Kreativitätstechniken anwendenÜbersicht und Einordnung von Kreativitätstechniken

Es gibt unzählige Kreativitätstechniken, ganz einfache wie Pause machen und sehr komplexe, wie die Inspiration von Technologieentwicklung durch die Natur. Dementsprechend lassen sich diese in unterschiedliche Klassen einteilen, die hier vorgestellt werden. Zudem finden Sie eine Übersicht der Kreativitätstechniken sowie Erläuterungen zum Aufwand und zum Nutzen.

Kreativitätstechniken nach Klassen

Kreativitätstechniken lassen sich in Klassen einteilen. Sie leiten sich ab aus der Entwicklungsgeschichte, der Entwicklungsrichtung und dem Komplexitätsgrad. Vereinfacht ist dies in einem Entwicklungspfeil in der folgenden Abbildung dargestellt.

Entwicklungspfeil der Kreativitätstechniken

Für die passende Zuordnung von Problemen und Kreativitätstechniken gibt es Regeln, sodass Sie erkennen, mit welchen Kreativitätstechniken Ihr Problem am besten zu bearbeiten ist.

Kreativitätsklassen und Anwendungsregeln

Kreativität kann sehr spontan sein. Aus der Beschäftigung mit einer Frage oder einem Problem entstehen Geistesblitze und Ideen. Das passiert ohne Plan und ohne das Bewusstsein, jetzt spontan und kreativ ein Problem zu bearbeiten.

So lösen wir meistens einfache, alltägliche Aufgaben, wenn es schnell gehen muss und wenn es nicht so wichtig ist.

Überdies gibt es zahlreiche Kreativitätstechniken, die sich bewusst nutzen lassen, um schwierige Aufgaben und Probleme mit Systematik und Methoden zur Kreativität zu lösen.

Die folgende Aufzählung nennt die einzelnen Kreativitätsklassen und die Anwendungsregeln. Sie zeigen, wofür die Kreativitätstechniken der jeweiligen Klasse eingesetzt werden können und was sie auszeichnen.

Probiertechniken

Diese Techniken wenden Sie an:

  • wenn es sich nicht lohnt, systematisch zu handeln,
  • wenn der Untersuchungsgegenstand unerschlossen oder unbekannt ist und
  • wenn eine spielerische Komponente befriedigt werden soll.

Fragetechniken

Diese Techniken eignen sich:

  • wenn durch Einbezug fremden Wissens Erkenntnisfortschritte erzielt werden können,
  • wenn durch Hinterfragen neue Sichten provoziert werden können und
  • wenn mit einer einfachen Systematik der Kreis möglicher Antworten erweitert werden soll.

Assoziationstechniken

Techniken dieser Art wenden Sie an:

  • wenn mit einer einfachen Systematik der Kreis möglicher Antworten erweitert werden soll,
  • wenn eine Erweiterung des Suchsektors erwünscht ist und
  • wenn durch Verfremdung des Problems oder durch Zuwendung zu fremden Gebieten neue Impulse entstehen sollen.

Systematiken des Zerlegens und Kombinierens

Techniken aus diesem Bereich eignen sich:

  • wenn es um komplexe und komplizierte Objekte geht, die sich in Einzelteile zerlegen lassen,
  • wenn das Objekt als System und seine Einzelteile bekannt sind,
  • wenn Systemelemente neu kombiniert werden sollen oder können,
  • wenn auf bewährte Teillösungen zugegriffen werden soll, und
  • wenn die Innovationshöhe festgelegt werden kann.

Widerspruchsmethodik

Diese Techniken eignen sich:

  • wenn es Widersprüche gibt, die aufgelöst werden sollen,
  • wenn Lösungen erfinderischer Qualität verlangt sind und
  • wenn ausreichende Ressourcen (intellektuell, zeitlich) vorhanden sind.

Kreativitätstechniken einordnen und anwenden

Im Folgenden sind die einzelnen Kreativitätsklassen und die jeweiligen Kreativitätstechniken benannt. Diese können unterschieden werden nach Aufwand, Nutzen und Art der Aufbereitung.

Aufwand für den Einsatz der Kreativitätstechnik

Die folgenden Kriterien zeigen, wie die Einschätzung zum Aufwand, unabhängig von ihrer konkreten Anwendung, vorgenommen wurde. Es lassen sich jeweils unterscheiden:

  • durchschnittlicher Zeitaufwand bei der Nutzung
  • quantitativer Informations- oder Arbeitsaufwand, um das Tool zu füllen
  • Kompliziertheit im Vergleich zu anderen Kreativitätstechniken
  • Kenntnisvoraussetzungen, um das Tool sofort einsetzen zu können
  • Lernanforderungen, um das Tool einsetzen zu können

Nutzen beim Einsatz der Kreativitätstechniken

Entsprechend erfolgt eine Einschätzung des Nutzens. Maßgeblich sind die folgenden Kriterien, um zu einer Empfehlung zu kommen, ob der Erfolg bei der Anwendung einer Kreativitätstechnik eher niedrig oder mittelmäßig oder hoch einzuschätzen ist:

  • erreichbares Lösungsniveau
  • Präzisierungsgrad der Lösungsidee
  • erreichbare Effektivität hinsichtlich des gewünschten Ziels

Art der Darstellung und Aufbereitung

Und schließlich ist die Art der Darstellung und Aufbereitung der Vorlage erläutert, die Sie dann jeweils in weiteren Beiträgen im Praxisteil zum Download finden. Möglich sind:

  • Denkzettel: einfachste Übersicht oder Aufzählung
  • Übersichtsgraf: Erläuterungen im grafischen Format
  • verbale Übersicht: Erläuterungen in Textformat
  • Checkliste: Ja/Nein-Antworten
  • Frageliste: offene Fragen
  • Verfahrensanweisung: Muster für ein Vorgehen bei der Problemlösung
  • Rechenblatt: Excel-Tabelle, mit deren Hilfe Antworten, Entscheidungen und Bewertungen verarbeitet werden können
  • Programm: (automatischer) Algorithmus

Die wichtigsten Kreativitätstechniken

An dieser Stelle finden Sie die Kreativitätstechniken in einer Liste und Übersicht.

Probiertechniken

  • einfach probieren, Versuch und Irrtum
  • technisches Improvisieren
  • Laborplanung und Laborversuche
  • Zweckentfremdung

Fragetechniken

  • Mindmapping
  • Ishikawa-Diagramm, Fischgräte oder Ursache-Wirkungs-Diagramm
  • progressive Abstraktion
  • Kartentechnik und Pinnwand
  • KJ-Methode
  • Delphi-Technik
  • Szenariotechnik
  • Osborn-Checkliste
  • W-Frageliste
  • Innovations-Checkliste

Assoziationstechniken

  • Brainstorming
  • inverses Brainstorming
  • Brainwriting, Methode 6-3-5
  • Denk-Hüte nach de Bono
  • semantische Intuition
  • Reizwortanalyse
  • visuelle Konfrontation
  • gefühlt wie …

Systemtechniken

  • Attribute Listing
  • Problemlösebaum
  • Ursache-Wirkungs-Diagramm
  • KJ-Methode
  • Innovations-Checkliste
  • morphologische Tabelle
  • Funktionsanalyse 
  • Funktionsmodellierung 
  • Konstruktionskatalog
  • Effekte der Physik
  • Stoff-Feld-Analyse
  • bionische Methoden

Widerspruchsmethodik

  • ARIS/TRIZ-Theorie zum Lösen erfinderischer Aufgaben
  • IER – Ideales Endresultat
  • 40 Lösungsstandards
  • WOIS Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie
Praxis

Passende Kreativitätstechniken auswählen

Da der Aufwand beim Einsatz einer Kreativitätstechnik zum Teil sehr hoch sein kann, sollten Sie im Vorfeld prüfen, welche Kreativitätstechnik für Ihr Problem und Ihre Aufgabe angemessen ist. Sie soll das Problem lösen helfen und gleichzeitig den kleinsten möglichen Aufwand verursachen.

Nutzen Sie die folgende Vorlage, um eine erste Einschätzung zur passenden Kreativitätstechnik vorzunehmen und dann eine geeignete für Ihre Problem- und Aufgabenstellung auszuwählen.

Sie finden in der Vorlage die jeweils geeigneten Kreativitätstechniken der einzelnen Problem- und Kreativitätsklassen. Sie sollten also Ihr Problem einer der Klassen zuordnen und mit einer der passenden Kreativitätstechniken an der Lösung arbeiten.

In den folgenden Beiträgen werden die genannten Kreativitätstechniken anhand der genannten Merkmale vorgestellt und erläutert. Dazu finden Sie dann auch Vorlagen, die Ihnen bei der Anwendung der Technik helfen.

Dazu im Management-Handbuch

Vorlagen nutzen

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