anderem auffällt.
Rücksichtnahme sorgt für gute Stimmung im Team
Doch auch hier gibt es Grenzen: Wenn das Unternehmen in Schwierigkeiten steckt, wenn Mitarbeitende entlassen werden sollen, dann können auch die ewigen Optimisten Schaden anrichten. Vorgesetzte, die über solche Ereignisse hinweggehen oder alles nur schönreden, verlieren bei ihren Mitarbeitenden schnell an Ansehen und Respekt.
Hier ist Verständnis für die Gefühle der anderen besser angebracht: „Ich verstehe Ihre Situation und Ihre Befürchtungen. Aber vielleicht finden wir einen gemeinsamen Ausweg.“
Probleme offen kommunizieren
Menschen, die alles nur positiv sehen und immer bester Stimmung zu sein scheinen, neigen dazu, alles nur durch eine rosarote Brille zu sehen und jegliche Kritik als unwichtige Bemerkung eines negativen Menschen abzutun. Hier lauert eine Gefahr, der manche Optimisten zum Opfer fallen.
Ihre Persönlichkeitsmerkmale können auch von Nachteil sein. Sie erwarten immer positive Ergebnisse, vertrauen ihrer eigenen Kompetenz, meinen, alles unter Kontrolle zu haben, und haben ein hohes Selbstwertgefühl. Sie negieren sämtliche negativen Gefühle und verdrängen diese – bis es nicht mehr geht. Dann brechen diese umso stärker durch und hinterlassen größere emotionale Schäden.
Deswegen ist auch die Gefahr eines Burnouts bei ihnen recht groß. Eine mögliche Erklärung: Sie halsen sich mehr Arbeit auf als Pessimisten, sie rechnen nicht damit, dass etwas schieflaufen könnte und planen sich für Projekte und Aufgaben zu wenig Zeit ein. Irgendwann ist dann auch bei ihnen das Maß voll. Manche Selbstzweifel können deshalb angebracht sein.
Positive Unternehmenskultur basiert auf Vertrauen
Es geht also für Führungskräfte nicht darum, immer nur Spaß zu verbreiten und alles schönzureden. Viel wichtiger ist, die Situation zu erfassen und darauf authentisch und glaubwürdig zu reagieren. Dazu gehört auch das offene und manchmal kritische Wort. Wichtig ist: eine heitere, positive und transparente Grundstimmung im Unternehmen.
Diese Grundstimmung kann sich nur dort entfalten, wo es die Unternehmenskultur zulässt. Menschen müssen unter anderem ihren Kollegen und ihren Vorgesetzten vertrauen können, sie müssen sich auf diese verlassen können und sich respektiert und anerkannt fühlen.
Insofern haben es die Führungskräfte in ihrer Hand, dass eine gute Stimmung im Team herrscht. Sie müssen selbst mit gutem Beispiel vorangehen.
Wie Sie die Stimmung beeinflussen
Am einfachsten ist, die Mitarbeitenden immer wieder auf die positiven und heiteren Aspekte im Leben und bei der Arbeit hinzuweisen. In Besprechungen sollten sie Jammern, unbegründetes Schlechtreden und ständige Nörgeleien nicht hinnehmen.
Es darf auch mal herumgealbert werden; meistens wissen die Mitarbeitenden sehr genau, wo die Grenzen sind und wann wieder professionelles Handeln gefordert ist.
Zu einer solchen offenen und heiteren Unternehmenskultur gehört es auch, die Bedenkenträger zu hören und den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, ihren Ärger abzulassen.
Manche Unternehmen haben dafür ein spezielles Meeting „Was mich stört“ eingerichtet. Dort werden alle diese Punkte auf den Tisch gebracht und dann bearbeitet. Manches erledigt sich allein durch das darüber Reden; anderes macht sichtbar, wie die Zusammenarbeit im Team verbessert werden kann.
Oft sind es nämlich bestimmte Rahmenbedingungen oder Regeln, die bei den Mitarbeitenden Missstimmung verursachen. Und die lassen sich leicht abstellen und ändern. Kaffee machen, schmutziges Geschirr wegräumen, besseres Kantinenessen, mehr frische Luft – wer auf solche Bereiche achtet und sie im Sinne der Mitarbeiter verbessert, trägt schon erheblich zur Hebung der Laune bei.
Betriebsklima gemeinsam verbessern
Letztlich sind aber alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefordert. Nur gemeinsam lässt sich eine positive und heitere Unternehmenskultur fördern. Es ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens. Und deshalb kann und muss jeder bei sich selbst anfangen. Gute-Laune-Experten raten:
- viel bewegen, Sport treiben, in der Natur und an der frischen Luft sein,
- gut und ausreichend schlafen,
- ausreichend trinken,
- negative Gefühle bewusst beiseiteschieben und ihnen keinen Raum im Kopf gewähren (zum Beispiel auch durch symbolische Handlungen oder durch schöne Dinge, die man sich dann gönnt),
- hilfsbereit sein und sehen, wie sich die Empfänger einer guten Tat darüber freuen,
- dankbar sein für das, was man im Leben ist und erreicht hat, für Familie und gute Freunde – und nicht auf das starren, was man nicht erreicht hat.
Tipps zum Umgang mit schlecht gelaunten Kolleginnen und Kollegen
- Gehen Sie den Menschen aus dem Weg, die Sie in eine schlechte Stimmung bringen oder die Sie regelmäßig durch ihr negatives Denken verärgern, wann immer das möglich ist.
- Bringen Sie sich auf dem Weg in eine Besprechung in eine positive Stimmung. Erinnern Sie sich an positive Erlebnisse und besondere Erfolge.
- Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit in Besprechungen gezielt auf die Personen, die auch wie Sie denken und eine positive Einstellung haben.
- Suchen Sie zu diesen Blickkontakt und geben Sie den Miesmachern wenig Raum, sich zu äußern.