BusinessplanWie Sie Nachhaltigkeit im Businessplan verankern
Warum ist Nachhaltigkeit für Unternehmen wichtig?
Ökologische Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen mittlerweile ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor. Handlungsdruck besteht nicht nur vonseiten der Kundinnen und Kunden, die vermehrt umweltfreundliche Produkte nachfragen, sowie vonseiten der Gesetzgebung mit immer strengeren Regulierungen zum Klima- und Umweltschutz.
Auch für Kapitalgeberinnen und Kapitalgeber werden nachhaltige Anlagemöglichkeiten zunehmend attraktiver. Spiegeln sie doch den gesellschaftlichen Wertewandel wider und verringern die ökologisch bedingte Ausfallwahrscheinlichkeit von Investitionen.
Ziel und Zweck eines Businessplans
Das primäre Ziel eines Businessplans besteht darin, potenziellen Investorinnen und Investoren von der Zukunftsfähigkeit und den Erfolgsaussichten einer neuen Geschäftsidee, sei es als Start-up oder als unternehmensinternes Projekt, zu überzeugen und damit deren Unterstützung zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, ökologische Nachhaltigkeit auch in Businessplänen von solchen Unternehmen oder für Projekte zu berücksichtigen, die auf den ersten Blick wenig mit Nachhaltigkeit zu tun haben.
Um Ihnen einen ersten Eindruck davon zu verschaffen, wie ein nachhaltigkeitsorientierter Businessplan aussehen kann, soll gezeigt werden, wie sich Nachhaltigkeit in den einzelnen Abschnitten eines Businessplans integrieren lässt.
Nachhaltigkeit im Executive Summary des Businessplans
Dem Businessplan wird in der Regel eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte der Geschäftsidee vorangestellt. Hier lassen sich im Businessplan integrierte Nachhaltigkeitsaspekte besonders hervorheben. Der ökonomische Mehrwert, der sich aus der Berücksichtigung ökologischer Nachhaltigkeit ergibt, kann gleich zu Beginn angerissen werden.
Idee und Strategie des Geschäftsmodells
Hier wird die Geschäftsidee konkretisiert. Es wird erörtert, mit welchen strategischen Maßnahmen die Idee erfolgreich umgesetzt werden soll und welche Entwicklung angestrebt wird. Die Betonung der im Businessplan berücksichtigten Nachhaltigkeit kann hier als USP, als Alleinstellungsmerkmal, und als potenzieller Wettbewerbsvorteil herausgestellt werden. Denn er kann den Markteintritt und Marktbearbeitung erleichtern.
Die Erläuterung der Idee bietet der Verfasserin oder dem Verfasser des Businessplans zudem eine Möglichkeit zur Selbstreflexion darüber, was die Geschäftsidee von anderen abhebt und ob sich Nachhaltigkeit vor diesem Hintergrund noch stärker integrieren ließe.
Marktanalyse und Zielgruppe für das Leistungsangebot
Unter diesem Punkt werden zunächst die Ergebnisse der Marktanalyse, etwa in Form einer PESTEL- und Wettbewerbsanalyse, dargestellt. Die Bedürfnisse und Ansprüche der Zielgruppe werden hier ebenfalls genannt. Anschließend wird dargelegt, wie die Geschäftsidee dazu beiträgt, den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, Nutzen für die Zielgruppe generiert und dabei eine vorteilhafte Wettbewerbsposition erschließt.
In Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit ist hier vor allem zu prüfen, ob diese von der Konkurrenz bereits berücksichtigt wird, ob und welche Rolle sie für die Zielgruppe spielt und ob sich mit ihr Wettbewerbsvorteile realisieren lassen. Eine nachhaltigkeitsorientierte Analyse des Gesamtmarktes kann zudem Aufschluss darüber geben, ob die Umsetzung der Geschäftsidee unter besonderer Berücksichtigung ökologischer Nachhaltigkeit dem Unternehmen eine Vorreiterrolle verschafft.
Produkte, Dienstleistungen und ihre Nachhaltigkeit
Hier werden die Merkmale des angebotenen Produkts oder der Dienstleistung detailliert aufgeführt, sowohl in funktionaler als auch in gestalterischer Hinsicht. Dieser Punkt bietet wohl die meisten Möglichkeiten zur Integration ökologischer Nachhaltigkeit.
Nachhaltige Produkte
So lässt sich bei Produkten etwa prüfen, ob
- die Produkte selbst, Produktteile und ihre Verpackung recycelbar oder wiederverwendbar sind,
- die Entsorgung der Produkte umweltfreundlich ist oder ob gar eine Kreislaufwirtschaft möglich ist,
- sich die Produkte leicht und rohstoffschonend reparieren lassen,
- bei der Produktion erneuerbare Energien und energieeffiziente Technologien genutzt werden,
- die zur Produktion notwendigen Rohstoffe nachwachsend sind, umweltschonend hergestellt oder angebaut sowie regional oder lokal bezogen werden können.
Nachhaltige Dienstleistungen
Auch bei Dienstleistungen kann Nachhaltigkeit integriert werden: So lässt sich etwa bei Lieferdiensten der Transport klimaschonend durchführen, zum Beispiel durch den Einsatz von Lastenrädern. Zudem kann für Verpackungen ein Rücknahme- oder Pfandsystem implementiert werden.
Bei Reinigungsfirmen kann betont werden, dass nur umweltfreundliche Reinigungsmittel verwendet und Putzutensilien mehrfach genutzt werden, gleichsam kostensparend und imagefördernd.
Nachhaltige Wertschöpfungskette
So unterschiedlich Produkte und Dienstleistungen auch sind, in jedem Fall kann die gesamte Wertschöpfungs- und Lieferkette dahin gehend untersucht werden, ob Potenziale zur Integration von Nachhaltigkeit vorhanden sind und wie sich diese unter Berücksichtigung einer Kosten-Nutzen-Analyse umsetzen lassen. Eine ressourcenschonende Herstellung, Recycling von Verpackungen, Produktteilen oder Rohstoffen sowie lokale oder regionale Lieferketten können dazu beitragen:
- weniger abhängig zu sein von Ressourcen und internationalen Bezugsquellen,
- bei Energie, Entsorgung und Rohstoffen Kosten zu senken und
- sich von Wettbewerbern zu unterscheiden, die Nachhaltigkeit unberücksichtigt lässt.
Marketing und Vertrieb
In Bezug auf Marketing und Vertrieb bietet es sich an, die Instrumente des Marketingmix nacheinander abzuarbeiten und auf Nachhaltigkeitspotenziale zu prüfen.
Preise gestalten
Bei der Preispolitik kann beispielsweise auf die Ergebnisse der Zielgruppenanalyse zurückgegriffen und geprüft werden, ob ein hohes Nachhaltigkeitsbewusstsein mit einer höheren Zahlungsbereitschaft einhergeht. Die durch die höheren Preise erzielten Mehreinnahmen können dann dazu genutzt werden, weitere Nachhaltigkeitspotenziale zu erschließen oder Kosten aufzufangen, die mit der Integration von Nachhaltigkeit anfangs entstehen können.
Nachhaltigkeit kommunizieren
Im Rahmen der Kommunikationspolitik sollte explizit der Mehrwert der integrierten Nachhaltigkeitsaspekte herausgestellt werden. Dieser kann in den bereits angesprochenen Effizienzgewinnen liegen oder in der Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben, das Image positiv zu gestalten und bei der Zielgruppe zu punkten.
Eine weitere nachhaltigkeitsorientierte Maßnahme der Kommunikationspolitik kann etwa der Verzicht auf Printwerbung sein, um Ressourcen zu schonen und gleichzeitig Kosten einzusparen.
Nachhaltige Vertriebswege nutzen
Bei der Distributionspolitik kann der Aufbau von Vertriebspartnerschaften mit nachhaltigen Unternehmen lohnend sein, die bereits auf dem Markt etabliert sind. So lässt sich sowohl die Bekanntheit als auch die Akzeptanz bei nachhaltigkeitsorientierten Zielgruppen steigern. Lokale und regionale Vertriebswege sind eine weitere Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu integrieren und Beschaffungsrisiken zu reduzieren.
Recht und Steuern
Im Falle einer Neugründung wird unter diesem Punkt unter anderem dargelegt, mit welchen steuerlichen Verpflichtungen und Auflagen zu rechnen ist oder welche Genehmigungen eingeholt werden müssen, um die Geschäftsidee zu verwirklichen. In Bezug auf Nachhaltigkeit kann geprüft werden, ob die Integration ökologischer Aspekte mit steuerlichen Vorteilen verknüpft ist oder ob es Fördermöglichkeiten gibt.
Außerdem können Regulierungen zum Umwelt-, Klima- oder Artenschutz bestehen oder geplant sein. Im Businessplan kann die Gründerin oder der Gründer mit einer nachhaltigkeitsorientierten Ausrichtung der Aktivitäten diesen gesetzlichen Anforderungen zuvorkommen und sich so einen Vorsprung vor der Konkurrenz sichern.
Organisation und Personal
Hier geht es um Personalfragen und die Unternehmensorganisation. Nachhaltigkeitsaspekte lassen sich vor allem in den organisatorischen Prozessen berücksichtigen, das heißt in der Produktion, der Lieferkette und im Alltagsgeschäft. In Bezug auf die Büro- oder Produktionsräumlichkeiten ist etwa der Einsatz energieeffizienter Technologie und erneuerbarer Energien denkbar, eine energiesparende Wärmedämmung, Abfallvermeidung durch Recycling und Ressourcenschonung durch den Gebrauch von recycelten oder wiederverwendbaren Materialien.
Zudem können statt eines Neubaus bereits existente Räume genutzt werden, um dem Flächenfraß entgegenzuwirken. Durch die Maßnahmen können nicht nur Kosten eingespart werden. Es wird auch das Employer Branding aufgewertet – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil im Kampf um Fachkräfte, sofern diese einen ökologisch verantwortungsvollen Arbeitgeber bevorzugen.
Finanzen
Unter dem Punkt Finanzen sollte der ökonomische Nutzen der integrierten Nachhaltigkeitsmaßnahmen explizit herausgestellt werden, wie zum Beispiel potenzielle Kosteneinsparungen durch Energieeffizienz, Wiederverwendbarkeit von Materialien oder einen geringeren Entsorgungsaufwand.
Zudem sind Mehreinnahmen durch eine höhere Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte möglich, die wiederum für die Finanzierung anderer Bereiche genutzt werden können. Weitere finanzrelevante Aspekte sind eine höhere Wahrscheinlichkeit, nachhaltigkeitsorientierte Investorinnen und Investoren für das Projekt zu gewinnen, sowie eine geringe Abhängigkeit von Rohstoffen, deren Preisschwankungen und damit verbundenen Marktrisiken.
SWOT-Analyse zeigt Chancen der Nachhaltigkeit für das Geschäftsmodell
Je nach Geschäftsidee kann hier noch einmal betont werden, dass etwa die Nutzung erneuerbarer Energien, die Vermeidung von Abfall, die Wiederverwendbarkeit von Rohstoffen oder der Einsatz energieeffizienter Technologie nicht nur ökologisch nachhaltig ist. Zudem werden Risiken wie die Abhängigkeit von knapper werdenden Rohstoffen minimiert und Chancen etwa in Form von Potenzialen zur Differenzierung oder zur Kostensenkung eröffnet.
Die Integration von Nachhaltigkeit kann damit als Stärke identifiziert werden, da sie ein Unternehmen auf vielen Ebenen weniger anfällig macht für ökologisch bedingte Risiken.
Welchen ökonomischen Nutzen bringt Nachhaltigkeit im Businessplan?
Die folgende Tabelle bietet zusammenfassend einen Überblick über mögliche Nachhaltigkeitsaspekte und deren Mehrwert für die einzelnen Abschnitte eines Businessplans.
Abschnitt Businessplan | Nachhaltigkeitsaspekt | Möglicher ökonomischer Nutzen |
Executive Summary | Prominente Platzierung der Nachhaltigkeitsaspekte verdeutlicht Verständnis für ökonomische Notwendigkeit ökologischer Nachhaltigkeit. | Aufmerksamkeit nachhaltigkeitsorientierter Anleger und Anlegerinnen wird auf Nachhaltigkeitsaspekte gelenkt. |
Idee & Strategie | Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten. | Nachhaltigkeit als mögliches Alleinstellungsmerkmal oder Zusatznutzen. |
Marktanalyse & Zielgruppe | Analyse, ob und inwieweit Nachhaltigkeit von Zielgruppe nachgefragt wird, von der Konkurrenz angeboten oder auf dem Markt etabliert ist. | Identifizierung von Differenzierungspotenzialen zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen. |
Produkte & Dienstleistungen | Nachhaltige Gestaltung der Produktmerkmale oder der mit einer Dienstleistung verbundenen Wertschöpfungsstufen. | Differenzierungsmöglichkeiten, Kosteneinsparung durch Effizienzgewinne bei Energie, Rohstoffen & Entsorgung, Verringerung Abhängigkeit von neuen Rohstoffen, Verringerung Ausfallrisiko von Investitionen, höhere Produktqualität durch nachhaltige Rohstoffe. |
Marketing & Vertrieb | Nachhaltige Gestaltung des Marketingmix | Differenzierungsmöglichkeiten, Einsparung von Ressourcen & Kosten, Quersubventionierung nachhaltiger Projekte durch Mehreinnahmen aufgrund höherer Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte, Verbesserung Image, Steigerung Akzeptanz. |
Recht & Steuern | Prüfung von Fördermöglichkeiten für nachhaltig agierende Unternehmen. | Kosteneinsparungen & ggf. steuerliche Vorteile durch Vermeidung von umweltschädlichen Emissionen und Berücksichtigung von Regeln zum Umwelt-, Klima- und Artenschutz. |
Organisation & Personal | Nutzung energieeffizienter Technologie & Einsatz erneuerbarer Energie, Einsatz von E-Mobilität bei Dienstreisen oder Verzicht auf Dienstreisen, Abfallvermeidung, Nutzung von recycelten und wiederverwendbaren Materialien, Verzicht auf Papier zur Korrespondenz, Vermeidung von Neubauten zum Schutz ökologisch wichtiger Flächen, Ernennung einer bzw. eines Nachhaltigkeitsbeauftragten. | Imageverbesserung, Vorteile im Employer Branding, Steigerung Motivation, Commitment & Bindung an das Unternehmen, Kosteneinsparungen. |
Finanzen | Explizite Herausstellung des ökonomischen Mehrwerts, der durch die integrierten Nachhaltigkeitsaspekte erzielt werden kann. | Kosteneinsparung durch Energieeffizienz, Abfallvermeidung & Recycling, Ansprache nachhaltigkeitsorientierter Investorinnen & Investoren, Mehreinnahmen durch ggf. höhere Zahlungsbereitschaft bei nachhaltigkeitsorientierter Zielgruppe, Verminderung von ökologisch bedingten Ausfallrisiken. |
Fazit
Wenn Nachhaltigkeit im Businessplan nicht behandelt wird, ist das ein unternehmerisches Risiko. Oft werden dadurch Chancen auf Investitionen, Wachstum und Effizienzgewinne verpasst. Ein Businessplan, der ökologische Nachhaltigkeit integriert und einen transparenten Überblick bietet, an welcher Stelle die Wertschöpfungskette ökologisch nachhaltig gestaltet ist, kann nicht nur das Image stärken und Differenzierungspotenziale nutzen, sondern auch einen Gegenpol schaffen zu Unternehmen, die sich zwar nachhaltig geben, dies jedoch eher Greenwashing gleichkommt.
Die Integration von ökologischer Nachhaltigkeit zum Standard für Businesspläne und damit für neue Geschäftsideen sollte zum Standard werden. Ein entsprechender Leitfaden zur Gestaltung eines nachhaltigkeitsorientierten Businessplans kann Gründerinnen und Gründern zum einen Hilfestellung bieten, zum anderen kann die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit unterstützt werden.