Zielkostenrechnung – Target CostingWie Sie die Zielkosten mit Produkt- und Prozessplanung erreichen
Zielkosten realisieren
Die Zielkostenrechnung und das Value Control Chart zeigen, welche Produktkomponenten im Vergleich zum Nutzen, den sie Kunden stiften, teuer und welche günstig sind. Die Produktkomponenten, die aus dem Toleranzbereich des Value Control Charts fallen, sollten bei der Produktentwicklung und Produktoptimierung genau betrachtet werden.
In dieser dritten Phase der Zielkostenrechnung, der Zielkostenrealisierung, geht es darum, teure Produktkomponenten technisch so zu verändern, dass die Kosten verringert werden, ohne dass der Nutzen für den Kunden verloren geht. Das ist im Einzelfall ein schwieriges Unterfangen. Manchmal gelingt das durch vergleichsweise einfache Maßnahmen, etwa mit:
- Einsparungen beim Material
- Weglassen unnötiger Funktionen
- einfacheren Fertigungsprozessen
Manchmal ist die Kostenreduktion schwierig. Es braucht ganz andere Konstruktionsprinzipien, andere Fertigungsverfahren oder kreative Lösungen. Oft ist unklar, welche Funktionen weggelassen werden können, ohne dass der Kunde dies als Nachteil sieht.
Schließlich kann sich auch herausstellen, dass es unter den gegebenen Rahmenbedingungen keine Möglichkeit gibt, die Kosten für eine Produktkomponente so zu verringern, dass die Allowable Costs eingehalten werden. Die dann festgelegten Target Costs für die Produktkomponente liegen notwendigerweise darüber.
Gleichwohl sollten sich Unternehmen, Produktmanagement und Entwicklung anstrengen, die Kostenziele, die durch die Allowable Costs vorgegeben sind, einzuhalten. Folgende Methoden und Maßnahmen können dabei helfen.
Methoden zur Reduzierung der Zielkosten
Es gibt einen umfangreichen Methodenkoffer, um die Kosten für Produktkomponenten zu senken oder zu optimieren. Je nach Art des Produkts und vermuteten Einsparpotenzialen nutzen Produktmanagement und Produktentwicklung unterschiedliche Werkzeuge daraus. Auch die Fertigungs- und Montageprozesse können auf den Prüfstand gestellt werden, um Potenziale zur Reduzierung der Herstellkosten zu identifizieren.
Folgende Methodenkoffer bieten eine Fülle von Werkzeugen und Verfahren zur Kostensenkung:
- Wertanalyse
- Cost Benchmarking
- Quality Function Deployment
- Design to Cost
- Wertstromanalyse
- Kaizen
- Supply-Chain-Management
- Kreativitätstechniken
- Design Thinking
Die Methoden und Vorgehensweisen sind in den jeweiligen Handbuch-Kapiteln ausführlich erläutert. Dort finden Sie auch zahlreiche Vorlagen als Werkzeuge für die Anwendung der Methoden.
Maßnahmen zur Kostenreduzierung bei Produkt und Produktkomponenten
Welche Maßnahmen im Einzelnen notwendig oder hilfreich sind, um die Kosten einer Produktkomponente zu reduzieren, lässt sich in allgemeiner Form nicht sagen. Diese hängen vom Produkt, der Produktkomponente, den technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen, normativen Vorgaben und vielen weiteren Faktoren ab.
Gerade deshalb ist es wichtig, mit der passenden Denk- und Herangehensweise nach Lösungen zu suchen. Viele Anregungen dazu finden Sie bei den Kreativitätstechniken. Dort ist ein erster Ansatz zur Suche nach Einsparpotenzialen mit der sogenannten Osborn-Checkliste gegeben. Demnach können Sie für die Produktkomponente, die Sie verbessern wollen, mit folgenden Fragen unter die Lupe nehmen:
- Andere Form?
- Anderes Material?
- Andere Funktion?
- Gestalt verändern?
- Teile umordnen?
- Layout umgestalten?
- Reihenfolge verändern?
- Verkleinerung der Abmessungen möglich?
- Weniger Zeit verwenden?
- Zerlegen bis Maßstab Mini/ Mikro? (dann ändern sich sogar die stofflichen oder anderen Eigenschaften)
- Maße vergrößern?
- Mehr Zeit verwenden?
- Verdoppeln?
- Vervielfachen?
- Andere Legierungen?
- Andere Mischungen?
- Rezepturen, die zu Synergien führen?
- Methoden kombinieren?
- Teile, Zwecke kombinieren?
- Gegensätzliches kombinieren?
- Ideen kombinieren?
- Richtung ändern?
- Anderer Ort?
- Andere Zeit?
- Noch zeitgemäß?
- Andere Verwendungsmöglichkeit?
- Umfunktionieren?
- Was ist ähnlich?
- Gibt es Parallelen?
- Gibt es Musterfälle?
- Was lässt sich nachbilden?
Zielkostenspielraum für den Kunden nutzen
In manchen Fällen liegt der Zielkostenindex einer Produktkomponente außerhalb des Zielkostenkorridors über 1. In solchen Ausnahmefällen kann über eine Verbesserung im funktionalen Bereich der Produktkomponente nachgedacht werden. Sie kann so verändert werden, dass der Kunde einen erheblichen Mehrwert daraus erzielt.
Dabei sollten Sie beachten, inwiefern der Kunde diesen Mehrwert erkennt und beachtet und inwiefern er ihn vielleicht sogar begeistert. Dieser Nutzenvorteil sollte vom Marketing entsprechend kommuniziert werden. Ist das nicht möglich, dann muss die Produktkomponente nicht verändert werden. Die gesparten Zielkosten können an anderer Stelle investiert werden.
Letztlich optimieren Sie über die Zielkostenrechnung oder Target Costing die Funktion und die Kosten Ihrer Produktkomponenten und Produkte. Sie machen diese konkurrenzfähiger und für Kunden attraktiver. Insbesondere dadurch, dass Sie das Preis-Leistungs-Verhältnis für den Kunden verbessern.
Kreativ nach Kosteneinsparpotenzialen suchen
Analysieren Sie mithilfe der Zielkostenrechnung Ihr Produkt und die einzelnen Produktkomponenten im Hinblick auf deren Nutzenbeitrag und die Kosten. Identifizieren Sie die Komponenten, die Sie ändern müssen, um die Target Costs zu erreichen.
Entwickeln Sie für die Änderungen oder für die Gestaltung dieser Komponenten einen Maßnahmenplan. Orientieren Sie sich dabei an der Vorgehensweise zur Produktplanung und nutzen Sie die oben genannten Methoden und deren jeweiligen Werkzeuge.
Im ersten Schritt können Sie Ideen sammeln, wie eine Produktkomponente verbessert werden könnte. Dabei hilft die Osborn-Checkliste.
Im zweiten Schritt können Sie die Kosten der Produktkomponente systematisch analysieren im Hinblick auf Kostenarten und Höhe der jeweiligen Kostenart. Dadurch werden die Bereiche sichtbar, in denen sich Einsparpotenziale ergeben können. Nutzen Sie dazu – je nach Leistung, Produkt und Produktkomponente – eine der folgenden Vorlagen.
Leiten Sie daraus Maßnahmen für Ihr Produkt und die Produktkomponenten ab. Sie können diese in einem Maßnahmenplan zusammenfassen; die folgende Vorlage hilft Ihnen dabei.