Balanced Scorecard (BSC)Kennzahlen für weitere Perspektiven einer Balanced Scorecard (BSC)

In besonderen Fällen können spezielle Ziele, Strategien und Kennzahlen im Unternehmen eine Rolle spielen, die sich keiner der vier typischen Perspektiven einer Balanced Scorecard zuordnen lassen. Dann wird eine weitere Perspektive definiert, damit der Fokus auf diese ausgewählten Ziele und Strategien nicht verloren geht.

Fokussierung auf ausgewählte Aktivitäten und Strategien

Die klassische Balanced Scorecard konzentriert sich auf die Kunden-, Prozess-, Lern- und Entwicklungsperspektive sowie auf die Finanzperspektive. Dennoch können für ein Unternehmen im Einzelfall auch andere Perspektiven wichtig sein.

In einer speziellen Situation kann ein Unternehmen weitere Strategien und Ziele verfolgen, die sich den genannten vier Perspektiven nicht zuordnen lassen. Dann kann die Balanced Scorecard mit ihren Kennzahlen erweitert werden.

Die Kennzahlen für weitere Perspektiven ergeben sich aus der strategischen Zielsetzung des Unternehmens. Im Einzelfall können spezielle Akteure im Außenraum einen maßgeblichen Einfluss auf Ihr Unternehmen und seine Entwicklung haben.

Weitere mögliche Perspektiven sind:

  • Lieferantenperspektive
  • Kreditgeberperspektive
  • Versicherungsperspektive
  • Forschungsperspektive
  • öffentliche Perspektive (Gesellschaft, Interessengruppen)
  • Gesetzgebung, Normen

Beispiele für spezielle Kennzahlen einer erweiterten Balanced Scorecard

Einige Kennzahlen für solche gesonderten Perspektiven können sein:

  • DV-Integration mit Zulieferern
  • Anzahl der Kontakte der Filialleitung zur örtlichen Bank
  • Anzahl der Kontakte zu Bürgermeistern
  • Anzahl der Anfragen aus der Öffentlichkeit oder privaten Organisationen
  • Anzahl der Verstöße gegen gesetzliche Vorgaben und Normen
  • Häufigkeit der Überschreitung von Grenzwerten
  • Menge der Compliance-Regelungen, die regelmäßig überprüft werden

Wenn Sie spezielle Ziele und Kennzahlen festlegen und verfolgen, die sich nicht den klassischen Perspektiven der Balanced Scorecard zuordnen (Kunden, Prozesse, Lernen und Entwicklung sowie Finanzen), müssen Sie für Ihren Verantwortungsbereich (wie bei den Kennzahlen der anderen BSC-Perspektiven) Sollvorgaben abstimmen und festlegen. Arbeiten Sie dabei ebenfalls mit Bandbreiten (Toleranzen).

Verantwortliche Person für weitere Perspektiven der Balanced Scorecard

Schließlich benennen Sie eine verantwortliche Person für die Kennzahlen der weiteren Perspektiven. Welche Person in Ihrem Unternehmen dafür infrage kommt, hängt immer vom jeweiligen speziellen Ziel und von der Kennzahl ab.

Klären Sie, welche Abteilung maßgeblich Einfluss auf die Zielerreichung hat. Die verantwortliche Führungskraft in dieser Abteilung sollte auch für diese Kennzahlen der Balanced Scorecard verantwortlich sein.

Praxis

Erfolgsfaktoren für die Unternehmensentwicklung ermitteln

Überlegen Sie zunächst, welche Akteure im Außenraum die Entwicklung Ihres Unternehmens positiv oder negativ beeinflussen können. Benennen Sie diese Akteure. Identifizieren Sie dann alle Akteure im Außenraum, die für Sie und Ihr Unternehmen wichtig sind; das sind die relevanten Stakeholder.

Beschreiben Sie, warum diese Stakeholder für den Erfolg Ihres Unternehmens wichtig sind.

  • Was erwarten die Stakeholder von Ihrem Unternehmen?
  • Welche Leistungen müssen Sie deshalb erbringen?
  • Welches Verhalten erwarten Sie von diesen Akteuren, damit es Ihrem Unternehmen nützt?

Schreiben Sie schließlich die Kennzahlen auf, die aus Ihrer Sicht am besten geeignet sind, diese Aspekte und die Erfolgsfaktoren aus Sicht der Stakeholder quantitativ zu beschreiben. Nutzen Sie dafür die folgende Vorlage.

Nutzen Sie die folgende Excel-Vorlage, um Kennzahlen für bis zu sechs Perspektiven in einer Übersicht darzustellen. In der Vorlage sind folgende Perspektiven eingerichtet:

  • Finanzen
  • Kunden
  • Prozesse
  • Lernen
  • Lieferanten
  • Compliance
Excel-VorlageBalanced Scorecard mit Visualisierung von bis zu 8 Kennzahlen für 6 Perspektiven
BSC-Dashboard für umfassendes Kennzahlensystem ▪ in einer einfachen Übersicht ▪ als Ampel-Darstellung, Tacho-Diagramm und im Zeitverlauf
7 Tabellen + Diagramme
Einzeln nicht erhältlich.

Datenerhebung für die Kennzahlen der Kundenperspektive festlegen

Messverfahren festlegen

Wie kommen Sie zu der Kennzahl?

  • Schreiben Sie auf, ob die Kennzahl bereits in Ihrem Unternehmen vorliegt.
  • Wer kann die relevanten Messwerte oder Daten beisteuern?
  • In welchem System sind die Daten abgelegt?
  • Entwickeln Sie einen Maßnahmenplan, wenn die Kennzahl neu erhoben werden soll: Wie werden die Daten zukünftig erhoben oder gemessen?

Istwerte erheben

  • Ermitteln Sie die aktuellen Istwerte für jede Kennzahl.
  • Legen Sie fest, in welchem Zeitabstand die Istwerte gemessen werden.
  • Dokumentieren Sie bei Bedarf die Messung (Zeitpunkt, Ort, messende Person, genutzte Tools …)

Sollwerte abstimmen und festlegen

  • Ermitteln Sie die Sollvorgaben für jede Kennzahl.
  • Stimmen Sie sich dazu mit allen betroffenen Mitarbeitenden und den Verantwortlichen für die Kennzahl ab.
  • Wann wird überprüft, ob die Sollvorgaben erreicht sind?
  • Wann und zu welchen Anlässen werden die Sollvorgaben geändert oder neu festgelegt?

Für die Kennzahlen verantwortliche Person bestimmen

  • Legen Sie den Verantwortlichen für die Kennzahl fest.
  • Welche Maßnahmen kann oder darf diese Person durchführen, damit die Sollvorgaben auch erreicht werden?
  • Wie schlägt sich die Kennzahl in der Vergütung oder Anerkennung des Verantwortlichen nieder?

Die Balanced Scorecard soll nicht nur ein Kennzahlensystem auf Papier sein. Sie soll aktiv im Unternehmen eingesetzt werden, damit sich Leistungen verbessern, Ziele wirklich erreicht und Strategien von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgesetzt werden. Deshalb muss die Balanced Scorecard als Planungs-, Management- und Steuerungswerkzeug im Unternehmen verankert werden.

Dazu im Management-Handbuch

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