InnovationsmanagementWie Sie innovationsförderliche Arbeitslandschaften erschaffen
Wer Innovationen erschaffen will, muss eingetretene Denkpfade verlassen, bestehende Grenzen verschieben, etwas riskieren, experimentieren und ergebnisoffen ausprobieren. Um die dazu nötigen Prozesse in die Wege zu leiten, brauchen wir eine innerbetriebliche Denk- und Handlungskultur, die Innovationen jederzeit möglich macht.
Auch Spielräume und innovative Arbeitslandschaften gehören dazu. Sie erzeugen pulsierenden Tatendrang und ein Treibhausklima für exzellente Ideen.
Der Nährboden für Kreativität
Kreativität ist die Schlüsselressource für einen steten Ideenfluss. Sie ist anarchisch, flatterhaft, regellos, wild. Sie kommt, wenn sie will, nicht, wenn sie muss. Sie ist wie eine launische Diva, die die richtigen Umstände braucht. Heiterkeit und Muße sowie die Abwesenheit von Macht und Kontrolle gehören dazu.
Kreativität mag zudem Gesellschaft. Ein Geistesblitz benötigt jemanden, auf den er überspringen kann.
Damit das Gehirn auf Hochtouren fährt, sind ansprechende, offene, flexible, farbenfrohe, beflügelnde Raumwelten wichtig, die sowohl konzentriertes Vorgehen als auch einen regen Austausch möglich machen. Gut gemachte Arbeitslandschaften bringen Ideen ins Rollen.
Tuchfühlung und ein befruchtender Austausch sind die beste Basis für gute Ideen. Vielerorts entstehen nun Begegnungsorte auf Augenhöhe, an denen weder Bereichsgrenzen noch Machtgefüge eine Chance haben.
Passende Umfelder sind mitentscheidend dafür, dass zunächst kraftvolle Beziehungen und auf dieser Basis dann brillante Arbeitsergebnisse entstehen.
Was es der Kreativität schwer macht
Hingegen erblühen Einfallsreichtum und Schöpferkraft allein zu Hause und in Videocalls nur sehr schwer. Das Setting einer Videokonferenz sorgt für Versachlichung, für Versteifung und für emotionale Distanz.
Auch in standardisierten Einzelzellen und im tristen Einheitsgrau alter Bürokonstellationen kommt man schlecht auf neue Ideen. Das eigene Büro als Statussymbol hat ausgedient.
Co-kreativ miteinander arbeiten
Wir suchen unsere Mitmenschen am liebsten auf gleicher Ebene und in der Nähe auf, das ist ein Relikt aus unserer Zeit als Savannenbewohner. Was in entfernten anderen Stockwerken passiert, blenden wir, kognitiv gesehen, weitgehend aus. Wer nur mühsam zu erreichen ist, den vergessen wir einfach und verlieren zu ihm den Kontakt.
Negativ-Beispiel: Arbeiten im Silo
So ergab es sich in der Münchener BMW-Zentrale, dass die Ingenieure, die die 5er-Modellreihe konzipierten, die Kollegen von der 7er-Serie kaum zur Kenntnis nahmen - und umgekehrt. So manche Idee, die man wechselseitig gut hätte gebrauchen können, wurde entweder zu spät oder gar nicht ausgetauscht.
Der Grund: Die Teams waren in verschiedenen Stockwerken untergebracht. Innovationsfeindliche Silostrukturen und Machtpolitik sind meist die wahren Auslöser für solch hinderliche Entzweiung.
Positiv-Beispiel: Räume der Geselligkeit
In jungen Unternehmen hingegen werden die Arbeitsplätze nicht nach hierarchischen, sondern nach funktionalen Gesichtspunkten gestaltet. Orte intensiver Arbeit, Räume der Geselligkeit und Rückzugsbereiche gehören dazu.
Viel Glas sorgt für Durchblick. Gemeinsame Wege und Orte regelmäßigen Zusammenkommens führen zu einem spontanen Gedankenaustausch und zu gemeinsamen Projekten. Menschen arbeiten sehr gern co-kreativ miteinander, wenn man ihnen vielfältigen Raum dafür gibt.
Wodurch die Denkarbeit des Gehirns begünstigt wird
Für kreativen Output ist es wichtig zu wissen, dass die Denkarbeit des Gehirns in vier Phasen verläuft:
- Inspirieren
- Konzentrieren
- Aktivieren
- Regenerieren
Diesen Rhythmus gilt es durch freie Zeiteinteilung zu unterstützen, denn Gehirne ermüden sehr schnell.
Doch Phasen der geistigen Regeneration, damit eine kreative Ausbeute gelingt, kommen im klassischen Arbeitsleben zu kurz. „Bitte kein Sofa“, hört man von so manchem Chef, wenn es um die architektonische Büroneukonzeption geht. „Meine Leute sollen arbeiten und nicht rumhängen“, heißt es zur Begründung.
Tja, vom Wesen der Kopfarbeit wurde dort nichts verstanden. Eine monotone Arbeitsumgebung lässt Ergebnisarmut entstehen.
Und Kopfarbeiter kontrollieren? Die pure Anwesenheit am Schreibtisch ist kein Garant für Leistung. Einfallsreichtum entsteht nicht nach Stundenplan und auf Befehl, sondern braucht ein passendes Umfeld.
Nur, wer sich wohlfühlt, ist kreativ. Neurobiologisch betrachtet entwickeln sich kreative Ideen, indem das Gehirn auf geistige Wanderschaft geht und bestehendes Wissen mit neuem Gedankengut kombiniert.
Hohe Decken lassen Luft zum Denken. Für fokussierte Arbeiten hingegen sind niedrige Decken besser geeignet. Ein weiter Blick nach draußen oder ein Arbeitsort in freier Natur kann zu zündenden Einfällen führen. Ansprechende Musik sowie passende Farben und Düfte stimulieren die Schöpferkraft und steigern das Leistungsvermögen.
Wo beginnen mit der Vernetzung und Zusammenarbeit?
Eine gut ausgestattete, bistroähnliche Küche ist in modernen Bürogebäuden elementar. Sie ist ein Erholungsort und macht Plauschpausen möglich. Einfallsreichtum entsteht ja vor allem dann, wenn unser Denkapparat entspannt ist und Gedankenrohlinge mit anderen teilt.
So kann man sich im Bistro auch ganz ungezwungen mit Kollegen aus anderen Arbeitsbereichen treffen, um sich zu vernetzen und Ideen zusammenzulegen.
Manchmal reicht es zu Beginn, einen einzigen Raum im Unternehmen für kreativeres Arbeiten umzugestalten. Sorgen Sie für unterschiedlichste Sitzgelegenheiten, für Visualisierungsflächen, für einen Kuschelteppich – und unbedingt auch für ein gemütliches Sofa.
Projektgruppen benötigen andere Räumlichkeiten als Scrum-Teams. Und Design Thinking braucht einen anderen Ort als die Routinearbeit.
In wandelbaren Arbeitslandschaften bleiben auch die Mitarbeitenden in Bewegung und eisen nicht in Routinen ein. Wer immer in gleichförmiger Umgebung ist, stumpft irgendwann ab.
Neue Reize hingegen bringen uns auf neue Gedanken, weil unser Gehirn die eingefahrenen Programme dann nicht mehr automatisch abspulen kann. Obendrein steigert eine moderne Arbeitsumgebung die Arbeitgeberattraktivität.
Serendipity: Dem Zufall auf die Sprünge helfen
Serendipität ist weit mehr als nur ein glücklicher Zufall. Meist wird sie als eine zufällige Entdeckung definiert, nach der man ursprünglich gar nicht gesucht hat. Solche überraschenden Ereignisse können zu maßgeblichen Innovationen führen. Post-its, Cornflakes, Herzschrittmacher und die blaue Pille sind bekannte Beispiele dafür.
Die gute Nachricht: Wir können für Umstände sorgen, die Serendipity aktiv unterstützt.
Zum Beispiel wird sie durch Vernetzung und die „Weisheit der Vielen“ begünstigt. Einer, der das besonders gut wusste, war Steve Jobs. Als er Chef bei Hollywoods Filmstudio Pixar war, mussten die Architekten die Gebäude so konzipieren, dass sie möglichst viele unbeabsichtigte Begegnungen ermöglichen. Er ließ ein zentrales Atrium bauen, in dem sich alle Gemeinschaftsaktivitäten abspielten, um spontane Interaktionen zu fördern. So schuf er die Basis für eindrucksvolle Erfolge.
Viele Ideen sind anfangs nur eine wabernde Ahnung. Erst im Austausch formen sie sich zu wahrer Größe. Im Austausch gelingt es zudem am besten, Ideen zu entwickeln, auf die man allein nicht gekommen wäre. Meinungsvielfalt und eine ungezwungene Öffnung für die unterschiedlichsten Blickwinkel, Denk- und Handlungsweisen führen zu Variantenreichtum und einer Neukombination von Möglichkeiten.
5 Maßnahmen, um Erfindungsreichtum zu fördern
Erfindungsreichtum gelingt im betrieblichen Alltag auf vielerlei Weise, etwa so:
Informelle Begegnungsorte schaffen
Neben Orten intensiver Arbeit und Räumen der Ruhe brauchen wir in der Firma vielerlei Orte der Geselligkeit, an denen Zufallsbegegnungen stattfinden können. Modulare Arbeitslandschaften sind symptomatisch dafür.
Dort gibt es Wohlfühlbereiche, in denen man an Steh- und Sitzmöglichkeiten zwanglos zusammenkommen und sich austauschen kann. Vielen cleveren Köpfen fällt immer mehr ein als einem allein.
Kollegen crossfunktional vernetzen
Hierbei gilt es, Kollegen, die nicht regelmäßig zusammenarbeiten, kreuz und quer durchs Unternehmen zu vernetzen. Das kann über gemeinsame Hobbys passieren – oder auch durch „Blind Lunches“ und „Zufallskaffees“, bei denen die, die sich noch nicht kennen, zusammengewürfelt werden.
Innovationen entstehen am ehesten dann, wenn sich Menschen über die gesamte Firma hinweg Gedanken über die Zukunft machen.
Plauschpausen ermöglichen
Sehr guter Output kommt auch dann zustande, wenn wir unsere Einfälle bei einem anregenden Gespräch mit anderen teilen. Jeder Gedanke wird klüger, wenn man ihn ausgiebig bespricht.
Zudem helfen unbeteiligte Dritte, herauszufinden, woran man selbst nicht gedacht hat. So kann sich aus einer simplen Idee, schöpferisch und wertschätzend angereichert, etwas ganz Besonderes formen.
Die „Weisheit der Vielen“ nutzen
Zwar ist die Expertise jedes Einzelnen von hoher Bedeutung, um gute Ergebnisse zu erzielen. Doch das kluge Zusammenbringen von Können und kollektiver Intelligenz spielt eine noch viel größere Rolle.
Je mehr unterschiedliche Perspektiven eingebracht werden, desto eher werden neue Ideen gefunden. Und jeder gute Vorstoß zählt, egal, von welcher Seite er kommt.
Kollegiale Beratung implementieren
Dazu werden, bevor eine Idee präsentiert oder eine wichtige Entscheidung getroffen wird, verpflichtend immer mindestens zwei sachkundige (!) Personen befragt.
Entscheidungen stehen auf einer breiteren Basis, wenn man sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und sowohl Zuspruch als auch abweichende Meinungen hört. So kann man auch der Betriebsblindheit entgehen.