FührungWas eine alpha-intelligente Führungskraft auszeichnet

Im digitalen Zeitalter benötigen Führungskräfte teils neue Fähigkeiten und Eigenschaften, um ihren Mitarbeitenden den gewünschten Halt und die nötige Orientierung zu geben. Diese Bedürfnisse soll eine alpha-intelligente Führungskraft erfüllen. Aber was versteht man darunter? Und wie werden Sie zu einer solchen Führungsperson?

Warum der alpha-intelligente Führungsstil zeitgemäß ist

Führung muss sich ändern – unter anderem, weil die Leistungen der Unternehmen heute weitgehend von bereichsübergreifenden sowie hybriden oder virtuellen Teams erbracht werden. Deshalb müssen die Führungskräfte ihre Mitarbeitenden verstärkt „an der langen Leine führen“ und auf ihre Loyalität, Integrität und Kompetenz vertrauen.

Dabei gilt nach wie vor: Mitarbeitende wünschen sich Halt und Orientierung, und zwar umso mehr, je instabiler ihr Arbeits- und Lebensumfeld wird. Deshalb wird alpha-intelligente Führung im digitalen Zeitalter immer wichtiger.

Dies auch, weil die für die Kundinnen und Kunden erbrachten Lösungen häufiger ein Spezialwissen voraussetzen, das die Führungskräfte selbst nicht haben. Deshalb können diese zu Mitarbeitenden auch seltener sagen „Tue dies und das, dann haben wir Erfolg“.

Sie müssen vielmehr auf deren Können und Eigenmotivation vertrauen. Außerdem müssen sie mit ihnen häufiger Versuchsballons starten: Was könnte die richtige Lösung sein? Im Prozess wird dann ermittelt, was wirklich zielführend ist.

Warum Führungskräfte auch Beziehungs- und Netz-Manager sind

Wie ist in einem solchen Umfeld erfolgreiche, alpha-intelligente Führung möglich? Der einzig mögliche Lösungsweg ist: Die Führungskräfte müssen sich gleichzeitig verstehen als:

  • Beziehungsmanager, deren Kernaufgabe es ist, die Beziehungen im sozialen System Unternehmen so zu gestalten, dass Mitarbeitende gut zusammenarbeiten können und
  • emotionale Leader, deren Aufgabe es ist, ihre Mitarbeitenden zu inspirieren, sodass diese sich freiwillig für das Erreichen der Ziele engagieren.

Viele Führungskräfte haben dies in der Vergangenheit schon getan, doch nur bezogen auf die ihnen unterstellten Mitarbeitenden. In den modernen High-Performance-Organisationen sind die Unternehmensbereiche jedoch eng miteinander verwoben; sie kooperieren zudem in der Regel mit einer Vielzahl externer Partner, die für sie wichtige Teilaufgaben erfüllen.

Deshalb müssen die Führungskräfte ein stets komplexeres Netzwerk führen, auch weil die Belegschaften der Unternehmen immer heterogener werden: „Digital Natives“ müssen mit „Digital Immigrants“ kooperieren, Westeuropäer mit Menschen aus China, Festangestellte mit Freelancern, und, und, und – und dies in einem von permanenter Veränderung geprägten Umfeld, in dem letztlich niemand weiß, was die Zukunft bringt.

Welche neuen Kompetenzen Führungskräfte benötigen

Das Fähigkeitenbündel, über das Führungskräfte verfügen müssen, hat das IFIDZ in einer mit dem F.A.Z.-Institut durchgeführten Studie mit dem Begriff „Alpha Intelligence“ belegt. Dieses Bündel zeichnet die „Alpha-Tiere“ der Zukunft aus – also die Personen in den Unternehmen, die etwas bewirken möchten und denen andere Menschen aufgrund ihrer Persönlichkeit und Kompetenz vertrauen.

Drei Kompetenzbereiche lassen sich unterscheiden:

1. Persönlichkeitsintelligenz

Dieser Kompetenzbereich umfasst primär die Ebene des eigenen Selbstverständnisses. Dieses ist bei einer alpha-intelligenten Persönlichkeit dadurch geprägt, dass sie keinen Allmachtsfantasien huldigt, sondern sich als Lernende versteht.

Sie hinterfragt regelmäßig ihr Verhalten und dessen Wirkung und entwickelt sich als Person weiter. Eng verknüpft damit sind solche Eigenschaften wie Neugier und Bereitschaft zur Veränderung.

2. Beziehungsintelligenz

Dieser Kompetenzbereich umfasst die Fähigkeiten, die zum Auf- und Ausbau tragfähiger Beziehungen nötig sind. Von zentraler Bedeutung sind hierbei die Empathie – also das Einfühlungsvermögen in andere Personen und Konstellationen – sowie der wertschätzende Umgang mit den (persönlichen) Interessen und Bedürfnissen der Netzwerkpartner.

3. Digitalintelligenz

Ein zentrales Element dieses Kompetenzbereichs ist der sogenannte Zukunftsblick. Hierzu zählt neben einer Vision, wohin der gemeinsame Weg führen soll, das Bewusstsein, dass der technische Fortschritt neue Problemlösungen ermöglicht, und es die hieraus sich ergebenden Chancen aktiv zu nutzen gilt.

Das setzt neben einem interdisziplinären Denken eine gewisse Digitalkompetenz voraus, weil die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie, wozu auch die Künstliche Intelligenz zählt, in den meisten Branchen der zentrale Veränderungstreiber ist.

Diese Kompetenz zeigt sich nicht darin, dass eine Führungskraft beispielsweise der beste Programmierer oder eifrigste KI-Tool-Nutzer ist. Sie zeigt sich vielmehr darin, dass sich die betreffende Person – allein oder mit Expertenunterstützung – ein fundiertes Urteil darüber bilden kann, welche Chancen und Risiken sich aus dem technischen Fortschritt ergeben und somit entscheidungs- und handlungsfähig ist.

Als Person eine vertrauenswürdige Marke werden

Eine Marke kennzeichnen unter anderem folgende zwei Faktoren:

  1. Sie ist aufgrund ihres Auftritts und Erscheinungsbilds wiedererkennbar.
  2. Sie gibt den Kunden ein Leistungsversprechen.

Ähnlich verhält es sich bei Führungskräften, die aus Sicht ihrer Kontaktpersonen Persönlichkeitsmarken sind. Auch sie stehen erkennbar für konkrete Werte und Überzeugungen, die sich in ihrem Verhalten zeigen.

Also lautet die erste Anforderung an Führungskräfte, die sich zu einer Persönlichkeitsmarke entwickeln möchten: Sie müssen sich ihrer Werte und Überzeugungen sowie Stärken und Schwächen bewusst werden; denn hieraus erwächst das erforderliche Selbstverständnis für ihre mögliche Wirkung.

Dieses Bewusstsein hilft Führungskräften wiederum nicht nur an Schönwetter-Tagen, sondern auch, wenn es im Unternehmen oder Markt „stürmt und schneit“, eine souveräne Haltung einzunehmen und zu zeigen. Dies signalisiert wiederum ihrer Umwelt: Dieser Person kannst du vertrauen.

Merkmale einer alpha-intelligenten Führungskraft

Für den Führungserfolg ist Vertrauen in der von rascher Veränderung geprägten VUKA-Welt essenziell.

Also sollten alle Führungskräfte daran arbeiten, dass sie für ihre Mitarbeitenden und ihr Beziehungsnetzwerk eine Marke werden, der man vertrauen kann, weil sie folgende Merkmale aufweist:

  • Glaubwürdigkeit
  • Berechenbarkeit
  • Zuverlässigkeit

Dann ist ihr Führungserfolg im digitalen Zeitalter gesichert.

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