FinanzplanungZahlungskrise und kurzfristige Liquiditätsplanung
Bestandsaufnahme der liquiden Mittel
Sobald absehbar wird, dass die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens gefährdet ist und die liquiden Mittel nicht mehr ausreichen könnten, um sämtlichen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, brauchen Sie eine tagesgenaue Liquiditäts- und Finanzplanung. Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme aller liquiden Mittel, Zahlungsmittel oder Zahlungsmitteläquivalente. Das sind Gelder, die jederzeit (täglich) für Auszahlungen genutzt werden können. Zu den liquiden Mitteln zählen:
- Kassenbestände
- Postwertzeichen
- Sichtguthaben oder Sichteinlagen bei Banken (Girokonto)
- noch nicht eingelöste Schecks (abzüglich selbst ausgestellter, aber noch nicht eingelöster Schecks)
- Finanzinvestitionen, die ohne Weiteres in Zahlungsmittel umgewandelt werden können und die nicht oder kaum schwanken (Festgeldkonto)
Notwendige Auszahlungen erfassen
Maßgeblich für Auszahlungen ist: Welche Auszahlungen sind notwendig, um allen gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen?
Zu den gesetzlichen Verpflichtungen gehören insbesondere:
- Steuerzahlungen (Umsatzsteuer, Kapitalertragssteuer, Gewerbesteuer etc.)
- Beiträge zu Sozialversicherungen (Krankenversicherungen, Rentenversicherungen, Arbeitslosenversicherungen etc.)
- Beiträge zu IHK, Handwerkskammern etc.
- Strafen, Bußgelder
Zu den vertraglichen Verpflichtungen gehören insbesondere:
- Löhne und Gehälter
- Miete und Nebenkosten
- Energieversorgung
- Rechnungen von Lieferanten und Dienstleistern
- Versicherungen (Haftpflicht, Gebäude, Geräte, Kfz etc.)
- Tilgung und Zinsen
- Bankgebühren
Auszahlungen ergeben sich durch Lastschriften, die Sie erteilt haben (SEPA-Mandate), durch Daueraufträge, die Sie eingerichtet haben, sowie durch Überweisungen, die Sie auslösen. Verschieben Sie Zahlungen bei Bedarf so lange wie vertraglich möglich. Eventuell erhalten Sie Zahlungsaufschub, wenn Sie direkt mit dem Zahlungsempfänger sprechen.
Einzahlungen sicherstellen und erfassen
Einzahlungen ergeben sich, wenn Kunden die Rechnungen bezahlen, die das Unternehmen an sie gestellt hat. Mit welchen Einzahlungen daraus gerechnet werden kann, ergibt sich aus den Forderungen (bereits gestellte und versendete Rechnungen) und den Zahlungszielen (Tag, an dem die Rechnung bezahlt sein soll). Nicht alle Kunden halten sich an diese Verpflichtung. Sie müssen damit rechnen, dass Einzahlungen nicht genau an dem Tag eingehen, an dem sie eingehen sollen oder für den Sie es geplant haben. Deshalb braucht es einen Puffer an Zahlungsmitteln.
Weitere Einzahlungen können sich ergeben aus:
- Steuererstattungen
- Kredite, die zur Verfügung gestellt werden
- Vorauszahlungen von Kunden
- Erstattungen von Sozialversicherungsbeiträgen oder von anderen Beiträgen
- Zuschüsse durch Förderprogramme
- Verkauf von Wertpapieren oder anderen Finanzanlagen
Alle Einzahlungen müssen tagesgenau erfasst werden, soweit mit ihnen mit einer gewissen Sicherheit gerechnet werden kann (zu 90 Prozent erfolgt die Zahlung am …). Erfassen Sie sämtliche Einzahlungen (Geldzugänge) für den Tag, an dem Sie selbst darüber verfügen können (Wertstellung der Bank), um Auszahlungen vorzunehmen.
Höhe des Liquiditätsengpasses berechnen
Ob die liquiden Mittel ausreichen, sollten Sie täglich prüfen. Kurzfristig sollten Sie dazu die nächsten zwei bis vier Wochen im Blick haben. Zudem ist ein Liquiditätsplan für die nächsten drei Monate wichtig. Im Einzelnen erfassen Sie:
- aktueller Bestand an liquiden Mitteln am jeweiligen Tag
- plus Einzahlungen am jeweiligen Tag
- abzüglich Auszahlungen am jeweiligen Tag
- abzüglich notwendiger Puffer (Mindestbestand an liquiden Mitteln)
Daraus ergibt sich der notwendige Bedarf an Zahlungsmitteln. Sie vergleichen täglich, ob dieser für den betrachteten Zeitraum zur Verfügung steht.
Einzahlungen und Auszahlungen der vergangenen Tage entsprechen den Ist-Daten. Einzahlungen und Auszahlungen der kommenden Tage sind Plan-Daten, die Sie täglich prüfen und anpassen – je nachdem, welche Geschäftsvorfälle sich ergeben haben. Sie prüfen dazu sämtliche Bankkonten (Girokonto) und Barzahlungen (Kasse), über die Zahlungen eingehen oder ausgehen können, und halten diese fest. Sie ersetzen entsprechend Ihren Planwert für den Tag durch den Istwert und passen bei Bedarf die Planwerte für die nächsten zwei Wochen (Vorausschau) an.
Für den Zeitraum nach vier Wochen und bis zu drei Monate planen Sie Einzahlungen und Auszahlungen auf Wochenbasis und berechnen damit auch den Geldbedarf auf Wochenbasis. Denn in dieser Zeitperspektive lassen sich viele Zahlungen nicht mehr sicher einem Tag genau zuordnen.
Liquidität planen und Zahlungsfähigkeit sicherstellen
Beginnen Sie die kurzfristige Liquiditätsplanung sofort, wenn Probleme bei der Zahlungsfähigkeit drohen. Nutzen Sie dafür eine der folgenden Excel-Vorlagen für die tagesgenaue Planung für die nächsten beiden Wochen (rollierend) und für die nächsten drei oder sechs Monate – in Abhängigkeit davon, wie weit Sie Zahlungseingänge und Zahlungsausgänge einschätzen und planen können.
Alle Einzahlungen und Auszahlungen verfolgen
Erfassen Sie in der folgenden Excel-Vorlage für Ihr Unternehmen alle Einzahlungen und Auszahlungen. Damit erkennen Sie, ob die Liquidität und Zahlungsfähigkeit sichergestellt sind.
Für jeden Zahlungsvorgang geben Sie das Datum der Fälligkeit an. So erkennen Sie in der Vorausschau, wann die Zahlungsfähigkeit eventuell gefährdet ist.