Nonverbale KommunikationKörpersprache richtig einsetzen und deuten
Grundsatz der nonverbalen Kommunikation: Kongruenz
Einer der wichtigsten Grundsätze der Körpersprache heißt Kongruenz. Kongruenz bedeutet das Übereinstimmen von verbaler und nonverbaler Aussage. Nicht kongruent bin ich dann, wenn das, was ich sage, nicht meiner (inneren) Meinung entspricht. Wenn ich etwa einen Kunden von einem Produkt überzeugen will, von dem ich selbst nicht überzeugt bin. Oder als Führungskraft meine Mitarbeiter für etwas begeistern soll, hinter dem ich selbst nicht stehe.
Wenn wir zum Beispiel versuchen, unserem Gegenüber mit Worten recht zu geben und dabei den Kopf schütteln, wird uns das nicht so ohne Weiteres gelingen. Worte lassen sich dabei zwar noch so formulieren, dass wir gute Argumente finden. Für unsere nonverbalen Signale wird es jedoch schon viel schwieriger:
- Wir haben Probleme, dem Gesprächspartner in die Augen zu schauen.
- Wir kratzen uns verlegen an der Nase oder im Nacken.
- Wir suchen Halt an einer Stuhllehne oder Schutz hinter dem Schreibtisch.
Unser Gesprächspartner nimmt die Inkongruenz unbewusst wahr.
Die eigene Körpersprache bewusst wahrnehmen
Bei der Körpersprache läuft viel unbewusst ab. Wir nehmen Signale der Anderen unbewusst wahr und senden selbst unbewusst Signale. Um sie bewusst zu machen, ist es hilfreich, zunächst bei sich selbst zu beginnen. Beobachten Sie Ihre Körpersprache.
- Wie verhalte ich mich, wenn ich in einem Gespräch unsicher werde?
- Schaue ich meinen Gesprächspartner an oder blicke ich zu Boden?
- Sitze oder stehe ich aufrecht und verwende andere Gesten, die Offenheit signalisieren?
- Verberge ich meine Hände in der Hosentasche und signalisiere damit Unsicherheit?
- Nehme ich eine offene Sitzposition ein und lege beispielsweise meine Hände auf den Tisch, um Interesse zu zeigen?
- Lehne ich mich lässig zurück, verschränke die Arme und signalisiere damit Zurückhaltung oder sogar Arroganz?
Verschränkte Arme richtig interpretieren
Gerade das Thema „verschränkte Arme“ wird häufig fehlinterpretiert. Verschränkte Arme sollen Verschlossenheit und Abwehr bedeuten. Das kann so sein – muss aber nicht.
Zunächst einmal ist diese Haltung sehr bequem. Im Gegensatz zum vorschnellen Urteil der ablehnenden Haltung kann das auch heißen: Ich höre dir interessiert zu und stoppe dazu meine eigenen Aktivitäten. Bei Zuhörern eines Vortrages sind verschränkte Arme also nicht unbedingt ein negatives Signal.
Fakt ist jedoch: Verschränkte Arme signalisieren in keinem Fall Aktivität. Insoweit sollten wir diese Haltung bewusst reduzieren, wenn unser Gesprächspartner Aktivität von uns erwartet. Das kann im Verkauf, beim Bewerbungsgespräch oder in einem Workshop der Fall sein.
Bei nonverbaler Kommunikation den Gesamtzusammenhang beachten
Eine Geste kann völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Für die Interpretation der Geste ist es essenziell, den Gesamtzusammenhang zu betrachten. Und hierbei ist es besonders wichtig, schnelle Veränderungen wahrzunehmen.
Sitzt mein Gesprächspartner während meiner Präsentation interessiert da, ist er offen und lehnt sich gerade in dem Moment zurück und verschränkt die Arme, in dem ich ihm den Preis nenne? Dies lässt sich als Ablehnung deuten.
Doch auch hier sollte immer der Gesamtzusammenhang beachtet werden: Ist es eine dauerhafte, neue Haltung oder kommt ein zufriedenes Strahlen der Augen dazu? Dies kann dann auch eine zufriedene Zustimmung signalisieren.
Es ist viel schwieriger, nonverbale Signale zu beherrschen oder zu verändern als die verbale Kommunikation. Gerade bei Stress und Hektik fallen wir schnell in alte Gewohnheiten zurück. Trotzdem hilft es, wenn man sich seiner Eigenheiten und deren Bedeutung bewusst wird und darauf achtet.
Das Ziel sollte sein, unsere Körpersprache dazu zu nutzen, ein positives Gesprächsklima herzustellen und alles zu vermeiden, was dieses Klima belasten könnte.
Körpersprache richtig einsetzen: Beispiele
- Persönliche Distanzzonen wahren
Jeder Mensch braucht im Gespräch seinen persönlichen Abstand zum Gegenüber. Faustformel: Eine Armlänge ist die „Intimzone“. Diesen Abstand sollte man in einem Gespräch auch wahren. Vorsicht also mit Schulterklopfen oder In-den-Arm-nehmen! - Ähnliche Augenhöhe suchen
Wichtig ist auch, mit seinem Gesprächspartner auf ähnlicher Augenhöhe zu sein. Wenn er sitzt und man selbst nah neben oder vor ihm steht, kann das bedrohlich auf ihn wirken. Umgekehrt fühlen wir uns unwohl, wenn wir zum Gesprächspartner aufschauen müssen. - Sitzhaltung beobachten
Wer mittig und aufrecht oder auf dem Stuhlrand mit gegebenenfalls wippenden Füßen sitzt, signalisiert: Ich fühle mich nicht wohl und würde gerne ausreißen. - Flirt-Trick einsetzen
Ein leicht schräg geneigter Kopf signalisiert Interesse und Vertrauen. - Haltung kontrollieren
Oberkörper nach hinten kann Desinteresse oder Überlegenheit signalisieren. Ist der Oberkörper aufrecht oder leicht nach vorn geneigt, bedeutet das Interesse. - Fremden Bereich respektieren
Vorsicht mit großflächigem Ausbreiten von Unterlagen auf dem Schreibtisch des Gesprächspartners. Das Eindringen in den fremden „Herrschaftsbereich“ ist problematisch. - Dominante Gesten vermeiden
Ein gestreckter Zeigefinger oder ein Stift, der auf den Gesprächspartner zeigt, wirkt bedrohlich. Allgemein gilt das für alle Gesten, die von oben nach unten durchgeführt werden. - Worte mit Gesten unterstützen
Das Gesagte sollte durch Gestik und Mimik unterstützt werden: Ein Lächeln, wenn der Gesprächspartner von etwas begeistert werden soll. Dosierte Armbewegungen (oberhalb der Taille) und gelegentliche Schritte wirken aktiv und dynamisch. - Offene Hand zeigen
Eine geballte Faust wirkt aggressiv. Vertrauen erweckend wirken offene Gesten mit sichtbaren Handinnenflächen, die zum eigenen Körper hin ausgeführt werden.