Was ist die TOWS-Matrix?

Die TOWS-Matrix ist ein strategisches Instrument, das von Heinz Weihrich in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Der Ansatz erweitert die SWOT-Analyse, indem er die vier Perspektiven bei SWOT systematisch miteinander kombiniert.

Das Ziel besteht darin, Strategien zu entwickeln, die unmittelbar Handlungsoptionen aufzeigen.

Kernfragen der TOWS-Matrix:

  • SO (Stärken + Chancen): Wie können Stärken genutzt werden, um Chancen zu ergreifen?
  • WO (Schwächen + Chancen): Wie können Schwächen durch Chancen minimiert werden?
  • ST (Stärken + Risiken): Wie können Stärken eingesetzt werden, um Risiken zu reduzieren?
  • WT (Schwächen + Risiken): Wie können Schwächen und Risiken gleichzeitig minimiert werden?

Unterschied zwischen SWOT- und TOWS-Analyse

Bei der SWOT-Analyse handelt es sich um eine analytische Herangehensweise. Sie listet interne Stärken und Schwächen sowie externe Chancen und Risiken auf. Der Fokus liegt hier auf der Feststellung des Status quo und der allgemeinen Bewertung.

Die TOWS-Matrix verfolgt hingegen einen gestalterischen Ansatz: Die SWOT-Faktoren werden miteinander kombiniert und daraus entwickelt man realistische, umsetzbare Strategien. Das Hauptaugenmerk liegt auf zukünftigen Handlungsoptionen und Problemlösungen.

TOWS ist die strategische Umsetzung der SWOT-Analyse, indem Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken kombiniert werden, um Handlungsstrategien zu entwickeln.

TOWS-Matrix schrittweise anwenden

1. Interne und externe Faktoren erheben

Bevor mit der TOWS-Matrix gearbeitet werden kann, ist eine detaillierte SWOT-Analyse erforderlich. Dabei werden die Faktoren für das Unternehmen oder das Projekt identifiziert.

Interne Faktoren

  • Stärken: Eigenschaften oder Ressourcen, die das Unternehmen auszeichnen und Wettbewerbsvorteile bieten
    Beispiele: Marktführerstellung, innovative Produkte, starke Kundenbindung.
  • Schwächen: Aspekte, die das Unternehmen hemmen oder Risiken bergen
    Beispiele: mangelnde Digitalisierung, ineffiziente Prozesse, schwache Finanzen.

Externe Faktoren

  • Chancen: externe Entwicklungen, die das Unternehmen positiv nutzen könnte
    Beispiele: technologische Fortschritte, neue Märkte, gesetzliche Erleichterungen.
  • Risiken: externe Faktoren, die das Unternehmen bedrohen könnten
    Beispiele: neue Wettbewerber, wirtschaftliche Instabilität, Umweltauflagen.

2. Faktoren miteinander kombinieren

Sobald die SWOT-Analyse abgeschlossen ist, werden die Faktoren in der TOWS-Matrix kombiniert:

3. Faktoren priorisieren und umsetzen

Alle Strategien sollten hinsichtlich ihres Nutzens, ihrer Machbarkeit und ihrer Dringlichkeit bewertet werden. Der Fokus liegt dabei auf den SO-Strategien, da diese oft den größten Erfolg versprechen.

Beispiele für Strategien in der TOWS-Matrix

SO-Strategien (Stärken nutzen, um Chancen zu ergreifen)

  • Frage: Wie können interne Stärken eingesetzt werden, um externe Chancen zu nutzen?
  • Beispiel: Ein Unternehmen mit einer starken Forschungs- und Entwicklungsabteilung könnte technologische Innovationen nutzen, um in schneller Folge innovative Produkte auf den Markt zu bringen.

WO-Strategien (Schwächen durch Chancen ausgleichen)

  • Frage: Wie können externe Chancen genutzt werden, um interne Schwächen zu beheben?
  • Beispiel: Eine Firma mit wenig Online-Präsenz könnte einen starken E-Commerce-Boom nutzen, um in digitale Plattformen zu investieren.

ST-Strategien (Stärken einsetzen, um Risiken zu minimieren)

  • Frage: Wie können interne Stärken genutzt werden, um externe Risiken zu minimieren?
  • Beispiel: Ein Unternehmen mit einer starken Marke könnte eine Werbekampagne starten, um Marktanteile zu sichern und neue Wettbewerber abzuwehren.

WT-Strategien (Schwächen und Risiken minimieren)

  • Frage: Wie können interne Schwächen und externe Risiken gleichzeitig reduziert werden?
  • Beispiel: Ein Unternehmen mit finanziellen Problemen und einem instabilen Markt könnte sich auf profitable Kernprodukte konzentrieren, um Kapazitäten anzupassen, Kosten zu senken und Risiken zu minimieren.

Vor- und Nachteile der TOWS-Matrix

Vorteile:

  • Handlungsorientierung: Die Matrix liefert konkrete Strategien anstelle einer bloßen Analyse.
  • unterschiedliche Perspektiven: Kombination interner und externer Faktoren.
  • hohe Flexibilität: Anwendbar auf Unternehmen jeder Größe und Branche.

Nachteile:

  • hohe Komplexität: Erfordert eine sorgfältige und detaillierte SWOT-Analyse.
  • subjektive Sichtweisen: Die Bewertung von Faktoren und Strategien ist oft subjektiv.
  • hoher Zeitaufwand: Insbesondere bei großen Organisationen kann die Erstellung aufwendig sein.

Erstellung einer TOWS-Matrix mit Beispieldaten

Als Beispiel dient ein mittelständisches Unternehmen im Bereich nachhaltige Verpackungen. Die ermittelten Stärken (S) sind:

  • innovatives Produktportfolio (biologisch abbaubare Verpackungen)
  • hohe Kundenzufriedenheit und starke Markenbindung
  • effiziente Produktionsprozesse mit geringen Kosten

Schwächen (W) sind:

  • begrenzte internationale Präsenz
  • geringes Marketingbudget
  • Abhängigkeit von wenigen Großhändlern

Chancen (O):

  • wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten
  • gesetzliche Förderung nachhaltiger Verpackungen (zum Beispiel EU-Vorschriften)
  • neue Vertriebskanäle durch E-Commerce und Digitalisierung aufseiten der Kunden

Risiken (T):

  • steigende Rohstoffpreise
  • Wettbewerb durch große multinationale Konzerne
  • abnehmende Nachfrage in einer Rezession

TOWS-Matrix

Erläuterung der Strategien

SO-Strategien (Maximierung von Stärken und Chancen)

Hier wird versucht, die internen Stärken zu nutzen, um externe Chancen bestmöglich auszuschöpfen. Zum Beispiel könnte das Unternehmen seine starke Marke nutzen, um neue Partnerschaften aufzubauen.

WO-Strategien (Überwindung von Schwächen durch Chancen)

Schwächen werden durch das Ergreifen von Chancen kompensiert. Beispielsweise könnten Marketinginvestitionen genutzt werden, um die geringe internationale Präsenz auszugleichen.

ST-Strategien (Stärken zur Abwehr von Risiken)

Diese Strategien nutzen die Stärken des Unternehmens, um externe Risiken abzuwehren. Effiziente Produktionsprozesse könnten etwa helfen, steigende Rohstoffpreise auszugleichen.

WT-Strategien (Minimierung von Schwächen und Risiken)

Hier werden Maßnahmen entwickelt, um Schwächen und Risiken zu minimieren. Eine Diversifizierung des Kundenstamms  mithilfe des Direktvertriebs könnte helfen, die Abhängigkeit von wenigen Großkunden zu verringern.

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