KrisenmanagementLiquiditätssicherung – Tipps für Unternehmer und Manager
Wollen Unternehmen große Herausforderungen wie den strukturellen Wandel stemmen, stehen sie im Fall einer Krise von einem Tag auf den anderen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Wie wird in solchen Situationen die Liquidität gesichert?
Cash-Taskforce einrichten
Für ein wirksames Liquiditätsmanagement sind eine enge Abstimmung innerhalb des Führungsteams sowie eine konsequente Herangehensweise unerlässlich. Hier sollte eine Cash-Taskforce eingesetzt werden, in deren Rahmen sich die Führungsriege abstimmt und die jeweils nächsten Schritte plant.
Der Name der Taskforce ist unerheblich. Es geht vielmehr darum, dass Alleingänge in Krisensituationen existenzbedrohend sein können.
Aufgaben der Cash-Taskforce
In der Taskforce werden Informationen zusammengetragen, bewertet und die nächsten Maßnahmen beschlossen. Die Kernaufgabe ist dabei, dass die Betriebsabläufe aufrechterhalten bleiben und die Liquidität kurz- und mittelfristig gesichert ist. Dies muss bei allen Maßnahmen im Fokus stehen.
Ein regelmäßiger und transparenter Austausch im Management-Team hilft, die Konsequenzen besser abzuschätzen sowie geplante Maßnahmen aus verschiedenen Perspektiven gemeinsam zu beleuchten.
Nach den ersten Notfallplanungen zur Liquiditätssicherung ist die Aufgabe der kommenden Wochen und Monate, mögliche Ansätze vorzudenken und Szenarien zu entwickeln, die zeigen, wie die Liquidität langfristig wieder gesichert ist. Die Taskforce organisiert und steuert jeweils die dafür notwendigen Schritte und überwacht deren Effektivität.
Dieser Prozess wird Anpassungen des eigenen Geschäftsmodells nach sich ziehen. Denn die Kapitaldienstfähigkeit rückt als Fundament der Resilienz des Unternehmens in den Fokus des Handels.
Die geringe Verschuldung bei einer maximalen Leistung und optimalen Ergebnissen spielt eine besondere Rolle. Investitionen in die technologische Transformation müssen weiterverfolgt werden, wenn der Cashflow daraus positiv ist. Ansonsten droht der Tod auf Raten oder das Dasein als Zombieunternehmen.
Das eigene „Resilienz-Radar“ sollte fokussiert überwacht und mit Maßnahmen belegt werden.
Liquidität auf drei Ebenen sichern
Grundsätzlich können Unternehmen Maßnahmen auf drei Cash-Ebenen ergreifen, um die eigene Zahlungsfähigkeit abzusichern:
1. Innenfinanzierungskraft stärken
Die erste Ebene zeichnet sich durch die Stärkung der Innenfinanzierungskraft aus. Dazu gehören konsequentes Cost-Cutting; zum Beispiel durch
- Kurzarbeit
- No-Go-Politik bei Sachkosten
- Vermieter-Beiträge
Ein weiterer Baustein ist das Working Capital Management; zum Beispiel durch
- Forderungs- und Bestandsmanagement
- Steuerung der Zahlungsziele bei Verbindlichkeiten mit Lieferanten
Nicht zu vergessen ist auf dieser Ebene auch die staatliche Unterstützung durch Steuerstundungen. Es empfiehlt sich, diese Stundungen aufgrund der Haftungsrisiken juristisch im Auge zu behalten.
2. Vermögenswerte nutzen
Auf der zweiten Ebene der Liquiditätsschöpfung stehen vorhandene Vermögenswerte ohne Negativerklärungen, die eine bonitätsunabhängige Refinanzierung ermöglichen. Dazu zählen beispielsweise der Verkauf bereits abbezahlter marktgängiger Maschinen oder Factoring der mit Warenkreditversicherungen (WKV) abgesicherten Forderungen.
Auch wenn diese beiden Refinanzierungsbausteine sehr schnell umgesetzt werden können, lohnt sich ein genauer Blick auf die Kosten. Die sind beispielsweise bei einer Maschinenrefinanzierung deutlich höher als die Gebühren für Factoring-Lösungen.
3. Bonität prüfen
Bei der dritten Ebene fußt die Finanzierung auf der bestehenden Bonität oder der zukünftigen Kapitaldienstfähigkeit. Sie gilt somit als anspruchsvollste Refinanzierungsform.
Die Bonitätsprüfung erfolgt meist über die eigene Hausbank oder Konsortialführer. Tilgungsstundung oder Tilgungsaussetzung werden dabei als die einfachste Form angesehen. Allerdings ist auch hier ein striktes Überwachen von Kreditverträgen und Nebenabreden (Covenants) essenziell.
Trotz einer Vielzahl an Hilfsprogrammen des Bundes (zum Beispiel KfW-Förderung) ist es nicht einfach, an „Fresh-Money“ zu kommen – insbesondere bei größeren Beträgen oder schwächeren Bonitäten.
Die Beiträge der Gesellschafter bekommen auf dieser Ebene eine besondere Bedeutung. Grundsätzlich ist ein professionelles Unternehmenskonzept oder sogar ein von unabhängigen und anerkannten Experten erstelltes Kurzgutachten von Vorteil.
Interessant können auch Mezzanine oder Debt-Fonds-Finanzierungen sein, die allerdings mit deutlich höheren Kosten verbunden sind. Auch hier spielt die Unternehmensperspektive eine wichtige Rolle.
Mit der folgenden Vorlage stellen Sie alle Informationen zusammen, die mögliche Kapitalgeber benötigen. Sie berechnen und belegen damit insbesondere Ihre Kapitaldienstfähigkeit.
Stakeholder transparent informieren
Eine zentrale Aufgabe der Taskforce ist neben der umgehenden Sicherung der Liquidität und der mittelfristigen Planung auch die engmaschige Kommunikation mit allen relevanten internen sowie externen Stakeholdern.
Dazu gehören unter anderem:
- Finanzierer
- Warenkredit-Versicherer
- Behörden
- Vertretung der Beschäftigten (Betriebsrat)
Nur wenn alle Beteiligten transparent über den aktuellen Stand und die geplanten Schritte adäquat informiert sind, kann eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden.
Wie tragen Führungskräfte zur Liquiditätssicherung bei?
Gerade auf die jüngeren Führungskräfte kommen in einer Krise Herausforderungen zu, wie die meisten sie in ihrem bisherigen Berufsleben wohl kaum erlebt haben dürften. Es gilt, das Unternehmen und die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch konsequentes Handeln und transparente Kommunikation durch existenzbedrohende Situationen zu führen.
Berechtigte Sorgen und Ängste dürfen dabei nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden – hier ist Ehrlichkeit vonseiten des Managements gefragt. Die positiven Zukunftsperspektiven sind dabei genauso wichtig wie die richtigen Botschaften in der Organisation.