Was Leadership auszeichnet
Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler und Praktiker der Frage nach echter Leadership auf die Spur zu kommen. Man wird kaum eine einheitliche Meinung dazu finden. Leadership ist keine Frage der Fähigkeiten, sondern eine Frage des Charakters – so meinen viele Experten.
Gegensätzliche Meinungen über Leadership
David C. McClelland und David H. Burnham schrieben 1976, dass vor allem solche Manager verantwortungsbewusst und erfolgreich sind und großen Teamgeist bei ihren Mitarbeitern entwickeln können, die nach persönlicher Macht streben. Sie tun alles, um andere auf ihre Seite zu bringen und zeigen damit Führungsqualitäten.
Vertreter des systemischen Managements bezweifeln, dass man im engeren Sinne „führen“ kann. Sie meinen, jedes Unternehmen organisiert sich selbst und Führung stört.
Gibt es gemeinsame Merkmale und Erfolgsfaktoren?
Gerade weil es so unterschiedliche Meinungen zum richtigen Führungsstil gibt, fällt es schwer, konkrete Erfolgsfaktoren zu benennen. Sie bleiben recht abstrakt und vermitteln nur eine Ahnung von dem, was Führungskräfte auszeichnet.
Fredmund Malik, der sich als Professor und Management-Berater seit vielen Jahren mit dem Thema befasst, beschreibt in seinem Buch „Führen, Leisten, Leben“ allgemeine Grundsätze wirksamer Führung:
- sich an Resultaten orientieren
- zum Ganzen beitragen
- sich auf Weniges konzentrieren
- Stärken nutzen
- Vertrauen schaffen
- positiv denken
Gehen Sie davon aus, dass es nicht den einen „besten“ Führungsstil gibt. Echte Leadership richtet sich individuell an der Situation, dem Umfeld, dem Unternehmen, der Branche und den Mitarbeitern aus.
Daniel Goleman, Psychologe und Autor des Buchs „Emotionale Intelligenz“, nennt sechs unterschiedliche Führungsstile:
- visionär
- coachend
- gefühlsorientiert
- demokratisch
- befehlend
- fordernd
Mindestens vier dieser Stile sollten Sie als Führungskraft praktizieren.
Leadership – eine mögliche Definition
Unter dem Stichwort Führung oder Leadership findet man unzählige Definitionen. Eine stammt von Conny Antoni, Professor an der Universität Trier: „Führung ist zielbezogene Einflussnahme“.
Schlechte Beispiele kennt fast jeder
Man kennt die Beispiele aus dem eigenen Unternehmen oder aus den Erzählungen von Freunden:
- Der Chef redet schlecht über die Arbeit eines Mitarbeiters vor dessen Kollegen.
- Trifft ein Mitarbeiter selbst Entscheidungen, fühlt der Chef sich übergangen.
- Der Umgangston ist unhöflich und taktlos.
- Der Chef schiebt eigene Fehler auf andere.
- Nach Auseinandersetzungen ist er nachtragend.
- Seinen Ärger lässt er an den Mitarbeitern aus.
- Anweisungen gibt er als Befehl.
- Er gibt allen das Gefühl, dass sie von ihm abhängig sind.
Diese Verhaltensweisen können fatale Folgen haben.
Führungsverhalten beeinflusst die Gesundheit der Mitarbeiter
Viele empirische Studien zeigen, dass Führungskräfte die Fehlzeiten in ihrem Verantwortungsbereich direkt beeinflussen. Durch ihr Verhalten können sie die Mitarbeiter ungewöhnlichem Stress aussetzen. Es kommt zu „stummem Mitarbeiterprotest“ und höheren Fehlzeiten.
Gründe dafür sind: autoritäres Führungsverhalten, zu wenig Anerkennung der Leistungen, Vorenthaltung von Informationen oder fehlende Vermittlung des Arbeitssinns. Es geht aber auch anders: Gute Leistungen werden anerkannt, Mitarbeiter werden wie gleichberechtigte Partner behandelt, man steht für die Taten der Mitarbeiter ein.
Dimensionen der Führung
Führung hat eine strukturelle und eine interaktive Komponente.
Strukturelle Führung
- Kultur (Werte, Denk-/Verhaltensmuster)
- Strategie (Ziele/Instrumente)
- Organisation (Aufgaben, Kompetenzen, Prozesse)
- qualitative Personalstruktur (Qualifikation, Identifikation, Motivation)
Interaktive Führung
- wahrnehmen, analysieren, reflektieren
- informieren, kommunizieren, konsultieren
- entscheiden, kooperieren, koordinieren, delegieren
- motivieren, identifizieren
- entwickeln, evaluieren, gratifizieren
(Quelle: Rolf Wunderer: Führung und Zusammenarbeit – eine unternehmerische Führungslehre)
Leadership geprägt durch Fingerspitzengefühl und Authentizität
Mehr Fingerspitzengefühl anstelle von strikten Vorgaben – so könnte man den seit Jahren anhaltenden Trend in Sachen Leadership beschreiben.
Das schließt nicht aus, dass man als Chef auch mal auf den Tisch haut und harte Entscheidungen trifft. Gerade wenn Ihr Verhalten authentisch ist und ehrlich wirkt, bewegt dies die Mitarbeiter.