Arbeitsschutz beachten und umsetzenEin Explosionsschutzdokument selbst erstellen
- Was ist ein Explosionsschutzdokument?
- Wer braucht ein Explosionsschutzdokument?
- Dürfen Unternehmen das Explosionsschutzdokument selbst erstellen?
- Welche Voraussetzungen sollten Ersteller des Dokuments erfüllen?
- Was sind die wesentlichen Anforderungen?
- Was beinhaltet ein Explosionsschutzdokument typischerweise?
- 2 Vorlagen im Praxisteil
Was ist ein Explosionsschutzdokument?
Ein Explosionsschutzdokument (ESD) muss von Unternehmen erstellt werden, um die Sicherheit in explosionsgefährdeten Bereichen zu gewährleisten. Es basiert auf der EU-Richtlinie 1999/92/EG (auch bekannt als ATEX 137). Sie schreibt vor, dass in Bereichen mit potenzieller Explosionsgefahr bestimmte Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen.
Wer braucht ein Explosionsschutzdokument?
Ein Explosionsschutzdokument wird von allen Unternehmen benötigt, die in Bereichen arbeiten, in denen eine explosionsfähige Atmosphäre entstehen kann. Dies betrifft insbesondere Betriebe, in denen brennbare Gase, Dämpfe, Nebel oder Stäube freigesetzt werden und sich mit Luft zu einer explosionsfähigen Mischung verbinden können.
Typische Branchen und Bereiche, die ein Explosionsschutzdokument erfordern, sind:
- Chemische Industrie
- Pharmazeutische Industrie
- Lebensmittelindustrie
- Holzverarbeitung
- Müllverwertungs- und Recyclinganlagen
- Tankstellen
- Lagerhallen
Dürfen Unternehmen das Explosionsschutzdokument selbst erstellen?
Ein Unternehmen darf das Explosionsschutzdokument grundsätzlich selbst erstellen, sofern der Ersteller oder die Erstellerin über das notwendige Fachwissen und die erforderliche Kompetenz verfügt.
Häufig ist es sinnvoll, einen Experten für Arbeitssicherheit oder einen externen Spezialisten hinzuzuziehen, vor allem bei komplexen oder risikoreichen Arbeitsbereichen. Denn: Die volle Verantwortung für den Inhalt und die korrekte Umsetzung der Schutzmaßnahmen liegt letztlich beim Unternehmen und der Geschäftsleitung. Für Versäumnisse haften sie entsprechend.
Welche Voraussetzungen sollten Ersteller des Dokuments erfüllen?
Die Geschäftsleitung oder die beauftragte Person muss über fundierte Kenntnisse im Bereich Explosionsschutz verfügen, einschließlich Kenntnisse über die ATEX-Richtlinien, Zoneneinteilung, Zündquellen und geeignete Schutzmaßnahmen.
Die Erstellung eines Explosionsschutzdokuments erfordert außerdem eine genaue Kenntnis der verwendeten Arbeitsstoffe, des gesamten Prozesses und der spezifischen Risiken im Betrieb.
Das Dokument muss den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, insbesondere der EU-Richtlinie 1999/92/EG (ATEX 137) sowie den nationalen Vorschriften (in Deutschland beispielsweise der Gefahrstoffverordnung und den Technischen Regeln für Gefahrstoffe, TRGS 720–722).
Ein umfassendes und objektives Vorgehen ist entscheidend. Wenn Unsicherheiten bestehen, ob alle potenziellen Explosionsgefahren ausreichend berücksichtigt wurden, ist die Hinzuziehung eines externen Experten ratsam.
Was sind die wesentlichen Anforderungen?
Das sind die wichtigsten Inhalte und aktuellen Anforderungen an ein Explosionsschutzdokument:
Bewertung und Identifikation von Explosionsgefahren
Die Gefahr einer Explosion muss erkannt und bewertet werden. Das bedeutet, dass sämtliche potenziellen Zündquellen und gefährliche Substanzen identifiziert werden.
Bereiche müssen in Explosionszonen unterteilt werden, um die Risikoeinstufung zu unterstützen. Es gibt
- die Zonen 0, 1, 2 für Gase und Dämpfe sowie
- die Zonen 20, 21, 22 für Stäube
Einteilung in Zonen nicht verpflichtend
Die Einteilung in Zonen ist keine unbedingte Pflicht. Erfolgt sie nicht, muss das Unternehmen allerdings davon ausgehen, dass eine gefährliche explosionsfähige Atmosphäre ständig vorhanden ist.
Explosionsschutzstrategie ausarbeiten
In der Strategie werden Maßnahmen beschrieben, um die Entstehung explosionsfähiger Atmosphären zu verhindern und die Ausbreitung von Explosionen zu minimieren.
Dazu gehört die Vermeidung von Zündquellen durch Einsatz geeigneter Betriebsmittel und technischer Maßnahmen wie Erdung und Lüftung.
Technische und organisatorische Maßnahmen ergreifen
Die technischen Maßnahmen beinhalten die Auswahl von explosionsgeschützten Anlagen und Geräten, die dem spezifischen Schutzbedarf entsprechen (nach der ATEX-Richtlinie 2014/34/EU).
Organisatorische Maßnahmen umfassen Kennzeichnungen, Sicherheitsinstruktionen, Schulungen und Arbeitsanweisungen, die das Personal auf potenzielle Gefahren hinweisen und die sichere Handhabung gewährleisten.
Unterweisung und Schulung des Personals
Die Arbeitnehmer müssen regelmäßig geschult werden, um sicherzustellen, dass sie sich der Risiken bewusst sind und sich in Notfällen korrekt verhalten.
Die Schulungen sollten spezifisch auf die Gefahrstoffe und Zündquellen im Arbeitsbereich abgestimmt sein.
Überprüfung und regelmäßige Aktualisierung des Dokuments
Das Explosionsschutzdokument muss aktuell gehalten und sollte regelmäßig überprüft werden, vor allem nach Änderungen in der Anlage, der Arbeitsweise oder bei der Einführung neuer Stoffe.
Die Aktualisierung ist ebenfalls nach jeder sicherheitsrelevanten Störung oder einem Unfall notwendig, um potenzielle Mängel im Schutzkonzept zu identifizieren und zu beheben.
Festlegung von Verantwortlichkeiten
Es müssen klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten festgelegt werden. In der Regel ist die Geschäftsleitung verantwortlich, kann aber Aufgaben an Sicherheitsbeauftragte delegieren. Dies muss entsprechend dokumentiert sein.
Auch die Wartung und regelmäßige Inspektion von Geräten sowie der Einsatz externer Experten können Teil der Verantwortungsstruktur sein.
Dokumentation der Schutzmaßnahmen
Alle Maßnahmen zur Explosionsvermeidung und -minderung müssen detailliert dokumentiert werden. Dies umfasst technische Schutzvorrichtungen, die Art der Explosionsschutzgeräte sowie Angaben zur Zoneneinteilung und Auswahl der Arbeitsmittel.
Die Dokumentation sollte transparent und nachvollziehbar sein, um Prüfbehörden und internen Audits gerecht zu werden.
Risikobewertung und Szenarioanalyse
Eine umfassende Risikobewertung sollte alle möglichen Szenarien einer Explosion und deren Konsequenzen abdecken.
Diese Analyse dient als Grundlage für die Entscheidung über notwendige Schutzmaßnahmen und kann die Grundlage für Rettungspläne bilden.
Integrität und Überprüfbarkeit
Das Dokument muss jederzeit für Aufsichtsbehörden und Mitarbeitende zugänglich und verständlich sein. Gegebenenfalls muss es in mehreren Sprachen erstellt werden, damit alle Beschäftigten es korrekt verstehen.
Es sollte eindeutig darstellen, welche Maßnahmen wann und warum getroffen wurden und wie der Schutz vor Explosionen in der Praxis umgesetzt wird.
Was beinhaltet ein Explosionsschutzdokument typischerweise?
- Titel und Verantwortliche: Übersicht über das Unternehmen, Verantwortliche für den Explosionsschutz
- Beschreibung der Arbeitsbereiche: Übersicht der Arbeitsbereiche, Identifikation der explosionsgefährdeten Bereiche
- Zoneneinteilung: detaillierte Beschreibung und Kartierung der Explosionszonen (0, 1, 2 für Gase und 20, 21, 22 für Stäube)
- Gefährdungsbeurteilung: Art und Menge der verwendeten, gelagerten oder verarbeiteten gefährlichen Stoffe, potenzielle Zündquellen
- Schutzmaßnahmen und Prüfungen: Auflistung der technischen und organisatorischen Maßnahmen, Wartungs- und Prüfintervalle
- Mitarbeiterunterweisungen und Schulungsmaßnahmen: Schulungskonzept, regelmäßige Unterweisung des Personals
- Überprüfung und Aktualisierung: Angabe der Intervalle für regelmäßige Überprüfungen und Aktualisierungen des Dokuments
Ein korrekt und umfassend erstelltes Explosionsschutzdokument hilft nicht nur, Unfälle zu vermeiden, sondern trägt auch wesentlich zur Arbeitssicherheit und zum Schutz von Mitarbeitenden, Anlagen und der Umwelt bei.
Muster für die Erstellung Ihres Explosionsschutzdokuments
Das folgende Dokument können Sie als Vorlage für Ihr eigenes Explosionsschutzdokument nutzen. Befüllen Sie das Muster mit Ihren eigenen Daten, passen Sie es bei Bedarf an und aktualisieren Sie es, wenn nötig.
Explosionsschutzdokument mit Beispieldaten
Wenn Sie unsicher sind, auf welche Weise die Vorlage ausgefüllt werden muss, nutzen Sie das folgende Dokument als Hilfestellung. Es ist mit Beispieldaten eines fiktiven Unternehmens befüllt.