Marktwert bestimmenWas sind Sie als Arbeitnehmer wert?
Welche Faktoren beeinflussen den Marktwert?
Die Antwort auf Ihre Frage „Wie viel bin ich wert?“ hängt mindestens von den folgenden Faktoren ab:
- Verfügen Sie über eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium?
- Wie viel Berufserfahrung ist vorhanden?
- Welche nachweisbaren beruflichen Erfolge können Sie verzeichnen?
- Verfügen Sie über stark ausgeprägte oder seltene Fähigkeiten?
- Welches Image haben Ihre bisherigen Arbeitgeber?
- In welcher Branche arbeiten Sie aktuell? (In welche Branche möchten Sie einsteigen?)
- Bei Berufsanfängern: Welche Abschlussnoten haben Sie in Ausbildung oder Studium erzielt?
Je nach Branche und Arbeitgeber werden die obigen Faktoren unterschiedlich gewichtet.
Sonderfall: Bezahlung nach Tarif
Gibt es einen Tarifvertrag, richtet sich der monetäre Wert Ihrer Arbeit nach dem, was zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften verhandelt wurde.
Sie haben nur bedingt Einfluss auf Gehaltserhöhungen oder Gehaltsanpassungen – es sei denn, sie wechseln in eine höhere Gehaltsgruppe. Der Aufstieg in eine höhere Gruppe geht mit mehr Berufserfahrung in Jahren oder der Übernahme neuer Tätigkeiten einher.
Bewerben, um den Marktwert zu testen?
So gehen Sie vor, wenn Sie sich bewerben wollen, um Ihren Marktwert zu bestimmen:
- Suchen Sie nach Stellenangeboten, die zu Ihrem Profil passen.
- Identifizieren Sie dann jene Unternehmen, bei denen Sie in absehbarer Zukunft nicht arbeiten möchten.
- Schreiben Sie eine Bewerbung und geben Sie Ihre Gehaltsvorstellung explizit an – entweder im Anschreiben oder im Feld „Gehaltsvorstellungen“, falls Sie sich über ein Bewerbungsportal bewerben.
- Passen Sie die Bewerbung je nach Stellenbeschreibung an, um Aufwand zu sparen.
- Senden Sie Ihre vollständige Bewerbung an die zuvor ausgewählten Unternehmen.
- Warten Sie ab, ob man Sie zu einem Vorstellungsgespräch einlädt.
Erhalten Sie eine Absage oder keine Antwort, könnte es an folgenden Gründen liegen:
- Die Bewerbung war nicht aussagekräftig oder schlicht unvollständig.
- Der Gehaltswunsch ist zu hoch für die ausgeschriebene Stelle, weil Sie als überqualifiziert gelten. (Etwa: Gesucht wird ein Absolvent, sie verfügen jedoch über eine mehrjährige Berufserfahrung. Oder: Sie verfügen über ein abgeschlossenes Studium, obwohl eine Ausbildung genügt.)
- Ihre Gehaltsvorstellungen sind unrealistisch hoch im Vergleich zu marktüblichen Gehältern.
Wann Sie Ihre Gehaltsvorstellungen nach unten korrigieren sollten
Wenn Sie andere Gründe für mehrere Absagen (nahezu) ausschließen können, ist Ihre Gehaltsvorstellung wahrscheinlich unrealistisch.
Korrigieren Sie Ihre Gehaltsvorstellung bei der nächsten Bewerbung um 5 Prozent bis 10 Prozent nach unten. Warten Sie ab, ob Sie dieses Mal eine Einladung erhalten. So tasten Sie sich nach und nach an den Jahresbruttolohn heran, den Sie aktuell auf dem Arbeitsmarkt fordern können.
Testweise hohes Gehalt fordern
Steigen Sie mit einer ambitionierten Gehaltsvorstellung ein, sonst werden Sie nie erfahren, ob Ihr tatsächlicher Marktwert höher liegt.
Spätestens nach der dritten Absage können Sie explizit nachfragen, warum man Sie in diesem Unternehmen nicht näher kennenlernen möchte. Die Unternehmen sind allerdings nicht zu einer wahrheitsgemäßen Antwort verpflichtet.
Wie oft sollten Sie Test-Bewerbungen verschicken?
Sofern Sie regelmäßig Ihren Marktwert als Arbeitnehmer testen wollen, verschicken Sie immer dann „Test-Bewerbungen“, wenn sich etwas an Ihrer Tätigkeit oder den Qualifikationen ändert. Auf Ihren Wert am Arbeitsmarkt auswirken können sich etwa:
- mehr Berufserfahrung (nach zwei bis drei weiteren Jahren relevant)
- interner Wechsel zu einer anderen Stelle und einer damit einhergehenden neuen Stellenbezeichnung
- Ausführen neuer Tätigkeiten im aktuellen Job
- Übernahme von Führungsverantwortung
- Fortbildungen mit Zertifikat, nachweisbare Zusatzqualifikationen
Wie können Sie online Gehälter vergleichen?
Im Internet lassen sich für fast jeden Beruf marktübliche Gehälter recherchieren. Achten Sie bei der Informationsbeschaffung auf folgende Punkte:
- Die Informationen sind aktuell – sie wurden im aktuellen Jahr oder im Vorjahr erstellt.
- Datenquellen werden genannt; die Daten sollten nachprüfbar sein.
- Autoren und Website-Betreiber sind neutral. (Nicht neutral: Ein Karrierecoach behauptet, dass Sie mit seiner Hilfe mindestens das Doppelte verdienen könnten.)
Geben Sie nicht nur Ihre aktuelle Berufsbezeichnung in die Suchmaschine ein, sondern auch Synonyme und eng verwandte Berufe. Ist die Aufnahme Ihrer aktuellen Tätigkeiten schon länger her, informieren Sie sich, ob es eventuell neue Bezeichnungen gibt. Gerade große Unternehmen führen mehr und mehr englischsprachige Begriffe ein.
Gehalt vergleichen mittels Jobbörsen
Inzwischen gibt es einige Jobbörsen, welche Firmen die Angabe des Gehalts ermöglichen. Suchen Sie hier nach offenen Stellen. Sofern möglich, sortieren Sie die Ergebnisse nach „mit Gehaltsangabe“ oder ähnlichen Bezeichnungen.
Geben die Arbeitgeber kein konkretes Entgelt an, rufen Sie die Stellenangebote trotzdem auf. Meistens werden im unteren Seitenbereich Durchschnittsgehälter oder Gehaltsspannen genannt, welche über die Jahre erfasst wurden. Achten Sie auf die Aktualität der Daten.
Gehaltsvergleich über Portale für Arbeitgeberbewertungen
Besuchen Sie Plattformen, auf welchen Mitarbeitende ihren aktuellen Arbeitgeber bewerten können. Hier werden auch Daten zum Gehalt abgefragt und veröffentlicht.
Behalten Sie im Hinterkopf: Es können auch unzufrieden (ehemalige) Mitarbeitende oder Konkurrenzunternehmen Gehälter angeben, die nicht den Tatsachen entsprechen. Achten Sie daher nicht nur auf den vom Portal berechneten Durchschnitt, sondern auch auf konkrete Gehaltsangaben im Freitextbereich.
Was sind Sie Ihrem Arbeitgeber wert?
Der Einschätzung vonseiten Ihres aktuellen Arbeitgebers liegen mindestens die folgenden Überlegungen zugrunde:
- Intrinsische Motivation: Müssen Aufgaben zugeteilt werden oder „sucht“ sich der Arbeitnehmer seine Aufgaben eigeninitiativ? Bringt er oder sie Ideen und Impulse ein? Sind die Ideen gut sowie realistisch umsetzbar? Wird das Arbeitspensum (über-)erfüllt?
- Beitrag zu Unternehmenszielen: Wie stark wirkt sich die Arbeit direkt oder indirekt auf den Umsatz, den Gewinn oder die Unternehmensziele aus?
- Qualifikation und Ersetzbarkeit: Jeder ist ersetzbar. Trotzdem gilt: Je weniger einfach, schnell oder günstig Sie ersetzt werden können, desto „wertvoller“ sind Sie für Ihren Arbeitgeber.
Wann sollten Sie Ihren Marktwert ermitteln?
Testen Sie Ihren Marktwert spätestens dann, wenn die letzte Gehaltserhöhung länger als ein Jahr zurückliegt oder Sie den Eindruck haben, nicht gerecht bezahlt zu werden – etwa im Vergleich zu neu eingestellten Personen oder Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Tätigkeiten.
Vergleichen Sie Ihr Gehalt auch mit Beschäftigten
- anderer Unternehmen,
- aus verschiedenen Branchen,
- mit einem ähnlichen Jobprofil.
Privat offen über Gehälter sprechen
Unter Kolleginnen und Kollegen ist es nicht üblich, über die Höhe der Gehälter zu sprechen. Diskutieren Sie stattdessen im Freundes- und Familienkreis offen über das Thema; davon profitieren beide Seiten.
Wann Sie mehr Gehalt fordern sollten – Beispielfälle
Auch im Zuge größerer gesamtwirtschaftlicher oder gesamtgesellschaftlicher Veränderungen sollten Sie den Wert Ihrer Arbeit prüfen:
Beispiel: Fachkräftemangel
Wenn in Ihrem Berufsfeld der Nachwuchs fehlt, besteht ein akuter Fachkräftemangel. Viele Unternehmen suchen dringend Mitarbeitende mit Ihren Qualifikationen.
In diesem Fall hat sich Ihr Marktwert tatsächlich verändert, weil Sie als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer „rar“ und somit wertvoller geworden sind.
Netzwerken für mehr Gehaltstransparenz
Wer sich mit Angestellten aus derselben Branche oder mit demselben Beruf offen austauscht, erfährt früher von Faktoren, die eine Gehaltsanpassung zur Folge haben können. Daher lohnt es sich, wenn Sie sich ein Netzwerk aufbauen – online (Foren, Social-Media-Gruppen …) oder „im echten Leben“.
Beispiel: Inflationsausgleich
Die Gehälter von neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen steigen in der Regel, um die Inflation auszugleichen. Wenn Ihr Gehalt nicht angepasst wird, bleiben Sie hinter den aktuell gezahlten Gehältern zurück.
Wenn sich Ihr Wert für das Unternehmen nicht verändert hat, verkaufen Sie sich beim aktuellen Arbeitgeber unter Umständen trotzdem „unter Ihrem Wert“, weil durch die Inflation inzwischen höhere Gehälter üblich sind. Auch deshalb ist es wichtig, die Antwort auf „Wie viel bin ich wert?“ zu finden.