FührungKlare Kommunikation statt Worthülsen
Viele Führungskräfte reden viel, aber sagen wenig. Meetings enden ohne Ergebnisse, Feedback bleibt vage und Entscheidungen werden so vorsichtig formuliert, dass niemand genau weiß, was nun eigentlich Sache ist.
Gleichzeitig erleben Mitarbeiter immer wieder das Gegenteil: Direktiven ohne Erklärung, harsche Kritik oder Missverständnisse, die zu Frust und Konflikten führen.
Doch Kommunikation ist das wichtigste Führungsinstrument. Ob in Feedbackgesprächen, in Meetings, bei Zielvereinbarungen oder in Krisensituationen – wer als Führungskraft nicht klar kommuniziert, verliert Vertrauen, Respekt und letztlich den Erfolg seines Teams.
Drei Situationen, in denen Klartext entscheidend ist
Feedback geben: Viele Führungskräfte tun sich schwer, klare Rückmeldungen zu geben. Entweder verpacken sie Kritik so vorsichtig, dass die eigentliche Botschaft untergeht. Oder sie sind so direkt, dass der Empfänger dicht macht.
Zielvereinbarungen treffen: Wer unkonkrete Ziele setzt, wird vage Ergebnisse erhalten. Formulierungen wie „Streng dich mehr an“ oder „Wir wollen den Umsatz steigern“ führen zu Unsicherheit.
Entscheidungen kommunizieren: Häufig werden Beschlüsse verwässert weitergegeben. Führungskräfte wollen sich absichern und lassen Hintertüren offen. Das Ergebnis: Mitarbeitende wissen nicht, was wirklich gilt.
Wie spricht man in diesen Situationen Klartext?
Klartext bedeutet nicht, rücksichtslos zu sein. Es geht darum, deutlich und respektvoll zu kommunizieren, sodass keine Missverständnisse entstehen.
Feedback, das wirklich ankommt
Wenn Sie Mitarbeitenden Feedback zu deren Leistung geben, sollten Sie so lieber nicht sprechen:
„Das war schon ganz gut, aber …“ (Lässt die Kritik schwammig wirken) „Das war schlecht, das musst du besser machen.“ (Zu unspezifisch, nicht hilfreich)
Stattdessen sollten Sie immer konkret sein: Was lief gut? Was genau kann besser werden? Was ist die Erwartung?
„Die Präsentation hatte eine starke Struktur, aber die Argumente waren nicht prägnant genug. Beim nächsten Mal: Halte dich kürzer und bring die Kernaussagen schneller auf den Punkt.“
Eindeutige Ziele statt Worthülsen
Ziele müssen SMART sein: spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert. Solche allgemeinen Aussagen helfen den Mitarbeitenden nicht:
„Wir sollten effizienter arbeiten.“ (Was bedeutet das genau?) „Mach das so schnell wie möglich.“ (Bis wann genau?)
Besser ist:
„Unser Ziel ist es, die Bearbeitungszeit für Kundenanfragen bis Ende des dritten Quartals um 20 Prozent zu reduzieren.“
Entscheidungen klar kommunizieren
Entscheidungen brauchen klare Worte, sonst entstehen Spekulationen. Dies sind allzu vage Aussagen:
„Wir haben beschlossen, dass wir uns in diese Richtung bewegen werden …“ (Welche Richtung genau?) „Wir sollten überlegen, ob wir das Budget kürzen.“ (Wird es nun gekürzt oder nicht?)
Auch hier müssen die Ansagen konkret und verständlich sein. Es sollte keinen Interpretationsspielraum geben. Deshalb besser:
„Wir haben entschieden, dass das Budget für Projekt X um 10 Prozent reduziert wird. Ab Oktober setzen wir folgende Maßnahmen um: …“
Welche Reaktionen klare Kommunikation auslöst
Nicht jeder reagiert positiv auf Klartext. Manche fühlen sich angegriffen, andere sind erleichtert, endlich Klarheit zu haben. Das Wichtigste ist, mit möglichen Reaktionen professionell umzugehen.
Folgende, typische Reaktionen treten häufig ein – und so gehen Sie damit um:
Widerspruch oder Rechtfertigung:
„Aber ich habe das doch genauso gemacht, wie du gesagt hast!“ Ruhig bleiben und bei den Fakten bleiben:
„Ich verstehe deinen Punkt. Ich erwarte jedoch, dass du in Zukunft …“
Schweigen oder Unsicherheit:
Mitarbeiter wirkt überfordert oder verunsichert. Nachfragen:
„Gibt es etwas, das dir unklar ist? Brauchst du noch Unterstützung?“
Verärgerung oder Verteidigungshaltung:
„Ich finde es nicht fair, dass ich hier kritisiert werde!“ Sachlich bleiben:
„Es geht nicht darum, dich persönlich zu kritisieren, sondern um eine Verbesserung in diesem Bereich.“
Wer Klartext spricht, muss auch zuhören. Geben Sie Raum für Fragen und klären Sie Missverständnisse direkt.
Klare Worte zeigen wirklich Wirkung
Es reicht nicht, nur Klartext zu reden – er muss auch ankommen. Sonst prallt die Botschaft ab oder sorgt für Widerstand. Drei Methoden helfen dabei, dass klare Kommunikation auch Ergebnisse bringt.
Erwartungen direkt festhalten:
Nach jedem Gespräch eine Zusammenfassung geben:
„Wir haben festgelegt, dass du bis Freitag die Präsentation überarbeitest.“
Im Nachgang eine kurze E-Mail mit den wichtigsten, vereinbarten Punkten senden.
Verbindlichkeit einfordern:
Klarstellen, dass Vereinbarungen ernst gemeint sind. Bei Nachfragen nicht ausweichen:
„Nein, es gibt hier keinen Spielraum. Das ist unsere Entscheidung.“
Vorbild sein:
Führungskräfte, die selbst unklar kommunizieren, können keine klare Kommunikation erwarten. Wer Klartext fordert, muss ihn auch selbst liefern – ohne Ausreden oder leere Versprechen.
Fazit: Klare Kommunikation ist Führungskompetenz
Klartext bedeutet nicht Härte oder Rücksichtslosigkeit – sondern Klarheit und Verlässlichkeit. Wer als Führungskraft vage bleibt, sorgt für Missverständnisse, Unsicherheit und Ineffizienz.
Ob in Feedbackgesprächen, bei Zielvereinbarungen oder Entscheidungsprozessen – klare Kommunikation ist der Schlüssel zu Respekt, Vertrauen und echten Ergebnissen.
Checkliste: Sind Sie bereit für Klartext?
- Sagen Sie, was Sache ist – Keine Floskeln, keine versteckten Botschaften. Direkt, aber respektvoll.
- Treffen Sie Entscheidungen – Sammeln Sie Informationen, aber vermeiden Sie endlose Analysen. Führen heißt Handeln.
- Lassen Sie Kontrolle los – Vertrauen Sie Ihrem Team, statt jedes Detail zu überwachen.
- Übernehmen Sie Verantwortung – Keine Ausreden, keine Schuldzuweisungen. Führungskräfte stehen für ihre Entscheidungen ein.
- Erwarten Sie Klarheit auch von anderen – Fordern Sie von Ihrem Team ebenso klare Kommunikation und Verbindlichkeit ein.
- Fehler sind Lernchancen – Lassen Sie Raum für Wachstum, statt Fehler zu bestrafen.
- Seien Sie mutig – Führung ist kein Popularitätswettbewerb. Wer Klartext spricht, gewinnt langfristig Respekt und Vertrauen.