Berufliche Fortbildung und WeiterbildungDie passende Fortbildung und Weiterbildung wählen
Lernformen für die Weiterbildung von Mitarbeitenden
Wenn es um die Wahl der passenden Bildungsmaßnahme geht, stehen Vorgesetzte oder Mitarbeitende vor der Qual der Wahl: Sie müssen sich aus unterschiedlichen Lernformen und zahlreichen Lernformaten mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen auf eine Fortbildung festlegen. Folgende Lernformen lassen sich unterscheiden:
Präsenzkurs oder Seminar
Der Unterricht findet in einem Seminarraum statt. Gelernt wird in einer Gruppe und unter Anleitung eines Dozenten. Der Lernort kann innerhalb oder außerhalb des Unternehmens liegen. Die Teilnehmenden können aus unterschiedlichen Unternehmen oder aus einem Unternehmen oder einer Abteilung stammen.
E-Learning, Fernunterricht, Online-Seminar, Webinar
Bei der Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten sind der Lehrende und der Lernende räumlich getrennt. Die Vermittlung der Inhalte erfolgt über das Internet, in einem virtuellen Klassenzimmer oder einer Lernplattform.
Lehrende und Lernende können sich gleichzeitig treffen (synchrones Lernen). Oder der Lehrende stellt das Lernmaterial online zur Verfügung; die Lernenden entscheiden selbst, wann sie lernen (asynchrones Lernen).
Blended Learning (integriertes Lernen)
Diese Lernform beinhaltet Komponenten des Präsenzlernens und des virtuellen Lernens. Es gibt Phasen, Lerneinheiten, die gemeinsam an einem Lernort mit Lehrenden bearbeitet werden. Andere Lernphasen und Lerninhalte werden virtuell gelernt.
Training oder Learning on the Job
Arbeitsplatzbezogenes Lernen, bei dem ein Vorgesetzter oder eine Expertin den Mitarbeiter am Arbeitsplatz bei betrieblichen Aufgaben anleitet. Aufgabe, Wissensvermittlung, Lernen und Üben finden am Arbeitsplatz oder arbeitsplatznah statt und sind aufeinander abgestimmt.
Coaching oder Mentoring
Beim Coaching oder Mentoring steht ein externer Coach oder Berater einem Mitarbeiter unterstützend zur Seite. Der Coach oder Mentor steht für Fragen zur Verfügung und berät ausführlich und individuell. Coach und Coachee oder Mentor und Mentee treffen sich regelmäßig, um Probleme zu besprechen, Fragen zu klären und gemeinsam den Lernfortschritt zu klären.
Selbstgesteuertes Lernen
Das Lernen erfolgt eigenverantwortlich und über Selbstlernprogramme während der Arbeitszeit oder in der Freizeit. Der Lernende nutzt dazu Bücher, Lernprogramme, Videos, Anleitungen, Apps – letztlich alle Lernformen, die ihm geeignet erscheinen, das erforderliche Wissen zu erwerben, zu üben und zu festigen.
Ferner gibt es eine Reihe weiterer Fort- und Weiterbildungsformate sowie Gelegenheiten zum Lernen für Mitarbeitende. Sie reichen von Konferenzen oder Messevortrag bis zu einem Studium an einer Hochschule oder einer speziellen Ausbildung mit formalem Abschluss (Meister, Techniker).
Arten der Weiterbildung: Vorteile und Nachteile
Bei der Wahl des passenden Lernformats hilft es, zwischen den Vor- und Nachteilen des entsprechenden Bildungsformats abzuwägen.
Seminar
Externe oder offene Seminare sind zum Beispiel Kurzseminare, Eintagesseminare oder mehrtägige Seminare. Konzeption, Organisation und Durchführung liegen in der Verantwortung des Bildungsanbieters.
Vorteile:
- Austausch mit Teilnehmenden aus anderen Unternehmen oder anderen Bereichen
- Impulse für neue Ideen
- Einsatz unterschiedlicher Lehrmethoden und Lernmedien
Nachteile:
- Keine oder nur wenig individuell zugeschnittenen Inhalte
- Lernerfolg eingeschränkt, wenn Praxistransfer nicht gegeben ist oder Lerninhalte zu allgemein sind
- Zeitintensiv, da An- und Abreise nötig
Inhouseseminar
Inhouseseminare sind zum Beispiel unternehmensinterne Seminare mit internen oder externen Trainern. Ziele, Lerninhalte und Organisation des Seminars liegen in der Verantwortung des Unternehmens.
Vorteile:
- Ziel, Inhalt und Umfang des Seminars sind individuell angepasst an Zielgruppe, an betriebsspezifischen Bedarf oder an eine firmenspezifische Lösung
- Einsatz unterschiedlicher Lehrmethoden und Lernmedien
Nachteile:
- Kein Austausch mit Teilnehmenden aus anderen Unternehmen
- Bildungsbedarf muss bei einer Mindestzahl an Mitarbeitenden bestehen, damit sich ein Seminar lohnt
E-Learning
Online-Seminar, Webinar und Telefon-Coaching sind Beispiele für das Lernformat E-Learning. Die Präsentation der Inhalte, die Organisation und Durchführung erfolgt durch elektronische oder digitale Medien.
Vorteile:
- Je nach Plattform: Einsatz unterschiedlicher Lehrmethoden und interaktiver Lehrmedien
- Im Vergleich kostengünstig
- Ortsunabhängiges Lernen
- Individuelle Zeiteinteilung
- Zusammenarbeit mit anderen Teilnehmenden möglich
- Lerntempo kann selbst bestimmt werden
- Je nach Plattform: Individuelle Betreuung möglich
Nachteile:
- Meist nur visuelles Lernen möglich (Bild, Video, Ton, Animation, Text)
- Technische Hürden und Hemmungen
- Erfordert Selbstdisziplin und Selbstlernkompetenz
- Relativ wenig Interaktion mit anderen Teilnehmenden
- Einzelne Teilnehmende können sich unbemerkt aus der Lerngruppe zurückziehen
- Inhalte sind standardisiert, keine individuell zugeschnittenen Inhalte
Training-on-the-Job-Maßnahmen
Training-on-the-Job-Maßnahmen sind zum Beispiel Job Enlargement, Job Enrichment, Job Rotation, kollegiales Coaching oder Mentoring-Maßnahmen. Das Lernen findet direkt am Arbeitsplatz anhand betrieblicher Aufgaben statt.
Vorteile:
- Unmittelbarer Lerntransfer in die praktische Arbeit
- Hoher Lernerfolg durch Learning-by-Doing
- An Aufgabe und Position angepasstes, praxisnahes Lernen
Nachteile:
- Neue und anspruchsvolle Aufgaben können leicht überfordern
- Gefahr der Betriebsblindheit
- Kaum Einsatz unterschiedlicher Lehrmethoden und Lehrmedien, da das Lernen durch übliche Arbeitsmittel erfolgt
Informationsveranstaltung
Fachvorträge, Fachtagungen, Kongresse, Workshops und Fachmessen sind Beispiele für Informationsveranstaltungen innerhalb oder außerhalb des Unternehmens. Konzeption, Organisation und Durchführung einer Informationsveranstaltung liegen in der Verantwortung eines Unternehmens, einer Organisation oder einer Forschungseinrichtung.
Vorteile:
- Austausch mit Teilnehmenden aus Praxis und Forschung
- Impulse für neue Ideen
- Meist große Auswahl an Inhalten
- Wenig zeitintensiv
Nachteile:
- Keine individuell zugeschnittenen Inhalte
- Kein dauerhafter Lernerfolg
Was die Personalentwicklung klären sollte
Die Auswahl des passenden Lernformats orientiert sich an verschiedenen Kriterien. Die Personalentwicklung, die Vorgesetzten und die Mitarbeitenden selbst sollten zur Prüfung dieser Kriterien folgende Fragen klären:
- Was genau soll gelernt werden?
- Was genau sollen die Teilnehmenden nach der Bildungsmaßnahme wissen, können oder (anders) tun?
- Wie hoch ist das Budget für Weiterbildung?
- Wie viele Mitarbeitende sollen weitergebildet werden? Rechnet es sich beispielsweise, firmenintern weiterzubilden?
- Wie viel Zeit soll, wie viel Zeit kann dem Mitarbeiter eingeräumt werden?
- Welches Bildungsvorhaben hat welche Priorität in Bezug auf die Unternehmensziele?
- Besteht ein ähnlicher Trainingsbedarf unter den Mitarbeitenden?
- Welche Entwicklungs- und Förderziele verfolgen welche Mitarbeitenden?
- Haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spezielle Präferenzen bezüglich Lernmethoden und Lernform?
- Welche Erfahrungen mit Weiterbildungsmaßnahmen haben sie bisher gemacht?
- Wie ist die Qualität des Weiterbildungsangebots einzuschätzen?
Wie Sie die Qualität der Weiterbildung prüfen
Wenn eine Bildungsmaßnahme durch einen externen Anbieter erfolgt und wenn diese zeitaufwendig und mit hohen Kosten verbunden ist, sollten Sie genau prüfen, ob die einzelne Maßnahme und das jeweilige Angebot Ihre Anforderungen erfüllt. Da es sich bei einem Training, einer Ausbildung oder Weiterbildung um eine personenbezogene Dienstleistung handelt, lassen sich die Qualität und die Effekte im Vorfeld nur schwer einschätzen.
Sie sollten deshalb mehrere Indikatoren für Ihre Bewertung und Auswahl heranziehen. Zum Beispiel:
Zertifikate
Um die Qualität der „Lerndienstleistungen für die Aus- und Weiterbildung“ zu prüfen, kann ein Zertifikat nach DIN ISO 21001 und DIN ISO 29993 hilfreich sein, das der Anbieter vorweist. Für Qualitätsstandards im Bereich E-Learning wird die Norm ISO/IEC 19796 (Teile 1 bis 3) vergeben.
Bildungsanbieter können solche Zertifikate erhalten und damit werben, wenn die in den Normen genannten Anforderungen erfüllt sind. Das Zertifikat ersetzt jedoch nicht die Sorgfalt bei der Auswahl, denn die Zertifizierung bestätigt nur, dass die selbst gesetzten Standards normkonform sind und in der Praxis angewendet werden. Erst ein Vergleich lässt eine Einschätzung zu, ob ein Anbieter die Anforderungen eines Kunden erfüllen kann.
Kundeninformation und Vertragsbedingungen der Anbieter
Bei der Auswahl der Bildungsmaßnahme kann die Führungskraft oder die Personalentwicklung einige Qualitätskriterien bezüglich der Kundeninformation und der Vertragsbedingungen der entsprechenden Weiterbildung prüfen. Sie geben erste Hinweise auf die Qualität des Angebots.
Mitarbeitende und ihre Erfahrungen (Referenzen)
Zur abschließenden Beurteilung der Qualität der Fortbildung sind die Teilnehmenden einer Weiterbildung die beste Informationsquelle. Deshalb sollten die teilnehmenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jede Bildungsmaßnahme nach Abschluss bewerten. So kann systematisch verglichen werden, ob die Maßnahme oder der Bildungsanbieter wieder gewählt werden soll oder ob eine langfristige Zusammenarbeit denkbar ist.
Weiterbildungsmaßnahme auswählen
Prüfen Sie, welche Weiterbildungsmaßnahme durchgeführt werden soll. Maßgeblich sind der Weiterbildungsbedarf, der sich ergibt aus:
- Veränderungen im Unternehmen und einzelnen Bereichen
- fehlenden Kompetenzen, die aber benötigt werden
- Potenziale der Mitarbeitenden für zukünftige Aufgaben oder Entwicklungsschritte im Unternehmen
- Wünschen und Erwartungen der Mitarbeitenden
Mit der folgenden Vorlage klären Sie als Führungskraft, Vertreterin der Personalabteilung oder als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter selbst, welche Weiterbildungsmaßnahme geeignet und möglich wäre. Orientieren Sie sich an den genannten Kriterien und Fragen zur Auswahl der Bildungsmaßnahme.
Qualität der Weiterbildung prüfen
Erste Hinweise auf die Qualität einer Bildungsmaßnahme geben die Kriterien „Kundeninformationen“ und „Vertragsbedingungen“ der jeweiligen Bildungsmaßnahme.
- Schreiben Sie auf, um welches Kursangebot es geht.
- Beantworten Sie die Fragen zu den Kriterien „Kundeninformationen“ und „Vertragsbedingungen“ in der folgenden Vorlage.
- Schließen Sie anschließend auf die Qualität der Bildungsmaßnahme.
Weiterbildung evaluieren
Fragen Sie nach den Erfahrungen Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn diese eine Weiterbildungsmaßnahme in Anspruch genommen haben:
- Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden für jeden besuchten Kurs den Evaluationsbogen in der folgenden Vorlage ausfüllen und die Maßnahme bewerten.
- Tragen Sie die Ergebnisse aller Evaluationsbögen in einer Statistik zusammen.
- Halten Sie fest, mit welchen Weiterbildungsanbietern, welchen Trainerinnen und Trainern Sie langfristig zusammenarbeiten wollen.
- Halten Sie fest, welche Bildungsangebote für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nützlich sind.
- Werten Sie bisherige Erfahrungen aus und holen Sie Empfehlungen ein.