LeistungsbeurteilungLeistungskriterien als Grundlage einer fairen Leistungsbeurteilung
Beispiele für Kriterien zur Leistungsbeurteilung von Mitarbeitern
Wenn die Anforderungen, Erwartungen und Ziele klar sind, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfüllen müssen, dann lassen sich daraus die Leistungskriterien oder Beurteilungsmerkmale ableiten. Sie beziehen sich meistens auf die Bereiche:
- Arbeitsergebnis, abgleitet aus den vereinbarten Aufgaben nach Menge und Qualität;
- Verhalten und Eigenschaften, soweit sie unmittelbar für die Aufgabenerfüllung relevant sind.
Leistungskriterien bezüglich des Arbeitsergebnisses können sein:
- erledigte Menge, erzielte Quantität des Arbeitsergebnisses
- Arbeitseinteilung
- Arbeitsorganisation
- Arbeitsqualität
- Arbeitstechnik
- Arbeitstempo
- Auffassungsvermögen
- Aufmerksamkeit
- Ausdauer
- Beherrschung der Arbeitsinstrumente
- Belastbarkeit
- Einhaltung von Qualitätsvorgaben
- Entscheidungsfähigkeit und Entschlussfähigkeit
- Fachkenntnis
- Flexibilität
- Fremdsprachen
- Führungsstärke
- Geschicklichkeit
- Innovationsfähigkeit
- körperliche Leistungsfähigkeit
- Kostenbewusstsein
- Kreativität
- mündliches Ausdrucksvermögen
- Prioritätensetzung
- schriftliches Ausdrucksvermögen
- Selbstdisziplin
- Selbstmanagement
- Sorgfalt
- Termineinhaltung
- Umsetzungsstärke
- Verantwortungsbereitschaft
- Zeitaufwand für bestimmte Aufgaben
Leistungskriterien bezüglich des Verhaltens können sein:
- Ambitionen
- Auftreten
- Ausdauer
- Ausgeglichenheit
- Autorität
- Begeisterungsfähigkeit
- Bereitschaft zu Veränderungen
- Durchsetzungsvermögen
- Eingehen auf Andere
- Einhaltung von Arbeitszeiten
- Einsatzbereitschaft
- Empathie
- Hilfsbereitschaft
- Kommunikationsfähigkeit
- Konfliktbewältigung
- Kontaktfähigkeit
- Kritikfähigkeit
- Kundenorientierung
- Lernbereitschaft
- Motivation
- Persönlichkeitsstärke
- Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
- Selbstständigkeit
- Verhalten gegenüber den Teammitgliedern, Kolleginnen und Kollegen
- Überzeugungskraft
- Umgangsformen
- Verhandlungsgeschick und Verhandlungsstärke
- Vertrauenswürdigkeit
- Wirkung auf Außenstehende
- Zielausrichtung
- Zuverlässigkeit
Die Liste der Leistungskriterien ist damit nicht abgeschlossen; es können weitere Kriterien am jeweiligen Arbeitsplatz wichtig sein. Eine eindeutige Zuordnung in die Bereiche Arbeitsergebnisse oder Verhalten ist nicht immer möglich – es kommt darauf an, wie das Kriterium gemeint ist. Dennoch sind diese Leistungskriterien Beispiele dafür, was alles beurteilt werden kann. Im Unternehmen müssen sie passend zur jeweiligen Stelle ausgewählt, angepasst und konkretisiert werden.
Leistungskriterien bereichsspezifisch oder stellenspezifisch entwickeln
Die Leistungskriterien können so formuliert werden, dass sie für alle Stellen im Unternehmen passen. Besser ist jedoch, bereichsspezifische oder stellenspezifische Kriterien zu entwickeln. Um die Vergleichbarkeit und Akzeptanz zu gewährleisten, sollten allgemeine Kriterien benannt sein, die für alle gelten. Aus diesen lassen sich dann stellenspezifische Kriterien ableiten.
Empfehlenswert ist, den Katalog der Leistungskriterien nicht zu umfangreich zu machen, sondern sich auf diejenigen zu fokussieren, die für die jeweilige Stelle wichtig sind und für die möglichst messbare Kennzahlen oder nachvollziehbare und belegbare Indikatoren zur Leistungsmessung angegeben werden können.
Subjektivität und Messbarkeit der Leistungskriterien
Nur wenige Kriterien zur Leistungsbeurteilung lassen sich in eindeutigen Messgrößen ausdrücken. Im Vertrieb können Umsatz oder Kundenwert (unmissverständlich definiert) solche Messgrößen zur Leistungsbeurteilung sein. Oft unterliegt die Beurteilung aber sehr vielen subjektiven Einflüssen.
Deshalb ist es wichtig, dass die beurteilende Person (Führungskraft) und die beurteilte Person (Mitarbeiterin oder Mitarbeiter) schon bei der Zielvereinbarung und auch bei der Beurteilung selbst abstimmen, woran sie ein bestimmtes Leistungsurteil festmachen. Erwartungen und Wahrnehmung müssen miteinander besprochen werden. Es sollte Transparenz herrschen. Das betrifft zwei unterschiedliche Aspekte:
Messverfahren
Wie wird gemessen, welche Leistungen eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter erbringt? Beispiele sind: Dokumentenauswertungen (zum Beispiel Stichproben zu Fehlern im Briefwechsel), Beobachtung am Arbeitsplatz, Mystery Shopping, Befragung anderer Personen.
Messwerte
Kennzahlen, Indikatoren oder Beispiele, die sichtbar machen, ob und wie die vereinbarte Leistung erbracht wurde.
Welche Bewertungsfehler bei der Leistungsbeurteilung lauern
Da die Leistungsbeurteilung häufig an konkreten Beispielen oder positiven und negativen Vorfällen festgemacht wird, kann es auch zu systematischen Bewertungsfehlern kommen. Solche können sein:
- Haloeffekt: Ein einzelnes Merkmal oder Vorkommnis dominiert andere besonders stark.
- Attributionsfehler: Positive oder negative Leistungen werden auf falsche Ursachen zurückgeführt, zum Beispiel auf die Rahmenbedingungen statt auf die Kompetenzen der beurteilten Person.
- Selektive Wahrnehmung: Es werden nur solche Beispiele wahrgenommen, die das bestehende (Vor-) Urteil bestätigen.
- Relative Wahrnehmung: Personen werden relativ zu anderen oder im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt beurteilt. Das Ausgangs- oder Vergleichsniveau der Leistungsbeurteilung wird unterschiedlich festgelegt.
- Vorurteile: Vorurteile aufgrund eines früheren ersten Eindrucks oder persönlicher Sympathien oder Antipathien.
Weitere Probleme der Beurteilung ergeben sich daraus, dass unterschiedliche Vorgesetzte an die Leistungen ihrer Beschäftigten jeweils ganz andere Erwartungen haben. Manche Vorgesetzte sind streng und vergeben vergleichsweise schlechte Noten an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; andere sind milde und vergeben lieber bessere Noten.
Das gilt auch für die Differenzierung von Werturteilen. Wer Konflikte scheut, wird seine Mitarbeitende alle sehr ähnlich bewerten, um nicht in Begründungsnot für eine differenzierte Bewertung zu kommen.
Werteskala für die Leistungsbeurteilung definieren
Die Leistungsbewertung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann anhand der ausgewählten, Kriterien und der damit verknüpften Kennzahlen und Indikatoren erfolgen. Es muss allerdings ergänzt werden, welche Werte „gut“ und welche „schlecht“ sind. Das ergibt sich aus den Zielen, die erreicht werden sollen. Schließlich sollten die unterschiedlichen Leistungskriterien, die Kennzahlen und die Indikatoren auch vergleichbar sein. Deshalb werden Sie auf eine Werteskala übertragen.
Das Prinzip der Schulnote dürfte den Vorgesetzten und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am besten geläufig sein. Vergleichbar ist eine Skalierung nach Punkten, die mehr oder weniger differenziert ausfallen kann. Andere nutzen bestimmte Begriffe, um eine Rangfolge von Urteilen abzubilden. Wichtig ist, dass diese Skalen immer:
- genau erläutert werden und klar ist, was eine Note, ein Punkt oder ein Begriff bedeutet;
- differenziert genug sind, sodass unterschiedliche Leistungen mit der Skala darstellbar sind;
- nicht zu differenziert oder kompliziert sind, sodass die Auswahl eines Werts schwierig ist (und Streit darüber entsteht, ob die Leistung einer 2,2 oder 2,3 entspricht);
- für die Vorgesetzten und für die Beschäftigten nachvollziehbar und akzeptabel sind.
Manche Unternehmen wollen eine „Gesamtnote“ ausweisen, weil diese mit bestimmten Entscheidungen zum Entgelt oder zur Personalentwicklung verbunden sind. Dann muss die Skala so gewählt werden, dass die Werte addierbar sind (metrische Skala).
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gleiche Aufgaben erfüllen und mit denen gleiche Ziele vereinbart wurden, miteinander zu vergleichen. Die Beurteilung ist dann relativ zu einem besten oder durchschnittlichen Mitarbeiter. Hier muss darauf geachtet werden, dass alle nach der gleichen Relation beurteilt werden. Gegebenenfalls kann ein „idealer Mitarbeiter“ der „Eichung“ dienen.
Aber nicht immer ist die Anwendung einer Skala oder einer Benotung sinnvoll. Manchmal genügt eine beschreibende und qualitative Bewertung in eigenen Worten. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Wie bei Arbeitszeugnissen kann es zum Streit darüber kommen, wie ein Begriff zur Leistungsbeschreibung gemeint ist, ob er eine sehr gute, eine gute oder nur befriedigende Leistung ausdrückt.
Kriterien festlegen zur Leistungsbeurteilung von Mitarbeitenden
Stellen Sie die für Sie relevanten Kriterien zur Leistungsbeurteilung zusammen und formulieren Sie die Kriterien möglichst konkret. Legen Sie diese dann im Gespräch zur Zielvereinbarung mit der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter fest.
Halten Sie mithilfe der folgenden Vorlagen fest, welche Bewertungskriterien Sie für die Leistungsbeurteilung eines Mitarbeiters aus Ihrem Team heranziehen wollen.
Beachten Sie folgende Aspekte, wenn Sie Ihr System und Ihre Kriterien zur Leistungsbeurteilung von Mitarbeitenden festlegen:
- Die Kriterien sollten überschaubar sein; nicht zu viele.
- Sie sollten aber auch differenziert genug sein, sodass Sie alle wichtigen Aspekte in Bezug auf Arbeitsleistung und Verhalten bewerten können.
- Die Kriterien sollten objektiv messbar sein; oder es sollte für Bewertende und Bewertete nachvollziehbar sein, wie es zu einer guten oder schlechten Bewertung kommt
- Die Kriterien und das Messverfahren sollten für alle Beteiligten nachvollziehbar und fair sein im Hinblick auf Ziele, Interessen, Erwartungen und Anforderungen.
Leistungskriterien zusammenfassen und klassifizieren
Mit der folgenden Excel-Vorlage können Sie einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach einem einfachen A-B-C-Schema beurteilen und klassifizieren. Dazu finden Sie eine Reihe von Kriterien wie Motivation, Identifikation mit dem Unternehmen, Einsatzbereitschaft, Leistungsbereitschaft, Aufstiegsmöglichkeiten, Kommunikation, Teamarbeit, Kundenorientierung – und dafür jeweils drei mögliche Ausprägungen.
Sie beurteilen Mitarbeitende je nach Leistungsbereitschaft und Leistungsvermögen in eine der drei Klassen:
- A: hohes Leistungsvermögen/ besondere Leistungsbereitschaft
- B: durchschnittliches Leistungsvermögen/ zufriedenstellende Leistungsbereitschaft
- C: geringes Leistungsvermögen/ ungenügende Leistungsbereitschaft
In der folgenden Vorlage finden Sie Beispiele für die Beschreibung dieser drei Klassen. Sie können diese für Ihre Zwecke anpassen. Anschließend können Sie diese Leistungskriterien und die Einordnung für die Beurteilung der Mitarbeitenden nutzen.
Schließlich können Sie mit der folgenden Excel-Vorlage eine Einstufung in einem Portfolio-Diagramm vornehmen, indem Sie mehrere Beschäftigte nach ihrem Potenzial und ihrer Leistung (Performance) einschätzen und vergleichen.
Lesen Sie im nächsten Abschnitt dieses Handbuch-Kapitels, wie Sie als Führungskraft das Mitarbeitergespräch zur Leistungsbeurteilung richtig vorbereiten und durchführen.