Kreativitätstechniken anwendenIm Team kreativ sein und Kreativitätspotenziale steigern

Jede Kreativitätstechnik entfaltet ihre Wirkung erst, wenn sie im Prozess der Problembearbeitung und Lösungsfindung richtig eingesetzt wird. Oft ist es wichtig, dass mehrere Personen gleichzeitig und im Team mit der Kreativitätstechnik arbeiten. Dafür eignen sich moderierte Meetings oder Workshops, in denen Kreativitätstechniken zum Einsatz kommen.

Kreativität im Team entwickeln und nutzen

Probleme anders betrachten

Die Legende besagt, dass Archimedes plötzlich aus seiner Badewanne gesprungen und mit dem berühmten Ruf Heureka! nackt durch die Straßen Athens zum Herrscher gelaufen sein soll. Und tatsächlich war es überraschend, dieses teure Problem (gefälschte Krone?) gelöst und den eigenen Ruf gerettet zu haben.

Dabei hatte sich Archimedes mit der Vermessung unregelmäßig geformter Körper seit Tagen befasst, von seiner langjährigen Beschäftigung mit Physik und Mathematik ganz zu schweigen. Auf alle möglichen Ansätze hin hatte er geforscht, bis sich sein Gehirn fast verknotet hatte.

Nun musste er ausspannen, sich vom Problem lösen. Aber als das Wasser den Badewannenrand überstieg, als sein ebenfalls unregelmäßig geformter Körper ins Wasser stieg, da war die Lösung da!

Perspektivwechsel

Unsere Badewanne sollen die Kolleginnen und die Kollegen sein. Oft ist es so, dass Kreativität im Kollektiv sich rasanter und überraschender entfaltet als bei Einzelkämpfern. Jeder Mensch sieht das Problem aus einem anderen Blickwinkel, gleicht es mit seinen persönlichen Erfahrungen ab, kennt die Literatur seiner speziellen Disziplin.

Schon beim Zuhören und erst recht im Dialog beginnen unsere Neuronen zu feuern. Seltene Nebenwege werden erregt, ungewohnte Denkrichtungen eingeschlagen. Nutzen wir diese Potenzialstimulanz, machen wir einen Kreativworkshop!

Workshop zur Problemlösung

Der folgende Leitfaden ist Grundlage für ein Teammeeting zur Lösung eines kniffligen Problems. In 15 Schritten wird das idealtypische Verfahren für einen erfolgreichen Workshop dargestellt, und 15 dazu passende Tools erleichtern die Bearbeitung einzelner Schritte.

Die Vorteile sind eine klare Abfolge von aufeinander folgenden Schritten zum kollektiven Lösen von Problemen jeder Art. Methoden und Werkzeuge geben passende Hilfen. Die Anleitung ist besonders gut geeignet für Nichtprofis, die nicht jede Woche Kreativsitzungen leiten.

Zudem werden typische Unterlassungssünden von Kreativ-Meetings berücksichtigt. Denn die Gruppe ist nur dann kreativer als eine einzelne Person, wenn alle bereit sind, mitzumachen und sich an die Regeln zu halten.

15 Arbeitsschritte zum erfolgreichen Kreativ-Workshop im Team

1. Anlass klären

Besorgen Sie sich das Eingeständnis, dass ein wirkliches Problem zu lösen ist und bisherige Lösungsversuche nicht zum Erfolg geführt haben. Mit welchen Mitteln ist bisher gearbeitet worden?

2. Unterstützung sichern

Lassen Sie eine Entscheidung herbeiführen, dass in einem Kreativ-Workshop – unter Einbezug von Kreativitätstechniken – gemeinsam ein Lösungsansatz erarbeitet wird.

3. Planen Sie den Workshop!

Bereiten Sie den Workshop sorgfältig vor. Ein spontanes Meeting, bei dem niemand weiß, worum es geht, was passiert und welches Ziel verfolgt wird, führt selten zu einem Ergebnis.

4. Teilnehmende vorab informieren

Informieren Sie die Teilnehmenden über den Workshop. Wann, wo, wer, was von den Teilnehmenden erwartet wird. Bitten Sie um die Zusage, dass alle dabei sein und sich konstruktiv einbringen werden.

5. In den Kreativ-Workshop einsteigen

Beginnen Sie den Workshop: Begrüßung durch den Moderator, Auftraggeberin oder Nutznießer. Stellen Sie die Spielregeln vor: die Verhaltensweisen der Teilnehmenden, die Rechte der Moderation.

6. Starten Sie mit dem Problem!

Sind alle der Auffassung, dass dies das Problem ist und von den Anwesenden gelöst werden sollte?

Nehmen Sie das Problem noch einmal auf: Zuerst sollte es in der Fachsprache formuliert werden. Gibt es dafür Lösungen? Schreiben Sie unbedingt jeden Ansatz auf und machen Sie ihn für alle sichtbar.

Lassen Sie dann das Problem in der Allgemeinsprache formulieren. Ergeben sich bereits spontan neue Denkansätze?

7. Bestimmen Sie das Ziel!

Auch wenn alle der Meinung sind, dass das Ziel doch klar sei, bestehen Sie darauf, das Ziel schriftlich (neu) zu formulieren. Nutzen Sie ein Zielbestimmungs-Tool. Wichtig ist, dass das Ziel marktrelevant ist und mit den verfügbaren Ressourcen erreichbar ist. Gegebenenfalls muss eine Ziele-Hierarchie bestimmt werden.

8. Analysieren Sie das Problem und sein Umfeld!

Die meisten werden denken, dass sie Bescheid wissen. Aber dieses Wissen ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Stellen Sie eine gemeinsame Wissensbasis her.

Mitunter geht die Analyse in spontane Lösungsfindungen über. Überlegen Sie, ob der gleitende Übergang sinnvoll ist. Spätestens wenn keine neuen Lösungsansätze mehr auftauchen, ist es Zeit zur systematischen und bewussten Lösungserarbeitung.

9. Wenden Sie sich der ersten Lösungserarbeitung zu!

Überlegen Sie, mit welchen Methoden, Tools, Verfahren eine Lösung zustande kommen könnte. Beteiligen Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Ihren Überlegungen. Welche Gruppen von Kreativitätstechniken könnten sinnvoll sein: intuitive Techniken, systematische Instrumente oder widerspruchsorientierte Methoden?

10. Starten Sie die zweite Lösungserarbeitung!

Zerlegen Sie das Problem in Teilprobleme. Lassen Sie festlegen, ob für das eine oder andere Teilproblem Lösungen bereits existieren oder recherchiert werden könnten.

Greifen Sie ein Teilproblem heraus, das wahrscheinlich leicht zu lösen ist. Der Erfolg beflügelt. Bedenken Sie, dass kreative Phasen nicht Stunden lang anhalten. Machen Sie Pausen; die werden mitunter genauso kreativ genutzt.

11. Feedback-Phase einbauen

Resümieren Sie die bisherigen Ergebnisse. Je nachhaltiger die Problemdefinition und Zielbestimmung sind, umso wahrscheinlicher, dass auch jenseits des Workshops nach Lösungen gesucht wird. Fragen Sie die Eindrücke der Teilnehmenden ab und lassen Sie insbesondere die produktiven Ansätze hervorheben.

12. Es folgt eine dritte Phase der Lösungserarbeitung!

Lassen Sie entscheiden, ob (mit anderen Kreativitätstechniken) noch eine weitere Runde sinnvoll ist oder ob eine Arbeitspause zur Recherche gemacht werden sollte.

13. Lösungen bewerten

Setzen Sie einfache Techniken zur Lösungsbewertung ein, um einen ersten Konsens über Erfolg versprechende Lösungsansätze zu erzielen. Für die gewählte beste Lösung sollte ein quantitatives Verfahren gewählt werden.

Jetzt sind (noch einmal) Kriterien für die Bewertung zusammenzutragen. Die quantitativen Verfahren eignen sich hervorragend, Aufgaben zu erkennen und unterschiedliche Auffassungen zu diskutieren.

14. Lasten- und Pflichtenheft erstellen

Am einfachsten ist es, wenn im Anschluss ein Arbeitsprotokoll verabschiedet wird, das einzelne Aufgaben einzelnen Personen zuordnet. Sie können auch ein inverses Brainwriting vereinbaren, sodass in der nachfolgenden Zeit alle Bedenken auf Ihren Tisch kommen.

Auf jeden Fall sollte der Kreativ-Workshop nicht verpuffen, sondern in einem expliziten Lasten- und Pflichtenheft enden.

15. Kreativ-Workshop abschließen

Nutzen Sie noch einmal die Gelegenheit, ein Feedback einzuholen. Hier sollten insbesondere die positiven Ergebnisse hervorgehoben werden.

Bedanken Sie sich bei allen für die kreative Arbeit. Sie können auch einzelne Teilnehmende besonders positiv würdigen. Vielleicht haben Sie zum Abschluss noch eine Überraschung parat. Das wäre für die positive Erinnerung besonders nützlich.

Und schließlich werden Sie einen Ergebnisbericht erstellen und die Lösung sowie Ihre Erfahrungen dokumentieren.

Praxis

Planung und Vorbereitung Kreativ-Workshop

Planen Sie einen Kreativ-Workshop und bereiten Sie diesen vor. Der komplette Leitfaden für einen Workshop mit Hinweisen auf passende Methoden und Werkzeuge finden Sie in der folgenden Vorlage.

Nutzen Sie für die Vorbereitung Ihres Kreativ-Workshops außerdem diese Werkzeuge.

Durchführung und Moderation Kreativ-Workshop

Während des Workshops können Sie die folgenden Vorlagen nutzen, um die Diskussion zu moderieren und zu leiten. Außerdem regen Sie damit die Kreativität und die Stimmung im Team an. Beides ist wichtig, um möglichst viele Ideen zu finden.

Ideen im Kreativ-Workshop bewerten

Nach Abschluss der ersten Phase des kreativ-Workshops zur Ideenfindung steigen Sie in die zweite Phase ein. Hier werden die einzelnen Ideen bewertet. Nutzen Sie die folgenden Vorlagen für Ihre Bewertung.

Umsetzung der Ideen aus dem Kreativ-Workshop planen

Die wichtigen und vielversprechenden Ideen können in der dritten Phase in die Umsetzung. Damit planen Sie die einzelnen Aufgaben und Arbeitsschritte für die Realisierung Ihrer kreativen Ideen.

Je nachdem, wie umfangreich und weitreichend diese Umsetzung wird, nutzen Sie die folgenden Vorlagen, wie Sie auch im Projektmanagement eingesetzt werden.

Dazu im Management-Handbuch

Vorlagen nutzen

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