Kreativitätstechniken anwendenProbiertechniken zur Kreativität – Trial-and-Error

Im Folgenden werden ausgewählte Kreativitätstechniken der Klasse Probiertechniken und das Vorgehen nach dem Prinzip Trial-and-Error vorgestellt. Insbesondere werden der Einsatzbereich, Einsatzzweck, Vorteile, Nachteile, Aufwand und Nutzen erläutert. Die genaue Beschreibung der Methode, Vorgehensweise, Regeln und Vorlagen finden Sie in der jeweiligen Vorlage.

Versuch und Irrtum oder Trial-and-Error

Versuch und Irrtum (Trial-and-Error) gehört wahrscheinlich zu der häufigsten Problemlösungstechnik im Leben eines jeden Menschen. Die Vorgehensweise ist klar. Es wird geprüft: Ist das die Lösung des Problems? Ja oder Nein?

Eine einfache Systematik gibt es auch bei dieser Methode:

  1. Sie denken sich einen beliebigen Lösungsversuch für Ihr Problem aus; meist ergibt sich dieser aus Ihrer Erfahrung oder aus einer unterbewussten Inspiration.
  2. Sie beschreiben Ihren Lösungsversuch anhand von möglichst konkreten Merkmalen.
  3. Dann testen Sie, ob dieser Lösungsversuch richtig ist; ob das Problem also gelöst ist.
  4. Wenn ja: gut.
  5. Wenn nein: Dann variieren Sie Ihren Lösungsversuch, indem Sie ein Merkmal (oder mehrere) verändern.
  6. Dann prüfen Sie erneut, ob das Problem gelöst ist.
  7. Wenn Sie erkennen können, ob der veränderte Lösungsversuch besser ist, können Sie gegebenenfalls auch erkennen, ob die Variation des Merkmals weitere Verbesserungen bringt. So variieren Sie nicht beliebig, sondern zielgerichtet.
  8. Mit Versuch und Irrtum können Sie sich iterativ, Schritt für Schritt, einer guten oder optimalen Lösung nähern und diese am Ende finden.

Technisches Improvisieren (TIMP)

Ziel des technischen Improvisierens ist es, in einem improvisierten Handlungsprozess den Übergang von einer abstrakten über eine konkrete zu einer experimentellen Arbeitsebene schnell zu vollziehen. Aus dem Stegreif sollen Ideen in praktische Ausführungen zielgerichtet umgesetzt werden. Das technische Improvisieren ist im Kern eine gerichtete Improvisation.

Die Vorteile:

  • leichte Adaptierbarkeit aufgrund der hohen Vertrautheit mit der Methode Versuch und Irrtum
  • schnelle Anpassung an gegebene Umstände
  • Verfügbarkeitslücken und Mangel können überwunden werden
  • sofortige Brauchbarkeit der Lösungsergebnisse
  • hohe Variationsbreite erweitert die Entscheidungsbasis

Die Nachteile:

  • Arbeitsbeginn häufig ohne Beteiligung an der Problemformulierung
  • polytechnisches Improvisationstalent erforderlich
  • nur kurze Bedenk- und Realisierungszeit erlaubt
  • Gefahr, die erste Idee für die beste zu halten

Art der Vorlage: Verfahrensanweisung

Aufwand: mittel

Nutzen: mittel

Laborplanung und Laborversuche

Während bei Versuch und Irrtum die Spanne vom gedankenlosen Probieren bis zu ausgefeilten Überlegungen reicht, gehören die Laborversuche zu einem geordneten Probieren. Immer gibt es Arbeitshypothesen, gibt es umfangreiche Vorüberlegungen.

Dann aber bleiben nur Versuchsreihen, die bei Misserfolgen erneut, mit veränderten Parametern, starten müssen. In der chemischen und biologischen Forschung sowie in den Materialwissenschaften haben die angewandten Verfahren seit Jahrhunderten kaum Veränderungen erfahren.

Diese Methode ist vergleichbar zu dem Prozess des „Systematischen Versuch und Irrtums“. Ein wichtiger Unterschied ist: Die (ersten) Lösungsentwürfe werden oft aus theoretischen Aussagen oder praktischen Erfahrungen abgeleitet.

Außerdem wird, wenn möglich, nur ein einzelnes Merkmal verändert. Dann wird die Veränderung der Lösungsqualität gemessen oder getestet. In zahlreichen Laborversuchen soll so allmählich die passende Lösung gefunden werden.

Zweckentfremdung

Mit dieser Technik wird eine Form der Kreativität, die im Alltag häufig zu beobachten ist, als bewusstes Verfahren dargestellt. Der Grundgedanke ist einfach: Prüfe die Potenziale eines gegebenen Systems auf weitergehende Nutzungsmöglichkeiten.

Verwende dazu die Methoden Funktionsanalyse, morphologische Tabelle und Osborn-Checkliste.

Die Vorteile:

  • Diese Methode provoziert Kreativität und kann zu überraschenden Ergebnissen führen.
  • Sie ist einfach und nutzt bereits gegebene Produkte oder Elemente davon (Ressourcenersparnis).

Die Nachteile:

  • Die Methode engt die Kreativität durch die gegebenen Elemente und ihre traditionelle Nutzung ein.

Art der Vorlage: Verfahrensanweisung

Aufwand: niedrig

Nutzen: mittel

Prüfen Sie, welche Methode oder Kreativitätstechnik für Ihr Problem oder Ihre Aufgabenstellung hilfreich sein könnte. Lesen Sie dazu die jeweiligen Verfahrensanweisungen und Vorlagen und probieren Sie eine geeignete aus.

Überprüfen Sie den Lösungsweg und die Lösungsfindung: Welche Erkenntnisse für zukünftige Problemlösungen und Methodeneinsatz leiten Sie daraus ab?

Zielgerichteter als mit einfachem Probieren nähern Sie sich möglichen Lösungen, wenn Sie das Problem mithilfe von Fragetechniken einkreisen, genau beleuchten und dadurch Lösungsideen entdecken.

Dazu im Management-Handbuch

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