JobsucheErfolgreich bewerben nach der Selbstständigkeit

Welche Argumente eignen sich für Selbstständige bei einer Bewerbung? Gibt es Vorurteile? Wie kann man sie entkräften? Welche Stärken von Selbstständigen werden betont? Und wie stellt man besondere Qualifikationen heraus? Können Schwächen geschickt kaschiert werden? Diese und weitere Fragen beantwortet der Autor.

Wer sich nach der Selbstständigkeit bewirbt, hat oft einen steinigen Weg vor sich. Noch immer interpretieren viele Personaler eine solche Entscheidung als einen Rückschritt.

Deshalb sollte die Bewerbung nach der Selbstständigkeit Vorurteile entkräften und mit handfesten Argumenten überzeugen.

Vorurteile gegen Selbstständige entkräften

Ehemalige Selbstständige müssen bei der Bewerbung oft erst Vorurteile aus dem Weg räumen, bevor sie wirklich punkten können. Schließlich unterstellen Personaler schnell, dass ein Bewerber den Weg zurück in ein normales Beschäftigungsverhältnis suche, weil ihm schlicht die nötigen Fähigkeiten und Kompetenzen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit fehlen.

Außerdem steht die Teamfähigkeit besonders auf dem Prüfstand. Recruiter fragen sich: Kann sich jemand, der lange Zeit sein eigener Chef war, überhaupt noch in ein Team einfügen? Kann er Anordnungen umsetzen? Solche häufig vorkommenden Bedenken sollten Sie gezielt zerstreuen.

Mangelnde Teamfähigkeit

Gerade Selbstständige brauchen ein hohes Maß an sozialer Kompetenz sowie Anpassungs- und Kompromissfähigkeit. Sie arbeiten schließlich nicht im Vakuum. Wer nicht mit Menschen umgehen kann, verprellt seine Kunden und bekommt kein Geld.

Betonen Sie daher in der Bewerbung, dass Ihre Auftraggeber stets mit Ihnen zufrieden waren oder sie sogar Stammkunden gewinnen konnten. Wer Mitarbeiter beschäftigt hat, darf die gute Zusammenarbeit betonen.

Sie können außerdem im Lebenslauf festhalten, dass Sie sich sozial engagieren oder im Sportverein aktiv sind.

Probleme mit der Unterordnung und dem Befolgen von Anweisungen

Der Kunde ist bekanntlich König – das gilt ebenso für Selbstständige, die sich den Wünschen ihrer Auftraggeber unterordnen müssen. Auch hier sind zufriedene Kunden das beste Indiz dafür, dass Sie nicht nur Ihren Willen durchboxen, sondern ebenso gut zuhören können.

Mangelnde Planungs- und Organisationsfähigkeit

Personaler könnten vermuten, dass eine unzureichende Planung oder eine schlechte Organisation zum Scheitern der Selbstständigkeit führte. Nehmen Sie dieser Annahme den Wind aus den Segeln, indem Sie Erfolge Ihrer Selbstständigkeit betonen und eine möglichst positive Entwicklungslinie nachzeichnen.

Punkten Sie mit dem, was Sie erreicht und auf die Beine gestellt haben – Positives betonen, Negatives kaschieren.

Geringe Belastbarkeit

Machen Sie mit Ihrer Bewerbung deutlich, dass es Ihnen nicht an Motivation und Arbeitseifer mangelt. Sie konnten einen Auftrag termingerecht und zufriedenstellend über die Bühne bringen, obwohl Planänderungen und äußere Widrigkeiten im Weg standen?

Perfekt, dann belegen Sie Ihr Durchhaltevermögen mit solchen hart errungenen Erfolgen.

Besondere Qualifikationen herausstellen

Ihr zukünftiger Arbeitgeber stellt Sie nicht aus Nächstenliebe ein, sondern weil er davon überzeugt ist, dass Sie die geforderten Aufgaben erledigen können.

Wie bei jeder anderen Bewerbung gilt deshalb: Machen Sie greifbar, welche Vorteile das Unternehmen aus Ihrer Anstellung ziehen kann. Ganz sicher haben Sie einiges zu bieten.

Doch beschränken Sie sich auf Kompetenzen, die für den Job relevant sind. Kenntnisse im Videoschnitt sind toll, aber zum Beispiel im Kundenservice nicht wirklich gefragt. Selbstständige sammeln Kompetenzen in den unterschiedlichsten Bereichen. Da gibt es sicher Qualifikationen und Erfahrungen, die Arbeitgeber schätzen und suchen.

Rechnungswesen und Auftragsverwaltung

Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie man Zahlungen korrekt verbucht, wie eine vernünftige Rechnung auszusehen hat und wie man in dem Berg von Zahlen und Daten trotzdem die Übersicht behält.

Kundenkontakt und Kundenservice

Ohne Kunden keine Aufträge, ohne Aufträge kein Geld. Gerade Selbstständige müssen ihren Kundenstamm zu pflegen wissen. Das schult sie im Umgang mit Kunden und Menschen.

Verhandlungsgeschick

Zahlungs- und Vertragsverhandlungen machen selten Spaß, aber sie sind nötig. Wer zielstrebig verhandelt und auf diesem Wege gute Abschlüsse erzielt, ist in jeder Firma gern gesehen.

Steuer- und Rechtsfragen

Zugegeben, gern kümmern sich Selbstständige nicht um Steuerfragen und Rechtsthemen. Denn im Dickicht von Gesetzen und Vorschriften den Überblick zu behalten, ist nicht einfach. Aber gerade deshalb sehen Personaler gerne Bewerber, die in steuerlichen und rechtlichen Fragen bewandert sind.

Eigeninitiative

Selbstständige bringen Selbstvertrauen und Tatendrang mit – denn das braucht man, um sich auf eigene Faust behaupten zu können. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern können Sie dank Ihrer Selbstständigkeit Belege für Ihre Proaktivität liefern.

Branchenkenntnisse und -kontakte

Sie wissen, worauf es in Ihrer Branche ankommt, welche Entwicklungen in der Zukunft zu erwarten sind und wo Fallen lauern. Dieses Wissen ist Gold wert und Sie können es fast eins zu eins für Ihren neuen Arbeitgeber einsetzen.

Ehemalige Selbstständige können dabei häufig nicht auf Arbeitszeugnisse von vorherigen Arbeitgebern zurückgreifen, die ihre Eignung untermauern.

Aber sie haben eine potenziell viel mächtigere Waffe im Gepäck: Referenzschreiben von zufriedenen Kunden. Bitten Sie Geschäftspartner um ein solches Schreiben. Wenn diese mit Ihrer Arbeit zufrieden waren, helfen sie sicher gern weiter.

Bewerbung nach der Selbstständigkeit begründen

Ein festes Einkommen, geregelte Arbeitszeiten und pünktlich Feierabend – davon können die meisten Selbstständigen nur träumen. Wenn bei aller Arbeitslast auf dem eigenen Konto trotzdem Ebbe herrscht, locken die Sicherheiten des Angestelltenverhältnisses umso mehr.

Kein Wunder also, dass viele gebeutelte Selbstständige sich wieder nach einem gewöhnlichen Job mit etwas mehr Beständigkeit sehnen. Doch selbst wenn diese Erwägungen einleuchten, sollten sie in Ihrem Anschreiben so besser nicht durchklingen.

Stattdessen gilt es, der Entscheidung gegen die Selbstständigkeit und für das Angestelltenverhältnis eine positive Bedeutung zu geben. Sie sollte überlegt und bewusst getroffen wirken. Entscheidend ist dabei, wie die Motivation für die Neuausrichtung begründet wird.

Der Bewerber sollte betonen, dass er eine Entwicklung „hin zu“ einer neuen Position anstrebt – und nicht „weg von“ bisherigen Aufgaben und Verantwortungen. Die Bewerbung ist ein Aufbruch, keine Flucht. Wie Sie diese Neuorientierung verpacken, hängt natürlich von Ihrer Vita ab.

Eigene Fähigkeiten und Stärken besser nutzen

Während der Selbstständigkeit konnten Sie weitreichende fachliche Kenntnisse sammeln, die sich allerdings in Teamarbeit besser in erfolgreiche Projekte ummünzen lassen.

Schließlich erlaubt Ihnen das Angestelltenverhältnis ein stärker fokussiertes Arbeiten, weil die Nebengeräusche der Selbstständigkeit (Selbstmarketing, Steuerfragen, Rechtliches etc.) entfallen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben sich geändert

Die wirtschaftliche Situation hat sich geändert, die Kosten für Material, Werkzeug und Reklame sind gestiegen. Obwohl Ihre fachlichen Qualitäten stets überzeugten, wird sich die Selbstständigkeit voraussichtlich nicht mehr rentieren. Einsatz und Ertrag gehen zu stark auseinander.

Die Rückkehr in ein Beschäftigungsverhältnis ist daher die rational und ökonomisch sinnvollere Alternative.

Persönliche Situation hat sich geändert

Ihre familiäre Situation hat sich verändert und nun streben Sie einen geregelten Arbeitsalltag an. Erfolgreiche Arbeit ist Ihnen wichtig, aber Sie wünschen sich für Ihre Familie auch Sicherheit und Stabilität.

Weil Sie die besten Chancen dafür in der Anstellung bei einem Unternehmen sehen, lassen Sie die hohe und oftmals unvorhersehbare Arbeitslast der Selbstständigkeit bewusst hinter sich. Das sichert Ihre Work-Life-Balance und sorgt langfristig für die besseren Arbeitsergebnisse.

Die Darstellung in Ihrer Bewerbung sollte den Eindruck erwecken, dass es sich um eine überlegte und zielgerichtete Entscheidung handelt. Sie agieren, statt bloß zu reagieren. Sie ziehen aus Ihren Beobachtungen die richtigen Schlüsse und lassen sich nicht von den Umständen überwältigen.

Rechtfertigungen sind daher unbedingt zu vermeiden, denn so ziehen Sie Ihre Darstellung selbst in Zweifel und bringen sich unnötig in die Defensive.

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