PersonalbeschaffungWie Sie im Handwerk Fachkräfte finden
Der anhaltende Fachkräftemangel beeinträchtigt viele Handwerksbetriebe. Ursachen sind neben der Abwanderung in andere Branchen auch das Ausscheiden älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Rente. Nachwuchs fehlt, weil viele Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben.
Die Konsequenz: Es gibt mehr freie Stellen als Bewerberinnen und Bewerber. Handwerksbetriebe müssen sich daher aktiv um potenzielle Mitarbeitende bemühen.
Aber wie motivieren Sie Fachkräfte aus dem Handwerk dazu, sich ausgerechnet bei Ihnen zu bewerben – und nicht bei einem Mitbewerber?
Außenwerbung für das Personalmarketing im Handwerk nutzen
Mit klassischer Außenwerbung werden Sie nicht nur als Dienstleister, sondern auch als potenzielle Arbeitgeberin oder als Arbeitgeber sichtbar. Durch Außenwerbung erreichen Sie vorrangig die Menschen vor Ort. Das ist wichtig, denn: In der Regel leben Bewerberinnen und Bewerber in der Nähe Ihres Betriebs oder einer Niederlassung.
Für Handwerksbetriebe kommen folgende Varianten infrage:
Fahrzeugwerbung
Die meisten Handwerksbetriebe nutzen Fahrzeugwerbung bereits, um für ihr Unternehmen zu werben. Ergänzen Sie die Fahrzeugwerbung mit kurzen Slogans, welche die Blicke potenzieller Bewerberinnen und Bewerber auf sich ziehen. Passende Slogans lauten so:
- Kolleg*in gesucht!
- Wir suchen Sie/Dich/Euch als „Berufsbezeichnung“!
- Wir suchen „Berufsbezeichnung“!
- Jetzt bewerben als „Berufsbezeichnung“!
Ganz gleich, für welchen Slogan Sie sich entscheiden: Achten Sie darauf, dass Sie sowohl männliche als auch weibliche Personen ansprechen. Im Optimalfall ergänzen Sie die Berufsbezeichnung oder die persönliche Ansprache durch „(m/w/d)“.
Mit gendergerechter Sprache kommunizieren Sie: Nicht das Geschlecht ist wichtig, sondern die Eignung.
Potenzielle Bewerberinnen fühlen sich wahrscheinlich nicht angesprochen, wenn nur Kollegen, Schreiner oder Mitarbeiter gesucht werden. Zudem wirken Betriebe sympathisch und modern, wenn sie ausdrücklich allen Geschlechtern offen gegenüberstehen.
Schaufensterbeschriftung
Für die Folierung Ihrer Schaufenster gelten die gleichen Regeln wie für die Autowerbung: Fassen Sie sich kurz, berücksichtigen Sie alle Geschlechter und fordern Sie potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten direkt zum Bewerben auf.
Auf dem Schaufenster haben Sie etwas mehr Platz für die Stellenanzeige. Fügen Sie daher wichtige Details hinzu. Das können etwa die drei wichtigsten Vorteile sein, welche Sie als Arbeitgeber den Fachkräften bieten.
Optional weisen Sie darauf hin, dass man sich unkompliziert und direkt bewerben kann. Fügen Sie etwa hinzu:
„Jetzt klingeln und Fragen direkt stellen!“
„Komm einfach vorbei!“
„Direkt anrufen unter: Telefonnummer“
Ihre Mitarbeitenden vor Ort wissen Bescheid und können Bewerberinnen und Bewerbern auf Nachfrage fundiert Auskunft geben.
Plakatwerbung
Plakatwerbung ist aufwendiger im Hinblick auf die Gestaltung und weniger nachhaltig. Schließlich müssen Sie Flächen für einen festen Zeitraum mieten. Haben Sie innerhalb des veranschlagten Zeitraums keine Fachkräfte gefunden, müssen Sie die Aktion entweder verlängern oder sie war vergeblich.
Folgende Vorteile der Plakatwerbung im Personalmarketing sollten Sie trotzdem kennen:
Mehr Fläche verfügbar
Die größere Fläche ermöglicht das gleichzeitige Bewerben mehrerer Stellen mit unterschiedlichen Berufsbezeichnungen.
Als Werbung nutzbar
Sie wecken nicht nur das Interesse potenzieller Bewerberinnen und Bewerber, sondern machen auch Kundinnen und Kunden auf Ihren Handwerksbetrieb aufmerksam. Sprich: Eigenwerbung und Personalmarketing werden vereint.
Standortunabhängigkeit
Sie platzieren die Plakate genau dort, wo Sie den größten Nutzen sehen. Dabei beschränken Sie sich nicht auf den Standort Ihres Betriebs. Stattdessen werben Sie zum Beispiel in der stark frequentierten Fußgängerzone oder in der Nähe von Berufsschulen – genau dort, wo Sie die Zielgruppe vermuten und möglichst viele Menschen die Plakate sehen.
Kontaktdaten nicht vergessen
Wo auch immer Sie Ihre Stellenanzeigen platzieren – vergessen Sie nicht, Ihre Kontaktdaten anzugeben, über die man sich bewerben kann.
Am besten ist ein QR-Code, der sich im Vorbeigehen mit dem Smartphone einscannen lässt. Auch eine Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder Webseite sind möglich. Sie sollten einfach zu merken und auch aus mehreren Metern Entfernung zu lesen sein.
Fachkräfte finden mithilfe von Social Media
Haben Sie bereits ein Profil bei den größten Plattformen, wie Twitter, Instagram, Facebook, TikTok oder bei den Portalen LinkedIn und XING? Wenn nein, dann sollten Sie sich schleunigst solche Profile zulegen und einrichten. Im Zweifel beauftragen Sie dafür Social-Media-Profis.
Wenn Sie mit Ihrem Unternehmen in Social Media aktiv sind, halten Sie sich in Sachen Recruiting an folgende Tipps:
Aussagekräftige Inhalte erstellen (lassen)
Nutzen Sie vorhandene Profile, um mit aussagekräftigen Bildern und motivierenden Texten für sich als Arbeitgeber zu werben. Alle Beiträge auf diesen Plattformen müssen authentisch und ehrlich sein. Es geht weniger darum, ein perfektes Bild Ihres Unternehmens zu zeichnen; vielmehr müssen Sie die Sprache Ihrer Zielgruppe sprechen. Falls weder Ihre Mitarbeitenden noch Sie selbst dazu in der Lage sind, bitten Sie entsprechende Dienstleister um Hilfe.
Besonders gut kommen Videos an, in denen die Geschäftsführung oder die Mitarbeitenden sich zu Wort melden. Mit Videos können Sie einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschreiben ihre Aufgaben, sie berichten über das Betriebsklima und erzählen, was das Unternehmen für sie alles leistet.
Mit Fachkräften über Social Media direkt kommunizieren
Reagieren Sie auf jegliche Resonanz. Haben potenzielle Bewerberinnen und Bewerber Fragen oder Anregungen? Beantworten Sie deren öffentliche Kommentare freundlich, zeitnah und kompetent, sehen das auch andere Nutzer. So gewinnen Sie Sympathien und wirken authentisch. Genau das ist wichtig, um am Stellenmarkt für das Handwerk erfolgreich zu sein.
Unkomplizierte Bewerbung ermöglichen
LinkedIn und XING ermöglichen eine Bewerbung direkt über die Plattform. Bieten Sie Ihren Bewerberinnen und Bewerbern diese Option. Erlauben Sie, dass Dokumente direkt über das Portal an Sie versandt werden dürfen. Dann können Sie zeitnah reagieren.
Kandidatinnen und Kandidaten sollten nicht durch zu viel Aufwand abgeschreckt werden. Gerade die jungen Nutzer schätzen ein unkompliziertes und schnelles Prozedere. Bieten Sie zum Beispiel in einem Instagram-Beitrag an, dass die Fachkräfte Ihnen alle Unterlagen direkt per E-Mail zukommen lassen können – etwa unter dem Betreff „Instagram Stellenangebot“ oder Ähnlichem.
Positiver Nebeneffekt: Sie oder Ihre Personalverantwortlichen sehen sofort, wie die Bewerberin oder der Bewerber auf Sie aufmerksam geworden ist. So finden Sie schneller eine Antwort auf die Frage: Erreiche ich die Fachkräfte aus dem Handwerk tatsächlich über diese oder jene Plattform?
Mitarbeitende im Handwerk fair abwerben
Viele Fachkräfte im Handwerk sind zu einem Arbeitgeberwechsel bereit, sofern es sich für sie lohnt. Nutzen Sie diese Gelegenheit, indem Sie Fachkräfte abwerben. Natürlich mit fairen Mitteln.
Mund-zu-Mund-Propaganda fördern
Bieten Sie Ihren aktuellen Mitarbeitenden überdurchschnittlich gute Bedingungen, spricht sich das schnell herum. Mit diesen Maßnahmen binden Sie Mitarbeitende an sich und motivieren sie gleichzeitig dazu, über Sie als Arbeitgeber Positives zu sagen:
- Zahlen Sie etwas mehr als nur durchschnittliche Gehälter.
- Nutzen Sie Boni oder Sonderzahlungen als Anreiz.
- Gewähren Sie ein paar Urlaubstage mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen.
Viele Beschäftigte im Handwerk kennen sich untereinander, ohne direkte Kolleginnen oder Kollegen zu sein. Steigt die Attraktivität des Arbeitgebers, wird das durch Mund-zu-Mund-Propaganda publik. Vielleicht dürfen Sie sich dann schon bald über Bewerbungen von Bekannten Ihrer Mitarbeitenden freuen.
Prämie für Anwerben von Fachkräften auszahlen
Den Effekt der Mund-zu-Mund-Propaganda können Sie verstärken, indem Sie Ihren Mitarbeitenden eine Prämie für das Anwerben von Fachkräften versprechen. Das steigert die Motivation, andere für den eigenen Arbeitgeber zu begeistern.
Schwächen der Mitbewerber zum eigenen Vorteil nutzen
Sie kennen die Schwächen anderer Handwerksbetriebe? Die Welt ist sprichwörtlich klein, wenn man in derselben Branche tätig ist. Daher wird Ihnen vielleicht durch Dritte zugetragen, dass Handwerksbetrieb A unterdurchschnittlich bezahlt, Handwerksbetrieb B viele Überstunden fordert und in Handwerksbetrieb C ein schlechtes Betriebsklima herrscht.
Es ist nicht legitim, die Mitbewerber öffentlich abzuwerten. Deren Schwächen können Sie trotzdem zu Ihrem Vorteil nutzen: Heben Sie in den Stellenausschreibungen deutlich hervor, was Sie von anderen Handwerksbetrieben unterscheidet und wo Sie punkten.
Gehen Sie dabei zum Beispiel auf die folgenden Unterschiede zu anderen Betrieben ein:
- hochwertigere Dienstleistungen und daraus resultierende abwechslungsreichere Aufgaben
- größerer Betrieb und somit sicherer Arbeitsplatz
- renommiertere Kunden
- interessantere oder prestigeträchtigere Projekte
- längeres Firmenbestehen
Sicherlich finden Sie noch weitere Punkte, die individuell zu Ihrem Betrieb passen. Heben Sie diese Stärken explizit hervor. Vielleicht müssen Sie dann bald die Fachkräfte nicht mehr suchen, sondern die Fachkräfte bewerben sich in Ihrem Handwerksbetrieb von ganz allein.