ResilienzStellhebel und Erfolgsfaktoren für mehr Widerstandskraft im Beruf

Die Resilienz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann auf der Ebene der Unternehmen, der Führungskräfte und der Beschäftigten selbst verbessert und gepflegt werden. Damit können alle besser mit Unvorhergesehenem umgehen.

Resilienz ist für viele ein Buzzword. Dabei wird es dann gebraucht, wenn es darum geht, mit Ausnahmesituationen besser umzugehen nach dem Motto: „Du solltest an deiner Resilienz arbeiten, dann geht es dir gleich viel besser.” Was sich aber eigentlich hinter dem Konzept verbirgt, bleibt häufig im Dunkeln. Dabei ist Resilienz ein zentraler Baustein zu gesundem Erfolg und erfolgreicher Gesundheit.

Was ist Resilienz und wofür wird sie gebraucht?

Was genau unter Resilienz zu verstehen ist, darüber ist sich auch die Forschung nicht ganz einig. Ist sie eine zu erlernende Fähigkeit, ein kontinuierlicher Prozess oder doch ein Ergebnis? Sicher ist, dass Resilienz dann gefragt ist, wenn uns etwas Unvorhergesehenes passiert und dass sie uns dann hilft, Situationen leichter zu akzeptieren und uns schneller an neue Realitäten anzupassen.

Der Begriff Resilienz setzt sich als Kompositum aus mehreren Soft-Skills zusammen und kann dementsprechend trainiert werden. Um sie nachhaltig aufbauen zu können, sollte man vor allem an der eigenen Stressbewältigung, Motivation, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Kreativität und am Optimismus arbeiten.

Die moderne Arbeitswelt, gerne auch als VUCA-Welt bezeichnet, fordert diese Kompetenzen immer mehr. Denn: Sie ist bestimmt von ständigen Transformationsprozessen, die uns vor neue Situationen stellen. Eine hohe Resilienz ist dabei nicht nur von persönlichem Vorteil, sondern auch von großem Nutzen für das eigene Team und damit auch das Unternehmen selbst.

Welche Bedeutung haben Belastungen und Stress?

Privat- und Arbeitswelt verschmelzen immer stärker. Die Überforderung durch das plötzliche Homeoffice, die Doppelbelastung für Familien und das Gefühl des Kontrollverlustes belasten viele Menschen. Auch Studien und Statistiken des letzten Jahres haben diese Tendenz bestätigt – die Quoten von Burnout und Depression, Angst und Stress sind in die Höhe geschossen. Denn genau das passiert, wenn man mit neuen Situationen nicht gut umgeht, weil sie einem als unkontrollierbar vorkommen: Es entstehen psychische Belastungen, die in Unzufriedenheit, Fehlzeiten und Burnout resultieren können.

Diese beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit, sondern sind auch mit enormen finanziellen Verlusten verbunden: Schon 2017 lagen diese bei 44,4 Milliarden Euro in Deutschland pro Jahr. Dazu passend hat unter anderem die Axa bereits 2018 festgestellt, dass 34 Prozent der Berufsunfähigkeiten auf psychische Belastungen wie arbeitsbedingten Stress und Angstzustände zurückzuführen sind – Tendenz steigend.

Wie kann das Unternehmen Resilienz fördern?

Resilienz hilft den Mitarbeitenden dabei, die eigene psychische Belastungssteuerung zu regulieren. Was kann man selbst tun und was das Unternehmen? Unternehmen verlangen heutzutage immer mehr Leistung von ihren Beschäftigten, um im Wettbewerb gegen andere Unternehmen zu bestehen. Diese Art von Druck erzeugt sehr viel Stress, belastende Arbeitsbedingungen und erschöpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihrer Arbeit nicht mehr zufrieden sind – oder gar nicht mehr damit fertig werden.

Umso wichtiger wird es für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, Strukturen einzuführen, die die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in der eigenen Strategie berücksichtigen. Eine Möglichkeit der strukturellen Verbesserung besteht im positiven und partizipativen Management. Das bedeutet, dass Mitarbeitende in alle Entscheidungen so gut wie möglich einbezogen werden.

Die Einführung einer solchen Management-Methode ist eine Daueraufgabe und gelingt am besten, wenn sie Teil der ständigen Unternehmenspolitik wird. Einige Möglichkeiten, um Mitarbeitenden Entscheidungsbefugnisse einzuräumen, sind

  • Betriebs- und Personalräte zulassen und einrichten
  • Mitarbeiterbefragungen
  • immer wiederkehrende Feedback-Zirkel

Die Beteiligung aller Mitarbeitenden ermöglicht den Aufbau echter Autonomie. Sie können in Krisensituationen selbst Initiative ergreifen. Das fördert wiederum auf Seite der Mitarbeitenden das Gefühl von Kontrolle, auch in unübersichtlichen Situationen.

Welche Rolle sollten Führungskräfte spielen?

Führungskräfte können Einfluss nehmen, indem sie eine Stress absorbierende Führung einsetzen. Doch gestaltet sich das für viele Führungskräfte schwierig, denn über die Hälfte aller Führungskräfte ist laut Studien selbst vom Burnout bedroht. Dabei ist das Ziel einer Stress absorbierenden Führung das genaue Gegenteil: Führungskräfte sollen möglichst den richtigen Umgang mit Stress vorleben und dadurch den Grundstein für eine stressfreie Arbeitsatmosphäre für das gesamte Team legen.

Dazu gehört, dass Führungskräfte die eigenen Stresssituationen für das Team zugänglich machen und zeigen, dass sich darüber sprechen lässt. Hierfür empfiehlt es sich, die Einrichtung sicherer kommunikativer Räume anzustoßen, die eine Anlaufstelle für die eigenen Mitarbeitenden sein können, wenn sie einmal vor schwer zu bewältigenden Situationen stehen.

Es ist daher notwendig, Führungskräfte auch aus emotionaler Sicht zu schulen, um sie bestmöglich auf ihre Vorbildrolle vorzubereiten. Wenn eine gecoachte Führungskraft ihr eigenes Wohlbefinden auf psychischer Ebene steigert, ergeben sich daraus oft positivere Interaktionen mit Angestellten. Somit profitiert das gesamte Team, und die Führungskraft empfindet selbst ein höheres Wohlbefinden.

Wie können Mitarbeitende selbst ihre Resilienz fördern?

Während Unternehmen für passende Strukturen sorgen und Führungskräfte ihre Vorbildrolle einnehmen, können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst in drei Schritten direkt an ihrer Resilienz arbeiten.

  1. Wahrnehmung und Bewusstsein: Jede Person sollte sich die nötige Zeit nehmen, um sich über das Thema bewusst zu werden und zu reflektieren, was für Situationen einen persönlich belasten – nur so kann man diesen Situationen resilient begegnen. Was stresst uns wirklich, wo beginnen diese Situationen und womit hören sie auch wieder auf?
  2. Umgang: Ist man sich über die eigenen Stressoren im Klaren, gilt es, Akzeptanz zu trainieren. Dies geht durch verschiedene Strategien: Eine davon besagt, dass man sich nur auf das konzentrieren sollte, was auch im eigenen Machtbereich steht. Gelassenheit ist hier das Stichwort. Inwiefern hat die veränderte Situation auch ihre positive Seite? Genauso wichtig ist es, rechtzeitig um Hilfe zu bitten, wenn die eigenen Ressourcen zur Stressreduktion nicht ausreichen.
  3. Selbstmitgefühl: Um resilienter zu werden, hilft es in besonderer Weise, auf sein eigenes Wohlbefinden zu achten. Dazu gehört vor allem, mit sich selbst gut umzugehen: eine gesunde Work-Life-Balance, eine offene und vertrauensvolle Kommunikation mit den Menschen um einen herum sowie die Einhaltung klarer eigener Grenzen. Fühlt man sich grundsätzlich wohl am Arbeitsplatz, so können einen strukturelle Veränderungen nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. 

Schlussendlich ist es nicht immer einfach, die Verhaltensveränderungen zum Aufbau von Resilienz selbst herbeizuführen. In solchen Fällen helfen Impulse von außen, um die eigene emotionale Belastbarkeit zu entwickeln. Durch gezieltes Ansprechen der herausfordernden Situationen unterstützt der Anstoß von außen zur ständigen Selbstreflexion alle drei Schritte: Wahrnehmung, Akzeptanz und Selbstmitgefühl.

In der Tat sind gecoachte Personen besser in der Lage, Herausforderungen anzunehmen. Der individuelle Ansatz von Coaching ist daher grundsätzlich für alle Mitarbeitenden eines Unternehmens fruchtbar.

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