FinanzplanungWie Sie mit dem Leverage-Effekt Ihre Rendite steigern
Was sagt der Leverage-Effekt aus?
Der Leverage-Effekt bezeichnet die Hebelwirkung (Leverage) von Fremdkapital auf die Rendite des Eigenkapitals. Das heißt, dass durch die gezielte Aufnahme von Schulden mehr Gewinn erzielt werden kann.
Um mit dieser Methode Erfolg zu haben und den Gewinn zu steigern, müssen Sie die folgenden Aspekte unbedingt beachten.
Wann lohnt sich der Leverage-Effekt?
Nur eine Investition, die eine höhere Rendite erzielt als Fremdkapitalzins erhoben wird, profitiert von einem positiven Leverage-Effekt. Die Gesamtrendite oder Gesamtrentabilität muss also höher sein als alle Kosten für das Fremdkapital – das ist die Leverage-Chance.
Welche Risiken hat der Leverage-Effekt?
Im Zusammenhang mit dem Leverage-Effekt müssen Sie das Zinsrisiko sowie die Höhe Ihrer Verschuldung berücksichtigen, damit sich der Leverage-Effekt nicht negativ auswirkt:
Leverage-Effekt unterliegt einem Zinsrisiko
Zinsen auf fremdes Kapital müssen auch dann in vollem Umfang gezahlt werden, wenn der Ertrag einer Investition unter den Erwartungen bleibt. Dadurch, dass Zinsen eben nicht an Rendite gebunden sind, ergibt sich immer ein Risiko. Wenn das Projekt etwas Gewinn abwirft, aber weniger als gedacht, dann kann sich der Effekt negativ auswirken.
Leverage-Effekt hängt von Schuldenhöhe ab
Je höher die Verschuldung, desto stärker wirkt sich der Leverage-Effekt aus. Die Auswirkung kann positiv oder negativ ausfallen, je nach Rendite. Je größer die Differenz zwischen Gesamtrendite und Kosten für Fremdkapital, desto stärker wirkt sich der Effekt aus.
Wie berechnet man den Leverage-Effekt?
Die jeweilige Rendite muss den Zins für das Fremdkapital immer übersteigen. So vermeiden Sie, dass sie mehr für das Fremdkapital zahlen, als Sie mit einer Investition verdienen. Eine einfache Beispielrechnung:
- Bei einem Eigenkapital von 100.000 Euro und einem Fremdkapital von 200.000 Euro sind für das Fremdkapital beispielsweise 5 Prozent Zinsen zu zahlen. 5 Prozent Zinsen auf 200.000 Euro Fremdkapital sind 10.000 Euro Zinsaufwand.
- 300.000 Euro investieren Sie in ein Projekt, multipliziert mit den angenommenen 10 Prozent Rendite, ergibt das einen Ertrag von 30.000 Euro. Die 10.000 Euro Zinsaufwand müssen noch abgezogen werden, dann ergibt sich aus dem Ertrag abzüglich Zins ein Gewinn von 20.000 Euro.
- Die Eigenkapitalrentabilität lässt sich wieder leicht ermitteln, wenn der Gewinn durch das Eigenkapital geteilt wird. 20.000 Euro durch 100.000 Euro und es ergibt sich eine Eigenkapitalrentabilität von 20 Prozent.
Das heißt für Investoren, dass die Hebelwirkung nur zu ihrem Vorteil nutzbar ist, wenn genug Eigenkapital im Spiel ist und die Verschuldung sich in Grenzen hält.
Drei weitere Anwendungsbeispiele
- Ein Unternehmen verschafft sich einen Kredit mit einem Zinssatz von 6 Prozent und kauft mit diesem Geld eine neue Produktionsstätte. Diese Maschinen arbeiten sehr effizient und produzieren kaum Fehler, sodass die jährliche Kapitalrentabilität 12 Prozent beträgt. Der Ertrag übersteigt den Einsatz und Fremdkapital hebelt das Eigenkapital nach oben.
- Eine Privatperson investiert in eine Immobilie und finanziert den Kaufbetrag über einen Kredit bei einer Bank. Das wohl bekannteste Beispiel.
- Eine Privatperson investiert in Finanzprodukte, die den Leverage-Effekt nutzen, wie zum Beispiel gehebelte Optionen (auch „Futures“ genannt).
Wo ist der Haken beim Leverage-Effekt?
Ein unvorsichtiger und rücksichtsloser Umgang mit dem Leverage-Effekt bedeutet, dass viele Schulden gemacht werden. Das treibt aber auch den Fremdkapitalzins in die Höhe. Ein hoher Zins verringert den tatsächlichen Gewinn drastisch. Folgende Aspekte müssen beachtet werden:
Zu hohe Zinsen schmälern die Gewinne
Das obige Beispiel lässt sich auch mit 12 Prozent statt 5 Prozent Zinsen auf 20.000 Euro Fremdkapital berechnen. So beträgt der Zinsaufwand dann 24.000 Euro statt den ursprünglichen 10.000 Euro. Zieht man den Zinsaufwand wieder vom Ertrag von 30.000 Euro ab (der Ertrag ist derselbe, denn auch das Gesamtkapital bleibt gleich), so sinkt der Gewinn mit diesem Zinssatz von 20.000 Euro auf 6.000 Euro. Die Eigenkapitalrentabilität beträgt in diesem Fall also nur mehr 6 Prozent.
Das bedeutet, dass höhere Fremdkapitalzinsen direkt zu niedrigerer Eigenkapitalrentabilität führen. Von einer Gewinnsumme müssen Schulden samt Zinsen beglichen werden. Sind diese hoch, so bleibt auch bei einem (geringen) Gewinn weniger übrig, als investiert wurde. Die Eigenkapitalrendite fällt negativ aus und es wird ein Verlust gemacht.
Möglichkeiten zur Kreditaufnahme sind begrenzt
Ungehindert Kredite aufzunehmen, ist nicht möglich. Hoch verschuldete Unternehmen bekommen auch keine Kredite von Banken oder nur unter teuren Konditionen. Ein hoher Zinssatz verringert aber die Rendite.
Offene Kredite wirken sich auch bei Privatpersonen negativ auf ihre Bonität aus. Die meisten Institutionen sehen es nicht gerne, wenn Privatpersonen Fremdkapital beispielsweise in Aktienmärkte investieren. Unter Umständen führt das dazu, dass Institutionen Privatanlegern zukünftige Anlagechancen verweigern.
Investitionsmöglichkeiten sind ausschlaggebend
Investitionsmöglichkeiten sind begrenzt, vor allem jene mit hoher Rendite. Es gibt nicht automatisch in jedem Unternehmen eine Vielzahl an Projekten, in die nach Belieben investiert werden kann.
Auch der Markt bestimmt mit: Gesättigte Märkte bieten weniger sicher gewinnbringende Investitionsmöglichkeiten. Die Hebelwirkung im Zuge von risikobehafteten Investitionen auszunutzen, kann zu einem gravierenden Verlust führen.
Beobachten lässt sich dies an den seit Jahren hohen Immobilienpreisen. Ein niedriger Fremdkapitalzins treibt die Nachfrage nach Immobilien in die Höhe und lässt auch den Preis für Immobilien steigen. Somit macht ein guter Hebel aus einem schlechten Investment nicht automatisch ein gutes Investment. Im Gegenteil – die Probleme können größer werden.
Wann der Leverage-Effekt angewendet werden soll
Der Leverage-Effekt lässt es zu, dass Eigenkapital mit Fremdkapital ersetzt wird und sich die Eigenkapitalrendite stark positiv oder negativ entwickelt – je nach Grad der Verschuldung. Dieser Effekt sollte nur angewandt werden, wenn die Investitionsrendite gut vorhergesehen werden kann und es sich um keine dubiose Investitionsmöglichkeit handelt. Auch sollten Schulden nur wohlüberlegt aufgenommen werden, denn sie müssen immer samt Zinsen zurückgezahlt werden.