Problemlösung – Vorgehen und MethodenVarianten der Problemlösung bewerten und auswählen

In dieser Phase der Lösungsentwicklung werden die Lösungen und mögliche Alternativen bewertet. Es wird geprüft, wodurch das Problem am besten gelöst wird und womit die gesteckten Ziele erreicht werden. Die Bewertung ist die Grundlage für die Auswahl und Entscheidung: Was soll realisiert werden?

Bewertungskriterien festlegen und Lösungen filtern

Für Bewertungen und Entscheidungen gibt es unterschiedliche Methoden und Verfahren. Immer werden dabei Bewertungskriterien definiert, die sichtbar machen, inwiefern eine Lösung gut oder weniger gut ist. Sie wirken wie eine Art Filter, die nicht geeignete Lösungen aussortieren.

Es empfiehlt sich, Bewertungskriterien für folgende Kategorien zu definieren; das sind dann die einzelnen Filterebenen in der angegebenen Reihenfolge:

Kriterien zur Auswahl des Lösungansatzes

1. Unternehmensziele und Strategie:

Passt die Lösung grundsätzlich zu den Zielen und Strategien des Unternehmens? Zum Selbstverständnis, zu Vision und Mission, zu den Leitlinien und den Werten des Unternehmens?

2. Compliance und rechtliche Regelungen:

Werden mit der Lösung alle Gesetze, Verordnungen, Regeln und Selbstverpflichtungen eingehalten, die für das Unternehmen relevant sind?

3. Technik:

Ist die Lösung technisch machbar? Welche Risiken bestehen, dass es technisch nicht funktioniert oder nicht so funktioniert, wie es soll?

4. Organisation:

Lässt sich die Lösung im Unternehmen organisatorisch umsetzen? Werden die Betroffenen die Lösung akzeptieren? Sind die Beschäftigten oder Kunden damit einverstanden? Können Prozesse und Abläufe entsprechend geändert werden? Stehen die für die Lösung notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung? Besitzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die notwendigen Kompetenzen?

5. Wirtschaftlichkeit:

Welche Kosten verursacht die Lösung? Welche Erlöse sind damit verbunden? Welche Einsparungen lassen sich damit erzielen? Gibt es weitere Vorteile und Nutzen? Oder Nachteile und Aufwand? Welche wirtschaftlichen Chancen und Risiken sind mit der Lösung wahrscheinlich verbunden?

6. Budget und Ressourcen:

Sind die notwendigen Budgets (Kapital) und Ressourcen verfügbar? Kann die Lösung finanziert werden? Haben die qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genug Zeit? Wird das Vorhaben von der Geschäftsleitung unterstützt?

Innerhalb dieser sechs Kategorien kann es K.O.-Kriterien geben. Lösungen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, werden sofort aussortiert.

Weitere Bewertungskriterien lassen sich aus den Zielen ableiten, die zu Beginn für die Problem- und Aufgabenstellung formuliert wurden. Denn die Lösungen sollen ja dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen. Die Lösung, die am meisten dazu beiträgt, ist – wenn keine anderen Aspekte dagegensprechen – die beste Lösung.

Prozess zur Entscheidungsvorbereitung und Entscheidungsfindung

Um aufzuzeigen, wie eine Lösungsidee die Bewertungskriterien der einzelnen Filterebenen erfüllt und wie sie zur Zielerreichung beiträgt, sollten Sie folgende Schritte durchlaufen:

1. Entscheidungssituation benennen:

Was soll entschieden werden? Wer ist bei der Entscheidung beteiligt? Wann wird entschieden? In welcher Form wird entschieden? Was soll mit der Entscheidung erreicht werden?

2. Alternativen beschreiben:

Welche unterschiedlichen Lösungen werden miteinander verglichen? Was zeichnet diese jeweils aus? Wodurch unterscheiden sie sich? Inwiefern kann alles bleiben, wie es ist?

3. Bewertungskriterien benennen und erläutern:

Welche Ziele werden mit den Lösungen verfolgt? Wie werden die Ziele messbar gemacht? Welche Bewertungskriterien werden daraus abgeleitet? Welche Kennzahlen zeigen zuverlässig an, was eine Lösung zur Zielerreichung beiträgt? Oder welche negativen Effekte sie hat?

4. Methode der Entscheidungsfindung auswählen und anwenden:

Je nachdem, welche Bewertungskriterien Sie heranziehen und auf welche Aspekte Sie bewerten, können unterschiedliche formale Methoden eingesetzt werden. Beispiele sind: Argumentenbilanz, Verfahren der Investitionsrechnung, Kostenvergleiche, Nutzwertanalyse oder Entscheidungsbaum.

5. Vorschlag zur Entscheidung ausarbeiten:

Welche Lösung wird aufgrund der Bewertung als die beste erachtet? Wie sollte die Entscheidung ausgehen? Was spricht besonders für die favorisierte Lösung? Was sind die Risiken mit dieser Lösung?

Methoden zur Bewertung von Lösungsansätzen

Es gibt zahlreiche Methoden, um mögliche Lösungen zu bewerten und ihre Beiträge zur Zielerreichung herauszuarbeiten. Welche Methode geeignet ist, ergibt sich aus den Lösungen, den Zielen und den Bewertungskriterien, die Sie für die Entscheidung betrachten. In den folgenden Handbuch-Kapiteln finden Sie einige der gängigen Bewertungsmethoden:

Nutzwertanalyse durchführen: Damit bewerten Sie mehrere Lösungen anhand unterschiedlicher Ziele und Bewertungskriterien. Sie berechnen mithilfe eines Verfahrens, welche Lösung den größten Nutzen bringt und am meisten zu den Zielen beiträgt.

Break-even ermitteln: Mit dieser Methode berechnen Sie, unter welchen Bedingungen mit einer Lösung ein Gewinn erzielt wird. Sie ermitteln die Gewinnschwelle: der Punkt, an dem die Erlöse gerade die Kosten decken.

Kostenvergleichsrechnung: Sie stellen alle Kosten zusammen, die mit einer Lösung verbunden sind. Dann vergleichen Sie die Kosten der jeweiligen Lösungen. Die Lösung mit den geringsten Kosten ist die beste. Wenn die Lösungen Erträge mit sich bringen oder zu unterschiedlichen Einzahlungen und Auszahlungen führen, dann sind die Gewinnvergleichsrechnung oder die Kapitalwertmethode geeignete Verfahren.

Prioritäten setzen: Sie erstellen mithilfe unterschiedlicher Methoden eine Liste der möglichen Lösungen, die nach Priorität sortiert wird: Was ist am wichtigsten oder am besten? Was am nächst wichtigsten etc.

Risikoanalyse: Für manche Lösungen sind die möglichen Folgen und Wirkungen in der Zukunft schwer einzuschätzen. Sie können nur unterschiedliche Szenarien durchspielen und ermitteln, was passiert, wenn ...

Entscheidungen mit Bauchgefühl

Auch ausgeklügelte und formalisierte Methoden zur Bewertung sind keine Garantie, die optimale oder in jedem Fall richtige Lösung zu finden. Denn am Ende wird eine Entscheidung immer von einer Person aus ihrer subjektiven Sichtweise heraus getroffen.

Wobei: Auch Algorithmen können Entscheidungen treffen, indem sie einem programmierten Formalismus oder den Bedingungen und Möglichkeiten der „Künstlichen Intelligenz“ folgen. Doch letztlich wird es bis auf Weiteres immer ein Mensch sein, der auch für solche Entscheidungen die Verantwortung trägt – und in dem Sinne entscheidet.

Oft ist es hilfreich, ein Entscheidungsergebnis mit dem „Bauchgefühl“ und „gesunden Menschenverstand“ zu überprüfen. Manchmal bringen Entscheidungen aus dem Bauch heraus gute Lösungen, manchmal sogar bessere als aufwendige Methoden. Der Grund dafür ist, dass intuitive Entscheidungen auf (unbewussten) Faustregeln basieren, die ein Entscheider anwendet. Diese gründen auf persönlichen Erfahrung zum Sachverhalt sowie auf allgemeinen Überzeugungen und Wertvorstellungen, die Entscheider für wichtig erachten.

Nach der Entscheidung folgt die Umsetzung – oder es bleibt, wie es ist

Sind die Entscheidungen für ein Variante der Problemlösung getroffen, wird damit ausgedrückt, dass die Lösung geeignet ist, das Problem zu beseitigen, die Aufgabe zu erfüllen und die Ziele zu erreichen.

Dann kann mit der ausgewählten Lösung weitergearbeitet werden. Sie kann im Detail ausgearbeitet oder umgesetzt werden. Damit gilt das Problem als gelöst und die Aufgabe als erledigt.

Praxis

Entscheidung vorbereiten

Wenn Sie Lösungen oder Teillösungen zu Ihren Problemen und Aufgaben ausarbeiten, sollten Sie diese zu definierten Zwischenschritten, sogenannten Meilensteinen oder Gates, prüfen und bewerten. Am Ende müssen Sie oder andere Personen entscheiden, welche Lösung am besten geeignet ist, das Problem und die Aufgabe zu lösen. Legen Sie dazu – wie oben beschrieben – fest:

  • Anforderungen auf den unterschiedlichen Ebenen: Strategie, Compliance, Technik, Organisation, Wirtschaftlichkeit, Finanzierbarkeit
  • Ziele
  • Bewertungskriterien

Bewerten Sie dann die einzelnen Lösungen mithilfe geeigneter Bewertungstechniken. Gehen Sie dazu so vor, wie es in der folgenden Vorlage dargestellt ist.

Mit der folgenden Checkliste und den darin vorgegebenen Fragen können Sie eine Einschätzung und allgemeine Bewertung für Ihre Lösungen durchführen. Damit erkennen Sie, wodurch sich eine Lösung auszeichnet, was sie problematisch macht und warum sie gegebenenfalls bereits aussortiert werden kann.

Nutzen Sie zudem die oben genannten Methoden zur Entscheidungsfindung. Mehr zu geeigneten Methoden finden Sie auch im Handbuch-Kapitel zu Entscheidungstechniken.

Folgen der Entscheidung aufbereiten

Machen Sie mögliche Folgen sichtbar, die mit einer Entscheidung für eine der Lösungen verbunden sein können. Nutzen Sie dafür die Darstellung als Entscheidungsbaum.

Erläutern Sie schließlich, warum Ihre Lösung die richtige ist, um das eingangs formulierte Problem und die Aufgabe zu lösen. Stellen Sie dies in einem Konzept dar und planen Sie die nächsten Schritte.

Worauf Sie bei der Ausarbeitung Ihrer Lösung zu einem Konzept achten sollten, lesen Sie in diesem Beitrag: Vom leeren Blatt zum überzeugenden Konzept.

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