Speaker werdenIst Ihr Karrierewunsch realistisch?

Träumen Sie berechtigterweise von einer Karriere als Keynote-Speaker? Oder sollten Sie lieber einen anderen Karriereweg einschlagen? Welche Voraussetzungen angehende Speaker mitbringen sollten, um vielleicht einmal erfolgreich zu werden. Und: Welcher Realität sie sich stellen müssen.

Warum werden Keynote-Speaker engagiert?

Grund eins: Das Publikum soll unterhalten werden

Das veranstaltende Unternehmen möchte seinen Gästen einen schönen Abend bereiten, der ihnen im Gedächtnis bleibt. Für den Redner bedeutet das: Er muss bereits über einen gewissen Promi-Status verfügen. Oder sein Auftritt muss so pointiert und spritzig sein, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich gut unterhalten fühlen.

Grund zwei: Zuhörer sollen motiviert oder überzeugt werden

Die Zuhörer sollen zu einem Umdenken oder bestimmten Verhalten motiviert werden. Das ist der Fall bei:

  • Kick-offs
  • Händlertagungen
  • Vertriebsmeetings

Der Speaker muss dann ein ausgewiesener Experte für das Thema sein, der den Zuhörern etwas zu sagen hat und seine Inhalte so präsentiert, dass er bei ihnen auf offene Ohren stößt.

Grund drei: Der Speaker dient als Besuchermagnet

Es wird ein Zugpferd benötigt, das den Saal mit zahlenden oder für den Veranstalter attraktiven Besuchern füllt. Dies trifft auf Kongresse und Kundenveranstaltungen zu. Der Redner muss bei den Zielpersonen bereits eine hohe Bekanntheit haben oder aus deren Sicht ein ausgewiesener Experte für ein Thema sein. Ansonsten verfügt er nicht über die gewünschte Zugkraft.

Haben Sie genügend Durchhaltevermögen?

Diese eben genannten Voraussetzungen, also Promi-Status oder ausgewiesener Experte mit zahlreichen Referenzen oder sogar Veröffentlichungen, erfüllen fast alle Newcomer sowie „No-Names“ im Trainings- und Beratungsmarkt nicht.

Sie sollten sich deshalb schnellstmöglich vom Tagtraum, ein Speaker zu werden, der 3.000, 5.000 oder gar mehr Euro pro Auftritt erhält und in zwei, drei Jahren davon leben kann, verabschieden.

Das heißt nicht, dass einige es aufgrund ihrer Persönlichkeit, Kompetenz und ihres Redetalents nicht schaffen können. Doch ohne mittel- bis langfristige Biografie-Arbeit – etwa über die Publikation von Büchern – lässt sich nur schwer ein Expertenstatus mit entsprechender Bekanntheit aufbauen.

Sind Sie bereit, vorerst wenig als Speaker zu verdienen?

Wovon sollen Noch-nicht-Speaker leben, bis sie etablierte Speaker sind? Womit sollen sie den Aufbau des Images und der Bekanntheit finanzieren, sofern sie nicht die Kinder reicher Eltern sind? Und wer wird wirklich so oft als Redner engagiert und erhält dafür 5.000 EUR und mehr, dass er oder sie allein davon leben kann?

Für die echten Größen im Speaker-Business gilt: Sie waren in ihrem Leben nie oder nur für sehr kurze Zeit Beraterin oder Berater (meist bei McKinsey). Sie waren entweder Fernsehgrößen wie Ulrich Wickert, Top-Politiker wie Joschka Fischer oder Sportlerinnen wie Christina Obergföll.

Verglichen mit diesen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind fast alle Redner kleine Lichter, die ihre Wurzeln in der Beraterzunft haben. Sie verfügen einfach nicht über die Biografien, die die echten Größen im Redner-Business auszeichnen.

Können Sie seriöse von unseriösen Speaker-Ausbildern unterscheiden?

Weniger erfolgreiche Speaker dürfen vielleicht einmal auf einem Kreuzfahrtschiff einen Animationsvortrag vor gelangweilten Touristen halten. Die „üblichen 5.000 bis 6.000 EUR pro Auftritt“ erhält ein Redner hierfür nicht.

Trotzdem träumen viele Berater und Trainer den Traum vom Keynote-Speaker weiter. Entsprechend viele Dienstleister versuchen inzwischen Trainer und Berater mit dem Tagtraum „Speaker werden“ als Kundin oder Kunde zu gewinnen.

Offeriert werden den Speaker-Anwärtern neben allen möglichen Ausbildungen, Coachings und Zertifizierungen auch Leistungen wie bezahlte Einträge in Redner-Lexika, Top-Speaker-Kataloge und ähnliche „unverzichtbare Nachschlagewerke für Unternehmer, Geschäftsführer und Entscheider“. Fallen Sie nicht auf derlei Angebote herein.

Verfügen Sie über Bodenhaftung und Geduld?

Dies soll kein Plädoyer dagegen sein, sich auf die Reise zum Speaker zu begeben. Wer sich dazu berufen fühlt, sollte sich auf den Weg machen. Allen Beratern, Trainern und Coachs, die sich dafür entscheiden, muss allerdings klar sein: Die Reise dauert lange.

Auch wenn sie das Ziel erreichen, werden sie vermutlich maximal sechs bis acht Mal pro Jahr ein hohes Honorar erzielen. Vermutlich müssen sie auch weiterhin einen großen Teil ihres Lebensunterhalts mit Trainings, Beratungen und Coachings verdienen. Was ist so schlimm daran?

Jede andere Perspektive ist bei 98 Prozent der Trainer und Berater, die gerne Speaker wären, unrealistisch. Nicht, weil sie schlechte Redner wären, sondern weil sie nicht die passenden Biografien haben – ganz egal, wie gut sie als Storyteller sind.

Dazu im Management-Handbuch

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