InnovationsstrategieTarget Operating Model (TOM) – Leitfaden für die Umsetzung
- Was ist ein Target Operating Model (TOM) und warum ist es wichtig?
- Welche Komponenten umfasst ein Target Operating Model?
- Wie gestaltet man die Zielprozesse im TOM?
- Welche Rolle spielt Technologie im Target Operating Model?
- Wie bestimmt man die benötigten Kompetenzen und Rollen für das TOM?
- Wie wird die Implementierung des TOMs gesteuert?
- Wie überprüft man den Erfolg des neuen Operating Models?
- Welche Herausforderungen bringt die Umsetzung eines TOM mit sich?
- Beispiel: Skizze eines TOMs im Online-Handel
- Praxisteil
Was ist ein Target Operating Model (TOM) und warum ist es wichtig?
Ein Target Operating Model (TOM) definiert, wie ein Unternehmen in Zukunft funktionieren soll, um strategische Ziele zu erreichen. Es beschreibt alle relevanten Aspekte wie Prozesse, Technologien, Menschen und organisatorische Strukturen, die für die Umsetzung der Unternehmensstrategie entscheidend sind.
TOMs sind besonders in Zeiten des digitalen Wandels wichtig. Sie ermöglichen es Unternehmen, agil zu bleiben, wechselnde Herausforderungen des Marktes zu bewältigen und neue Geschäftsmodelle schnell umzusetzen.
Beispiel: Ein Unternehmen, das von traditionellen Vertriebswegen auf eine E-Commerce-Plattform umstellt, benötigt ein neues TOM, um Prozesse und Technologien auf die Bedürfnisse des Online-Marktes abzustimmen.
Welche Komponenten umfasst ein Target Operating Model?
Die wichtigsten Bausteine eines TOM sind Prozesse, Technologien, Organisation und Steuerung sowie Menschen und Kompetenzen. Diese Komponenten sollten miteinander in Einklang gebracht werden, um das Unternehmen effizient und flexibel zu gestalten.
- Prozesse: Automatisierung und Optimierung sind Schlüsselbegriffe. Durch standardisierte und automatisierte Prozesse können Ressourcen effizienter eingesetzt werden.
- Technologien: Digitale Tools, IT-Systeme und Automatisierungslösungen spielen eine zentrale Rolle.
- Organisation und Steuerung: Hier geht es darum, wer welche Entscheidungen trifft und wie Teams strukturiert sind.
- Menschen und Kompetenzen: Welche Fähigkeiten sind notwendig, um das Modell zum Laufen zu bringen?
Wie gestaltet man die Zielprozesse im TOM?
Bei der Prozessgestaltung im TOM geht es darum, bestehende Prozesse auf ihre Effizienz zu prüfen und sie gegebenenfalls zu optimieren oder neu zu definieren.
Prozesslandkarten können helfen, den aktuellen Zustand zu visualisieren und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Hierbei ist es wichtig, kritische Prozesse (etwa in der Lieferkette) im Detail zu analysieren und Lösungen für Engpässe zu finden.
Welche Rolle spielt Technologie im Target Operating Model?
Technologie ist ein wesentlicher Treiber für das TOM, insbesondere in der Digitalisierung. Ein modernes TOM muss flexibel genug sein, um neue Technologien wie Cloud-Lösungen, KI, Machine Learning oder Big Data zu integrieren. Die Auswahl der richtigen Technologien hängt davon ab, welche Prozesse unterstützt werden sollen und welche Systeme kompatibel sind.
Beispiel: Ein Finanzdienstleister implementiert eine KI-gesteuerte Analyseplattform, die Echtzeitdaten über Kundenverhalten sammelt und auswertet, um personalisierte Angebote zu erstellen.
Wie bestimmt man die benötigten Kompetenzen und Rollen für das TOM?
Ein TOM erfordert spezielle Fähigkeiten und Kompetenzen. Es entstehen neue Rollen im Unternehmen. Das Aufgabenprofil von Stelleninhabern muss neu festgelegt und die Mitarbeitenden müssen gegebenenfalls auch umgeschult werden. Ein Kompetenzmodell hilft dabei, die erforderlichen Fähigkeiten zu identifizieren und gezielte Schulungs- oder Einstellungsstrategien zu entwickeln.
Beispiel: Wenn ein Unternehmen eine neue CRM-Plattform einführt, müssen Mitarbeitende geschult werden, diese effektiv zu nutzen und Kundeninteraktionen mit dem neuen System abzustimmen.
Wie wird die Implementierung des TOMs gesteuert?
Die Implementierung des TOM wird gesteuert durch eine zentrale Governance-Struktur, die Entscheidungswege und Verantwortlichkeiten definiert.
Ein Lenkungsausschuss trifft strategische Entscheidungen und überwacht den Fortschritt, während ein Projektmanagement-Office (PMO) die operativen Aktivitäten koordiniert. Über definierte Erfolgskennzahlen (KPIs) und regelmäßiges Monitoring wird der Fortschritt überprüft.
Ein Lenkungsausschuss ist eine Gruppe von Entscheidungsträgern, die strategische Entscheidungen für Projekte, Programme oder Initiativen trifft und überwacht. Mitglieder des Lenkungsausschusses sind meist:
- Vertreter der Geschäftsführung oder des Managements
- technologische Experten
- Betriebsleitung
Sie müssen entscheiden, welche Themen, Programme und Projekte initiiert und vorangetrieben werden sollen. Insbesondere muss der Lenkungsausschuss sicherstellen, dass alle Ergebnisse aus den Projekten zusammenpassen und rechtzeitig vorliegen.
Die Planung und Umsetzung der Maßnahmen erfolgt durch Projekte, für welche die Projektleitung und die Projetteams die Verantwortung tragen.
Wie überprüft man den Erfolg des neuen Operating Models?
Ein funktionierendes TOM ist auf Kennzahlen (KPIs) angewiesen, die den Erfolg des Modells messbar machen. Die KPIs sollen zeigen:
- Effizienz der Prozesse
- Technologieakzeptanz
- Mitarbeiterzufriedenheit
- Kundenfeedback
Monitoring-Tools und regelmäßige Reviews helfen, die Performance des TOM kontinuierlich zu verbessern.
Beispiel: Ein Callcenter verfolgt KPIs wie Anrufabwicklungsgeschwindigkeit und Kundenzufriedenheit und passt das Operating Model bei negativen Entwicklungen flexibel an.
Mit einem KPI-Dashboard visualisieren Sie Ihre Kennzahlen, um Erfolge sichtbar zu machen.
Welche Herausforderungen bringt die Umsetzung eines TOM mit sich?
Die Umsetzung eines Target Operating Model (TOM) bringt verschiedene Herausforderungen und Risiken mit sich, die Unternehmen gut im Blick haben sollten, um eine erfolgreiche Implementierung sicherzustellen.
In einer Risikomatrix bilden Sie potenzielle Risiken ab, um sie nach Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit zu bewerten.
Folgende Herausforderungen und Risiken können eintreten:
Unklare Zielsetzung und fehlende Strategie
Ohne eine klare Vision und präzise formulierte Ziele für das TOM besteht die Gefahr, dass der Prozess ins Stocken gerät und die Umsetzung chaotisch und unsystematisch erfolgt.
Ein schwammig definiertes TOM kann zu Fehlentscheidungen und unzusammenhängenden Maßnahmen führen, was die Zielgenauigkeit der Maßnahmen und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigt.
Widerstand gegen Veränderungen
Mitarbeitende und Führungskräfte könnten Veränderungen gegenüber skeptisch sein, vor allem wenn sie Unsicherheit oder Risiken für ihre eigenen Rollen wahrnehmen.
Ohne ein effektives Change-Management kann es zu Widerständen kommen, die die Implementierung verzögern und die Akzeptanz des TOM untergraben.
Fehlende Ressourcen und Kompetenzen
Die Umsetzung eines TOM erfordert spezielle Fähigkeiten, die eventuell im Unternehmen nicht ausreichend vorhanden sind, wie Projektmanagement, Technologiekompetenzen oder Datenanalyse.
Die fehlenden Ressourcen können zu Verzögerungen und erhöhten Kosten führen, insbesondere wenn externe Berater hinzugezogen werden müssen.
Technische Herausforderungen und veraltete Systeme
Oft sind bestehende IT-Systeme und Infrastruktur nicht kompatibel mit den neuen Anforderungen des TOM. Das Integrieren neuer Technologien kann komplex und kostenintensiv sein.
Verzögerungen und Dateninkonsistenzen können auftreten, wenn die IT-Systeme nicht rechtzeitig angepasst werden. Die Sicherheit und der Datenschutz können ebenfalls gefährdet sein.
Komplexität der Prozesse und Strukturen
Viele Unternehmen haben komplexe organisatorische Strukturen und Prozesse, die einheitlich im TOM abgebildet werden müssen.
Eine unzureichende Analyse und Anpassung der Prozesse kann dazu führen, dass das TOM nicht wie geplant funktioniert und die erwarteten Effizienzgewinne nicht realisiert werden.
Fehlende Kommunikation und Einbeziehung der Stakeholder
Wenn die Kommunikation über das TOM unzureichend ist, kann dies zu Missverständnissen und Unsicherheiten bei den Stakeholdern führen.
Stakeholder könnten sich nicht ausreichend mit dem neuen Modell identifizieren, was zu einem Mangel an Unterstützung und Verständnis führt und den Implementierungsprozess behindert.
Unzureichendes Change-Management
Ein TOM bringt meist große Veränderungen mit sich, die ohne ein begleitendes Change-Management schwer zu bewältigen sind.
Ohne einen klaren Plan zur Unterstützung der Mitarbeitenden und zur Förderung einer Veränderungskultur könnten Widerstand und Unsicherheiten die Umsetzung behindern und die gewünschten Ergebnisse ausbleiben.
Mit der folgenden Vorlage planen Sie, wie eventuelle Widerstände abgebaut werden können.
Kulturelle Herausforderungen
Ein TOM kann erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmenskultur haben, zum Beispiel durch stärkere Leistungsorientierung, andere Führungsstile oder flexiblere Arbeitsmodelle.
Eine fehlende kulturelle Anpassung könnte zu einem Widerspruch zwischen den neuen Betriebsmodellen und der bestehenden Kultur führen, was das Mitarbeiterengagement und die Motivation beeinträchtigt.
Unrealistische Zeit- und Budgetplanung
Häufig wird der Aufwand zur Umsetzung eines TOM unterschätzt, was zu überschrittenen Zeitplänen und Budgetgrenzen führt.
Finanzielle Engpässe und mangelnde Planungsgenauigkeit können die Projektumsetzung behindern und das Risiko eines Scheiterns erhöhen.
Messung und Nachverfolgung der Zielerreichung
Ohne geeignete KPIs und ein System zur Leistungsüberwachung ist es schwierig zu bewerten, ob das TOM die gewünschten Ziele erreicht.
Wenn der Erfolg des TOM nicht messbar ist, können Verbesserungsmöglichkeiten übersehen und notwendige Anpassungen nicht rechtzeitig vorgenommen werden.
Beispiel: Skizze eines TOMs im Online-Handel
Dieses Beispiel skizziert, wie ein Target Operating Model eines E-Commerce-Unternehmens realisiert werden kann. Es definiert klare Strukturen, Prozesse und Ziele und berücksichtigt moderne Technologie sowie eine Kultur, die den Anforderungen des digitalen Zeitalters entspricht.
1. Vision und Ziele
Vision: Das Unternehmen möchte in seiner Branche die führende Plattform für nachhaltigen und innovativen Online-Handel werden, um Kunden ein nahtloses und inspirierendes Einkaufserlebnis zu bieten.
Ziele: Umsatzsteigerung von 20 Prozent pro Jahr, Reduktion des CO₂-Fußabdrucks um 15 Prozent innerhalb von zwei Jahren und Erhöhung der Kundenzufriedenheit auf 90 Prozent.
2. Betriebsmodell
Kundenorientierung und Prozesse:
- Einführung eines zentralen CRM-Systems, das es ermöglicht, Kundendaten und -präferenzen über alle Kanäle hinweg zu erfassen und auszuwerten.
- Implementierung eines KI-gestützten Empfehlungssystems, das Kunden personalisierte Produktempfehlungen auf Basis ihres Kaufverhaltens bietet.
- Flexibles Rückgabesystem mit automatisiertem Rückerstattungsprozess, um die Kundenbindung zu erhöhen.
Technologie und Digitalisierung:
- Migration auf eine cloudbasierte E-Commerce-Plattform, die eine nahtlose Skalierung und schnelle Integration neuer Funktionen ermöglicht.
- Einführung einer App mit Augmented-Reality-Funktion, die es Kunden ermöglicht, Produkte virtuell auszuprobieren.
- Ausbau der Automatisierung im Lager mit einem Robotik-System zur Beschleunigung der Bestellabwicklung und Reduzierung der Fehlerquote.
Logistik und Fulfillment:
- Strategische Partnerschaften mit nachhaltigen Lieferdiensten, um umweltfreundliche Versandoptionen zu bieten.
- Einführung eines „Same-Day-Delivery“-Services in urbanen Gebieten, um die Kundenzufriedenheit zu steigern.
- Aufbau von Mikro-Logistikzentren in regionalen Hubs, um kürzere Lieferzeiten und geringere Logistikkosten zu erzielen.
3. Struktur und Governance
Organisatorische Struktur:
- Aufbau eines Digital- und Innovations-Teams, das für die kontinuierliche Weiterentwicklung der digitalen Plattform verantwortlich ist.
- Einführung eines Customer-Success-Teams, das Feedback sammelt und Verbesserungsvorschläge direkt an das Produktentwicklungsteam weitergibt.
- Einrichtung eines Nachhaltigkeitsbeauftragten, der die Einhaltung von Umweltzielen überwacht und entsprechende Initiativen vorantreibt.
Rollen und Verantwortlichkeiten:
- Schaffung einer Rolle des „Digital-Transformation-Managers“, der für die Umsetzung aller digitalen und technologischen Transformationsprojekte verantwortlich ist.
- Einführung einer agilen Arbeitsweise in crossfunktionalen Teams, um schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und Innovationen voranzutreiben.
- Festlegung klarer KPI-basierter Ziele für jede Abteilung, die an den Unternehmenszielen ausgerichtet sind.
- Umsetzung der Unternehmensziele in den Teams mit der OKR-Methode (Objectives and Key Results).
4. Kultur und Fähigkeiten
Kulturelle Ausrichtung:
- Förderung einer kunden- und lösungsorientierten Kultur, in der der Kundennutzen im Mittelpunkt steht.
- Etablierung einer offenen Innovationskultur, in der Ideen und Verbesserungsvorschläge von allen Mitarbeitenden willkommen sind und gefördert werden.
- Unterstützung eines Mindsets, das Nachhaltigkeit und soziales Engagement als Kernwerte sieht.
Fähigkeiten und Schulungen:
- Regelmäßige Schulungen im Bereich digitaler Fähigkeiten (zum Beispiel: Datenanalyse, Automatisierung) für alle Mitarbeitenden.
- Einführung eines Onboarding-Programms, das neue Mitarbeitende schnell und umfassend mit den Systemen und Prozessen des Unternehmens vertraut macht.
- Unterstützung von Weiterbildungsmöglichkeiten und Karriereentwicklung durch interne Lernplattformen und Online-Kurse.
Target Operating Model Schritt für Schritt planen, einführen und überprüfen
Gehen Sie schrittweise vor:
- Beschreiben Sie die Hauptziele, die durch das TOM unterstützt werden sollen.
- Listen Sie die Verantwortlichen und ihre Rollen auf.
- Skizzieren Sie die aktuellen und geplanten Prozesse zum Beispiel als Diagramm.
- Identifizieren Sie die Kernprozesse. Erstellen Sie dazu eine Tabelle zur Erfassung der wichtigsten Prozesse, wie zum Beispiel Lieferkette, Produktionsprozess, Kundenservice.
- Definieren Sie die Ziele für jeden Prozess.
- Erfassen Sie jeweils mögliches Verbesserungspotenzial (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken).
- Listen Sie benötigten Tools, Software und Systeme auf.
- Ermitteln Sie den Budgetbedarf.
- Definieren Sie Meilensteine und Fristen.
- Erfassen Sie die aktuelle Struktur des Unternehmens und vorhandene Rollen sowie Verantwortlichkeiten.
- Legen Sie neue Richtlinien zur Entscheidungsfindung an oder passen Sie bestehenden Regeln an.
- Identifizieren Sie notwendige Kompetenzen und planen Sie entsprechend Schulungen und Maßnahmen.
- Erstellen Sie eine Roadmap für die TOM-Implementierung.
- Legen Sie die wichtigsten Kennzahlen fest.
- Identifizieren Sie mögliche Risiken.
- Planen Sie regelmäßige Überprüfungen und kontinuierliche Verbesserungen.