PersönlichkeitDie acht Karriereanker nach E. Schein erklärt
Was sind die Karriereanker nach Edgar Schein?
Die acht Karriereanker bilden in ihrer Gesamtheit ein Konzept, das Aussagen über Kompetenzen, Werte, Motive, Bedürfnisse und Ziele einer Person ermöglicht. Diese persönlichen Eigenschaften sind ausschlaggebend für Entscheidungen, welche die Karriere betreffen.
Ursprünglich wurden die Karriereanker entwickelt, um einen Aufschluss über die möglichen Entwicklungen von Managern zu geben. Heute werden die Karriereanker als Instrument in (Karriere-)Coachings, bei der Berufsberatung und im Kontext der Personalentwicklung eingesetzt.
Welche Karriereanker gibt es?
Man unterscheidet acht verschiedene Karriereanker, die Beschäftigten auf allen hierarchischen Ebenen bei der Orientierung im Beruf helfen können:
- Technische und funktionale Kompetenz oder Ausrichtung
- (Befähigung zum) General Management
- Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
- Sicherheit und Beständigkeit
- Unternehmerische Kreativität
- Hingabe für eine Aufgabe, Idee oder Sache
- Totale Herausforderung
- Lebensstil-Integration
Den Ankern werden Aspekte zugeordnet, die einer Person wichtig oder nicht wichtig sein können. Die Anker-Beschreibungen und spezifische Fragen helfen dabei, sich der eigenen Motive, Stärken und Fertigkeiten bewusst zu werden. Diese Erkenntnis bildet die Basis für berufliche Veränderungen und Entwicklungen.
1. Technische und funktionale Kompetenz oder Ausrichtung
Personen mit diesem Karriereanker wollen ihre Fähigkeiten laufend verbessern und suchen daher die fachliche Herausforderung. Zu dieser Gruppe gehören Expertinnen und Experten, die sich weiterqualifizieren, um technologischen und wissenschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden und um sich immer weiter in ihrem Fachgebiet zu spezialisieren.
2. (Befähigung zum) General Management
Wer dieser Personengruppe angehört, trägt gerne Verantwortung für sich sowie für andere und ist entscheidungsfreudig. Die meisten engagierten Managerinnen und Manager haben diesen Karriereanker.
Dem Anker General Management werden zugeordnet:
- analytische Fähigkeiten
- emotionale Kompetenz
- Entscheidungskompetenz
Die Führung von Menschen und die Steuerung von Projekten fällt Menschen mit diesem Karriereanker leichter als anderen.
3. Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
Menschen mit diesem Karriereanker möchten frei entscheiden, wann und in welchem Umfang sie welcher Aufgabe nachgehen – im Rahmen des Sinnvollen und Möglichen. Sie brauchen Freiräume und Möglichkeiten, selbstständig zu entscheiden und zu gestalten. Sie lassen sich ungern von Regeln und Formalitäten einengen.
Von Unternehmen werden solche Personen geschätzt; sie gehen jedoch häufig einer selbstständigen Tätigkeit nach.
4. Sicherheit und Beständigkeit
Ein sicherer Arbeitsplatz und regelmäßig wiederkehrende Aufgaben sind Personen mit diesem Anker wichtig. Sie suchen keine Herausforderung und sind meist mit dem zufrieden, was sie haben. Wenn sie sicher sind, dass es so bleibt. Dann sind sie gegenüber dem Unternehmen auch sehr loyal.
Ist dieser Aspekt bei einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter stark vertreten, sollte die Person weiterqualifiziert werden, um mehr Selbstsicherheit durch Wissen zu erlangen. Denn: Wer Dinge besser kann als andere, macht sich unentbehrlich. Der Arbeitsplatz wird hierdurch sicherer.
5. Unternehmerische Kreativität
Menschen mit unternehmerischer Kreativität wollen selbst etwas bewegen, ein Unternehmen gründen, ein wichtiges Projekt anstoßen, etwas erfinden und erfolgreich vermarkten. Sie haben viele neue Einfälle und setzen die Ideen zeitnah um. Für sie ist Anerkennung durch andere wichtig.
Komplexität und Dynamik verschrecken sie nicht, sondern spornen sie an. Unternehmerisch Kreative schaffen Jobs und eröffnen Möglichkeiten für Personen mit anderen Karriereankern – jenen ohne eine ausgeprägte unternehmerische Kreativität.
6. Dienst und Hingabe (für eine Aufgabe, Idee oder Sache)
Personen mit diesem Karriereanker sind die eigenen Werte sehr wichtig. Sie wollen diese in ihrem Beruf einbringen und verwirklichen. Sie helfen anderen gerne und sorgen sich um ihrer Umwelt. Ein faires Miteinander ist Ihnen wichtiger als der berufliche Aufstieg. Ein Umfeld, das ethische Prinzipien verfolgt und ihren Werten entspricht, motiviert sie. Ihre Arbeit möchten sie als sinnvoll und hilfreich (für andere) empfinden.
7. Totale Herausforderung
Personen mit diesem Anker suchen stets neue Herausforderungen und messen sich gerne mit anderen. Erreichen Sie das scheinbar Unmögliche, motiviert sie das zusätzlich. Sie leisten viel aus eigenem Antrieb. Nicht nur sie selbst, sondern auch die anderen sollen die Ergebnisse sehen.
8. Lebensstil-Integration
Hier steht der persönliche Lebensstil im Vordergrund. „Karriere zu machen“, mehr Geld zu verdienen oder berufliches Prestige sind nicht prioritär. Das Private ist wichtiger.
Hobbys, die Familie oder ehrenamtliche Tätigkeiten werden als wichtig angesehen. Die Work-Life-Balance muss stimmen. Wer Menschen mit diesem Anker als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter halten möchte, sollte entsprechende Freiräume bieten, wie etwa die freie Zeiteinteilung.
Kann man die Karriereanker auch kritisch sehen?
Kritisch zu betrachten sind die obigen Beschreibungen der unterschiedlichen Karriereanker und der jeweiligen Menschen insofern, als manche Persönlichkeiten mehreren Karriereankern zugeordnet werden können. Eine eindeutige Zuordnung eines Menschen zu einem Karriereanker ist selten möglich. Aber oft sind die Merkmale eines Karriereankers besonders ausgeprägt und stärker als die eines anderen.
Wer sich am Schema der Karriereanker orientiert und sie zum Beispiel als Basis für die Einschätzung von Mitarbeitenden, Bewerbern oder Managern nutzt, der verfällt allzu schnell in „Schubladendenken“.
Zudem besteht die Gefahr der Missinterpretation:
Beispiele: Warum Karriereanker auch kritisch zu betrachten sind
Wenn eine Mitarbeiterin zwei Kinder hat und die Familie in ihrem Leben einen wichtigen Stellenwert einnimmt, kann sie trotzdem den Aufstieg in eine Führungsposition anstreben.
Wer viele Ideen hat und diese gerne zeitnah umsetzt – am besten ohne Rücksprache mit der Führungskraft oder dem Team – eignet sich nicht automatisch als Unternehmensgründer.