Berufliche und persönliche StandortbestimmungZum Umgang mit Menschen im Arbeitsalltag
Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit anderen – und was frustriert?
Fast alle Menschen arbeiten im Beruf mit anderen zusammen. Dazu gehören Vorgesetzte, die Ziele vorgeben und Ergebnisse erwarten; die aber auch helfen und unterstützen (sollten). Dazu gehören auch Kolleginnen und Kollegen, mit denen man sich abstimmt, auf deren Arbeitsergebnisse man angewiesen ist – oder mit denen man einfach mal plaudern will.
Folgende Situationen und Verhaltensweisen prägen die tägliche Zusammenarbeit. Daraus leitet sich ab, ob die jeweilige Arbeitssituation und die Zusammenarbeit mit anderen zu den eigenen Vorstellungen, Wünschen, Erwartungen und Werten passt.
Vorgesetzte sollen sich um uns kümmern
Viele Vorgesetzte haben entweder keine Zeit oder denken im Berufsalltag nicht daran, regelmäßig ihre Wertschätzung zu zeigen. Denn sie erhalten unzählige Anfragen oder Aufgaben an einem Tag. Der Mitarbeiter hingegen beschäftigt sich verhältnismäßig lange mit seiner Aufgabe und steht aus seiner Perspektive seinen Vorgesetzten allein gegenüber. Tatsächlich ist er aber nur einer von vielen Mitarbeitern.
Wir wollen Gestaltungsspielräume
Viele Vorgesetzte schränken den Gestaltungsspielraum ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, weil sie die Dinge anders machen würden. Sie machen zum Beispiel Anmerkungen zu einer Präsentation oder wünschen eine komplett neue Fassung. Ständig geben sie Ratschläge oder es gibt neue Vorgaben und Regeln. Und am Ende kommt unsensible und demotivierende Kritik.
Kollegen und Kunden sollen nicht nerven
Immer wieder gibt es Kollegen, die ihre Aufgaben auf andere abwälzen. Man kann sich auf sie nicht verlassen, muss ständig hinterherrennen. Andere halten einen von der Arbeit ab oder haben Angewohnheiten, die uns stören. Genauso können Kunden, denen man es nie recht machen kann, für schlechte Stimmung sorgen. Dabei erwarten wir, dass wir uns auf andere verlassen können und die Abstimmung funktioniert.
Jobwechsel bei schlechter Zusammenarbeit?
Menschen wechseln ihren Arbeitgeber und ihre Stelle meist dann, wenn sie mit der Zusammenarbeit mit Vorgesetzten oder mit Kollegen besonders unzufrieden sind. Auf Dauer kann eine frustrierende Zusammenarbeit sehr belastend sein. Besonders dann, wenn Mitarbeitende gemobbt werden, wenn sie die Arbeit mit Ihren unmotivierten Kollegen selbst demotiviert oder wenn sie mit der Persönlichkeit von Einzelnen nicht zurechtkommt, weil diese ganz andere Werte vertreten.
Wenn Sie in einer vergleichbaren Situation sind, denken Sie vielleicht über einen Jobwechsel nach. Dabei sollten Sie beachten, dass Sie auch an einer anderen Stelle sehr wahrscheinlich mit Menschen zu tun haben. Ob die Situation dann besser wird, bleibt offen. Denn oft ist die Art und Weise, wie wir mit anderen zusammenarbeiten, von unserer eigenen Persönlichkeit abhängig.
Dazu ein Beispiel: In Ihrem Job schränkt Ihre Chefin Ihren Gestaltungsspielraum so ein, dass Sie unzufrieden mit Ihrer Arbeit sind und zu einer neuen Stelle wechseln. Dort sind es dann die Kunden, die Ihren Gestaltungsspielraum einschränken, weil Sie nur deren Bestellungen abarbeiten müssen.
Die Probleme, die der Umgang mit Menschen grundsätzlich mit sich bringt, bleiben trotz Jobwechsel erhalten, denn sie sind mit Ihrer Persönlichkeit verknüpft. Erst wenn Sie wissen, was Ihnen bei der Zusammenarbeit und beim Umgang mit anderen wichtig ist, können Sie ein Umfeld suchen, das Ihren Vorstellungen entspricht.
Sich auf unterschiedliche Charaktere einstellen
Jeder Mensch hat eine eigene Persönlichkeit und bringt diese im Beruf ein. Jeder hat seine eigenen Stärken, eigene Werte, Lebensmotive und Arbeitsstile. Es gehört zu den sozialen Kompetenzen, mit anderen Persönlichkeiten im Beruf zurechtzukommen und sich auf neue Bedingungen einzustellen, wenn wir eine neue Vorgesetzte bekommen oder neue Kollegen.
Zur persönlichen Standortbestimmung im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit anderen Menschen ist deshalb wichtig: Sie bewerten
- nicht das Verhalten der anderen; sie sind, wie sie sind und meist lassen sich Verhalten und Einstellungen nicht ändern;
- Ihre Einstellung und Wahrnehmung der Zusammenarbeit und prüfen, wofür Sie die Verantwortung tragen und wofür die anderen Verantwortung tragen;
- die Möglichkeiten, mit Kommunikation und Abstimmung Missstände zu beseitigen und die Zusammenarbeit zu verbessern;
- die langfristigen Erfolgsaussichten, wie Sie mit den anderen zurechtkommen und ob Sie die Zusammenarbeit belastet.
Womit sind Sie bei der Zusammenarbeit mit anderen unzufrieden?
Versetzen Sie sich in eine konkrete Situation (oder in mehrere Situationen) aus Ihrem Arbeitsalltag, in der Sie sich besonders über andere geärgert haben:
- Wer genau war an dieser Situation beteiligt: Vorgesetzte, Kollegen, Kunden?
- Was haben die Beteiligten getan?
- Wie haben Sie in dieser Situation reagiert?
- Was haben Sie dabei gefühlt?
- Welcher Augenblick, welche Aussage oder Handlung hat dieses Gefühl in Ihnen ausgelöst?
Schreiben Sie Ihre Gedanken anschließend zu den Fragen in der folgenden Vorlage auf.
Die nähere Beschäftigung mit den Fragen aus der Vorlage soll klären, ob es sich bei Ihrer beruflichen Unzufriedenheit um Konflikte handelt, die sich wiederholen. Wenn sich gewisse Konflikte und Probleme wiederholen, ergeben sie ein Muster. Dieses Muster wird sich so lange wiederholen, bis Sie es auflösen.
Gehen Sie Ihre Antworten zu den Fragen deshalb noch einmal durch:
- Welche Gesetzmäßigkeiten, die sich in Ihrem Leben wiederholen, können Sie feststellen?
- Ergänzen Sie Ihre Gedanken, indem Sie die Interventionsfragen in der Vorlage beantworten.
Wenn Menschen mit ihrem Job unzufrieden sind, liegt das oft auch an den Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz und im Unternehmen. Wenn sie diese genau betrachten und analysieren, erkennen sie, was sich verändern lässt und was nicht. Unabänderliche Rahmenbedingungen sollten entsprechend bewertet und behandelt werden. Worauf Sie dabei achten sollten, lesen Sie im folgenden Abschnitt des Handbuch-Kapitels.
„Berufliche und persönliche Standortbestimmung“ kaufen.