ErfolgFünf Denkfehler, die uns blockieren
Menschen stehen ihrer persönlichen Entwicklung oft selbst im Weg. Sie tappen in Denkfallen. Sie sitzen falschen Annahmen auf und blockieren sich damit selbst. Was kann ich erreichen? Wer einen der folgenden Denkfehler begeht, schränkt seine Möglichkeiten von vornherein ein.
Falsches Erfolgsdenken: Erfolg ist eine Frage von Intelligenz
Was waren die Wurzeln des Erfolgs des Dichters und Denkers Johann Wolfgang von Goethe? Von ihm weiß man: Er schrieb seine Bücher, ohne sich zu überarbeiten, ohne Mühe zu empfinden. Doch war Goethe deshalb tatsächlich intelligenter als andere seiner Zeitgenossen? Sind solche Menschen im wahrsten Sinne des Wortes selbstwirksamer als andere? Benötigen wir eine gewisse Intelligenz, um erfolgreich zu sein?
Nein. Diese Denkfalle bekommen wir schon in der Schule vermittelt, wonach nur die intelligentesten und besten Schüler auch später im Berufsleben erfolgreich sein werden. Die Biografien vieler erfolgreicher Menschen belegen, dass gute Schulnoten nicht die Basis für den Erfolg sind. Auch die Psychologie hat in den 1980er Jahren klassische Intelligenztests hinterfragt und festgestellt, dass Intelligenz weitaus vielschichtiger ist als IQ-Tests es uns glauben machen.
Howard Gardener, Professor für Erziehungswissenschaften und Psychologie, entwickelte die Theorie, dass jeder dieser Ausnahmemenschen eine Form von Intelligenz besitzt, die in der Regel gar nicht als eindimensionale Intelligenz, sondern als Talent betrachtet wird. Gardener leitete aus der Beobachtung von talentierten und begabten Menschen die Theorie der multiplen Intelligenzen ab.
Katastrophendenken: Die Zukunft wird in einer Katastrophe enden
Katastrophendenken ist eine Denkfalle, bei der wir grundsätzlich davon ausgehen, dass die Zukunft etwas Unangenehmes birgt. Daraus entsteht eine Art Angst vor dem Morgen. Es entsteht ein Gefühl von existenzieller Unsicherheit. In der Folge wird jedes Ereignis in unserem Leben als Vorbote eines schrecklichen Untergangsszenarios erlebt.
Katastrophendenken wirkt wie eine Bankrotterklärung. Eine Neuorientierung wird nahezu ausgeschlossen, denn wir befinden uns in einer Art Opferhaltung, die sich mit einer allmächtigen Ohnmacht beschreiben lässt. Jeder Versuch, diesem Zustand zu entkommen, wird gefühlt wieder in einer Katastrophe enden. Diese Ansicht sorgt für eine Art Endlosschleife, aus der sich ein Mensch nur selten alleine befreien kann.
Ein Beispiel für Katastrophendenken ist das Festhalten an einem Job, obwohl man sich dort nicht mehr wohlfühlt. Man hält am Job fest aus Angst, die Veränderung könnte noch schlimmer werden als die augenblickliche Situation. Eine extreme Form des Katastrophendenkens ist es, ein Unglück, das anderen widerfahren ist, als sehr wahrscheinlich für das eigene Leben anzunehmen.
Katastrophendenken versetzt die Menschen in lähmende Angstzustände. Sie werden passiv – und dies in Momenten, in denen eigentlich Mut und Aktivität gefragt sind.
Leistungsdenken: Ich selbst und andere brauchen Druck
Leistungsdenken entspricht den Normen der heutigen Leistungsgesellschaft und ist daher weit verbreitet. Gerade Führungskräfte sind der Meinung, dass sie sich selbst und ihren Mitarbeitern immer wieder Druck machen müssen, damit die Ziele des Unternehmens erreicht werden.
Durch ihre weite Verbreitung gehört Leistungsdenken zu den gravierendsten Denkfehlern, denn sie wird nicht als solche wahrgenommen. Eine gängige Formulierung dabei ist die Wenn-Dann-Formulierung: „Wenn du das nicht schaffst, dann bist du ein Versager.“ Oder: „Wenn du diese Chance nicht nutzt, dann bedeutet das das Aus für deine Karriere.“
Diese Formulierungen gehören in der Geschäftswelt zum Alltag und sind mitverantwortlich dafür, dass Burnout immer mehr um sich greift. Die extremsten Formen des Druckmachens beziehungsweise Leistungsdenkens sind blinder Aktionismus und hektische Betriebsamkeit, ohne den genauen Grund dafür zu kennen. Besser wäre es, ruhig zu werden und zu überlegen, was in der augenblicklichen Situation am sinnvollsten ist.
Doch oft kommt es zum Denkfehler des Druckmachens, bevor wir es schaffen, die Grundannahmen unserer bisherigen, vielleicht nicht mehr stimmigen Entscheidung in Frage zu stellen.
Selbstverleugnung: Ich bin nicht so wichtig
Es ist wichtig, sich selbst und seine Bedürfnisse zu kennen. Oftmals lässt sich aber das Gegenteil beobachten: Für die Karriere werden die eigenen Bedürfnisse hintangestellt. Hierbei handelt es sich dann um den Denkehler der Selbstverleugnung. Oft steckt dahinter die Überzeugung, nur selbst etwas wert zu sein, wenn es allen anderen gut geht und man selbst dafür sorgen muss.
Wer diesen Denkfehler begeht, stellt die Lebensinteressen der Mitmenschen über die eigenen Bedürfnisse. Oft verteidigen diese Menschen die Denkweise mit allen Mitteln. Das Motto: Was wäre diese Gesellschaft, wenn jeder nur noch an sich denken würde und keiner mehr an seine Mitmenschen?
Das Mittel gegen Selbstverleugnung ist die Entwicklung eines gesunden Egoismus'. Eines Egoismus', der es erlaubt, auf sich zu achten, sowohl psychisch als auch physisch gesund zu bleiben und es nicht allen recht machen zu wollen. Also auch mal nein zu sagen, wenn man etwas nicht will. Nach Unterstützung fragen, wenn Beistand nötig ist. Im Modus der Selbstverleugnung haben wir Angst davor, dass uns oder anderen etwas Schreckliches passieren könnte, wenn wir uns nicht aufopfern.
Wir könnten anecken und uns Feinde machen, vielleicht sogar unbeliebt werden oder Gegenwind bekommen, dem wir nicht standhalten können. Es mag viele tiefenpsychologische Gründe für die Selbstverleugnung geben, wie etwa Glaubenssätze, Ängste, Prägungen oder traumatische Erfahrungen. Alle führen Schritt für Schritt zur Selbstaufgabe.
Obwohl Menschen mit einer altruistischen Einstellung für eine Gesellschaft wichtig sind, erfahren sie zu wenig Wertschätzung. Es gibt Menschen, die mit ihrer Opferrolle so eng verbunden sind, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr kennen. Sie leben schon so lange in der Selbstverleugnung der eigenen Wünsche, dass sie den Kontakt zu sich selbst vollkommen verloren haben.
Aus Forschungen zu den Themen Burnout und Resilienz wissen wir aber, dass Menschen besonders gut mit Krisensituationen umgehen können, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse kennen und sich ganz bewusst für Erfolge belohnen. Die persönliche Selbstwirksamkeit steigt also gerade dann an, wenn man sich nicht selbst verleugnet.
Übermotivation: Es gibt keine Probleme, nur Lösungen
Nicht nur mit negativen Gedanken kann man sich blockieren. Auch Übermotivation und übertrieben positive Gedanken können eine Blockade auslösen. Überzogene Selbstmotivation, das ständige Anfeuern von uns selbst setzt uns genauso unter Druck wie die Selbstkritik und Selbstbeschimpfung. Übermotivierte Menschen verlangen von sich, immer und überall gut gelaunt, optimistisch, selbstsicher und positiv sein zu müssen.
Ihr Sinnspruch: Es gibt keine Probleme, sondern nur Lösungen. Auch mit diesem Denkfehler verlieren wir den Blick für die Realität und laufen dem Trugschluss der Kontrolle und Orientierung hinterher.
Der Denkfehler Übermotivation lässt sich allerdings schwer erkennen, da er häufig mit dem Gefühl extremer Euphorie verbunden ist. Wir sehen unser Leben als eine einzige Erfolgsgeschichte und fühlen uns gut und unverwundbar. Es fehlt die Balance zwischen Misserfolg und Erfolg, da wir den Misserfolg vollkommen ausblenden.
Doch die meisten Menschen kommen im Laufe ihres Lebens zu dem Punkt, an dem sie nicht mehr die Kraft haben, ihren Denkfehler der Übermotivation aufrechtzuerhalten. Oft entstehen daraus neue Denkfehler wie zum Beispiel der des Druckmachens oder eine übermäßige Selbstverleugnung.
Die Übermotivation hat häufig die Funktion, eine andere Schieflage im Leben zu kaschieren und uns mit einer Sache, die wir eigentlich verändern müssten, länger zu arrangieren als es uns gut tut. Wir motivieren uns immer wieder zum Durchhalten und Weitermachen.
Dieser Denkfehler ist keine Entdeckung der Erfolgreichen, sondern auch der Menschen, die das Gefühl haben, immer auf der Stelle zu treten und nicht aus dem Hamsterrad entkommen zu können. Sie übermotivieren sich mit der Absicht, ihrem Umfeld etwas beweisen zu müssen.