Roadmap entwickelnRoadmap – Aufbau, Inhalte und Beispiele

Eine Roadmap zeigt in einer Übersicht, wie Sie Ihr Unternehmen, Ihre Produkte und Ihre Technologien langfristig weiterentwickeln wollen. Sie visualisieren, welches Know-how dafür notwendig ist und welche Markt- und Kundenanforderungen Sie erfüllen. Sie verknüpfen mit einer Roadmap interne Kompetenzen mit externen Potenzialen.

Fahrplan für Unternehmensstrategie und Produktentwicklung

In einer Roadmap bilden Unternehmen wichtige Elemente ihrer zukünftigen Entwicklung ab. Damit veranschaulichen sie zum einen die strategische Ausrichtung ihres Unternehmens und zum anderen die zukünftigen Merkmale ihrer Produkte und Dienstleistungen. Die Roadmap ist damit ein grober Fahrplan für die langfristige Entwicklung. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie zwei wichtige Bereiche für das Unternehmen miteinander verbindet:

  • Marktentwicklung und mögliche Kundenanforderungen
  • Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung und neue Technologien

Die Verbindung zwischen diesen beiden Bereichen ergibt sich im Unternehmen durch die Kompetenzen und das Know-how, neue Forschungsergebnisse aufzugreifen und neue Technologien im Unternehmen zu nutzen. Damit sollen bessere Produkte hergestellt und angeboten werden, die zukünftige Kundenanforderungen abdecken und zur Marktentwicklung passen.

Abbildung 1 zeigt, wie diese Bereiche in einer Produkt-Roadmap und einer Technologie-Roadmap zusammengeführt werden.

10cm
© Specht, Dieter, Behrens, Stefan
Abbildung 1: Perspektiven der Roadmap
Quelle: Specht, Dieter, Behrens, Stefan. Strategische Planung mit Roadmaps. In: Möhrle, Martin G., Isenmann, Ralf (Hrsg.). Technologie-Roadmapping, 2005

Das Modell in Abbildung 1 zeigt, dass es aus Sicht des Unternehmens vorwiegend darum geht, die richtigen Technologien zu nutzen und erfolgreiche Produkte zu entwickeln. Je nach Schwerpunkt der Roadmap und der Informationen, die darin dargestellt sind, wird sie auch als Technologie- oder Produkt-Roadmap bezeichnet.

Stichwort

Roadmap

Eine Roadmap ist eine grafische Darstellung von Beziehungen zwischen:

  • Marktentwicklung
  • Kundenanforderungen
  • Produkten eines Unternehmens
  • Technologien
  • Technologie-Kompetenz
  • Forschungsergebnissen

Die Roadmap zeigt langfristige Entwicklungen in diesen Bereichen auf und nutzt dazu die Metapher der Land- oder Straßenkarte.

So sieht eine typische Roadmap aus – das Modell

Die Roadmap ist eine stark vereinfachte Visualisierung der zukünftigen Entwicklungen, die für das Unternehmen relevant sein können und die es verfolgt. Mit der Metapher der Landkarte oder Straßenkarte soll sichtbar werden, wo die Reise eines Unternehmens hingehen kann und welche Wege zum Erfolg führen können. Die Roadmap und die groben Karten beschreiben dabei vor allem Bedingungen und Möglichkeiten auf dem Weg, die zu beachten oder zu nutzen sind.

Viele Roadmaps stellen mehrere Ebenen sowie den zeitlichen Verlauf von einzelnen Elementen in einem einfachen Modell dar. Abbildung 2 zeigt, welche Ebenen dies sein können und wie der zeitliche Verlauf sowie die Zusammenhänge abgebildet werden. Diese Roadmap macht Zusammenhänge sichtbar zwischen einzelnen Entwicklungen auf diesen vier Ebenen:

  • Markt- und Kundenanforderungen
  • Produkten
  • Technologie
  • Know-how und Prozess-Wissen
Abbildung 2: Struktur und Gestaltung einer Roadmap

Was in der Roadmap abgebildet wird

Abbildung 2 und die grafische Darstellung einer Roadmap verdeutlichen das Zusammenspiel einzelner Elemente auf diesen vier Ebenen. Die einzelnen Elemente können wichtige Komponenten, Meilensteine, Ereignisse, Aktivitäten, Produktmerkmale, Projekte oder Kompetenzen sein. Zum Beispiel:

  • Know-how von Mitarbeitenden bei der Anwendung eines neuen Fertigungsverfahrens wie 3-D-Druck.
  • Einsatz einer neuen Technologie wie zusätzliche Sensoren im Produkt und Datenauswertung in der Cloud.
  • Neue Produktmerkmale und Funktionen wie Schnittstellen zu anderen Produkten, Recyclingfähigkeit etc.
  • Markt- und Kundenanforderungen wie Umweltschutzaspekte, einfache Handhabbarkeit, Modularität etc.

Da es kein standardisiertes Modell einer Roadmap gibt, zeigt jede Roadmap die Elemente und Zusammenhänge auf, die den Erstellern und Nutzern der Roadmap für ihre Zwecke wichtig sind. Was vielen Roadmaps allerdings gemeinsam ist und was eine Roadmap demnach auszeichnet, sind folgende Merkmale:

  • Die einzelnen Elemente werden in eine übergeordnete Struktur eingebunden, in Abbildung 2 sind das: Marktanforderungen, Produkte, Technologie, Prozesse/ Know-how.
  • Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Wirkungen werden durch Pfeile sichtbar.
  • Eine langfristige Zeitperspektive wird hinterlegt; oft umfasst diese mehrere Jahre.

Roadmapping als Lern- und Strategieprozess im Unternehmen

So einfach eine Roadmap Elemente und ihre Beziehung aufzeigt, so komplex kann es sein, sie zu entwickeln. Denn jedes Element und alle Zusammenhänge müssen einen sachlichen und fachlichen Hintergrund haben und belegbar sein. Deshalb bedeutet der Prozess, eine Roadmap zu entwickeln und zu pflegen (Roadmapping), dass sich das Management und die Unternehmensleitung mit der Zukunft ihres Unternehmens, ihrer Produkte und ihres Marktes intensiv auseinandersetzen.

Diese intensive Auseinandersetzung mit neuesten Forschungsergebnissen, technologischen Trends, Know-how und Kompetenzen im Unternehmen und mit Trends und Erwartungen von Kunden und anderen Marktakteuren ist ein wichtiger Lernprozess. Er bringt Erkenntnisse dazu:

  • welche Art von Mitarbeitenden und welche Kompetenzen das Unternehmen zukünftig braucht,
  • welche Verfahren und Prozesse modernisiert und neu gestaltet werden müssen,
  • wie Produktinnovationen aussehen können,
  • wodurch Kundenerwartungen erfüllt und Vorteile im Wettbewerb erreicht werden können.

Daraus ergeben sich wiederum Chancen und Risiken für das Unternehmen und wichtige Elemente der zukünftigen Strategie.

Wofür eine Roadmap hilfreich ist

Wer Roadmapping betreibt und Roadmaps für sein Unternehmen erstellt, hat eine Reihe von Vorteilen. Die wichtigsten sind:

  • Wichtige Entwicklungen im Umfeld des Unternehmens werden systematisch beobachtet, analysiert und in Handlungspläne übersetzt.
  • Aktivitäten im Bereich der Innovationsplanung werden auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet.
  • Forschung und Entwicklung des Unternehmens und einzelner Geschäftsbereiche lassen sich leichter aufeinander abstimmen.
  • Dadurch werden Entwicklungszeiten und Entwicklungskosten reduziert.
  • Kunden und Geschäftspartner erhalten einen Einblick in die zukünftige Entwicklung und Perspektiven.
  • Das stärkt das Vertrauen und die Bindung der Kunden an das Unternehmen.

Beispiele für Roadmaps

Die meisten Roadmaps, die Unternehmen für Ihre Strategieplanung und Produktentwicklung erstellen, bleiben Verschlusssache. Denn damit werden ja die Kernbausteine der zukünftigen Entwicklung dargestellt, die vor allem Wettbewerber nicht kennen sollten. Doch einige Roadmaps werden auch von unabhängigen Institutionen wie Forschungs- oder Beratungseinrichtungen entwickelt. Sie sollen dann die mögliche, unternehmensunabhängige Entwicklung in einem Bereich sichtbar machen. Oft geht es dabei um die Marktentwicklung in einer Branche oder um die Entwicklung spezieller Technologien.

Abbildung 3 zeigt für den Fall der Energiespeicher für Elektromobilität, wie eine einzelne Roadmap, hier eine Produkt-Roadmap, aussehen kann. Die Zeitperspektive beträgt in diesem Beispiel rund 15 Jahre. Die übergeordnete Systematik (Ebenen der Roadmap) sind:

  • Rahmenbedingungen im Umfeld (Marktentwicklung)
  • Produkte und Anwendungen
  • Produktanforderungen als notwendige technologische Voraussetzungen

Diese werden anhand einzelner Technikmerkmale erläutert und dargestellt für den Zeitraum 2015 bis 2030.

Abbildung 3: Produkt-Roadmap Energiespeicher für die Elektromobilität 2030
Quelle: Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung, 2015, http://www.isi.fraunhofer.de/isi-wAssets/docs/t/de/publikationen/PRM-ESEM.pdf

Das folgende, ganz andere Beispiel zeigt wie eine Produkt-Roadmap für ein einzelnes Produkt aussehen kann; in diesem Beispiel eine Software-Anwendung (App). Hier werden als übergeordnete Bereiche für die Strukturierung die Fachbereiche des Unternehmens genutzt (Teams). Der Zeitraum von einem halben Jahr ist kurzfristig gewählt; eher untypisch für die meisten Roadmaps.

Das Beispiel zeigt in diesem Fall die Anlehnung an einen Balken-Zeitplan, wie er im Projektmanagement üblich ist. Solche Roadmaps werden deshalb auch als Projekt-Roadmap bezeichnet.

Abbildung 4: Produkt-Roadmap für eine Software-Anwendung
Quelle: https://www.productplan.com/
Praxis

Anwendungsmöglichkeiten für eine Roadmap klären

Überprüfen Sie, für welche langfristige Planung eine Roadmap als Darstellungshilfe in Ihrem Unternehmen eingesetzt werden kann:

  • Welche Pläne oder anderen schriftlichen Dokumente gibt es in Ihrem Unternehmen, die beschreiben, wie die Entwicklung von Unternehmen, Produkten, Kunden und Märkten in den nächsten fünf bis zwanzig Jahren aussehen kann?
  • Wie und von wem wurden diese Pläne entwickelt?
  • Gibt es bereits eine Visualisierung wie das vorgestellte Modell der Roadmap für entsprechende Fragestellungen und Anwendungsbereiche in Ihrem Unternehmen?

Basismodell für eine Roadmap, Struktur und Aufbau entwerfen

Wenn Sie eine Roadmap entwickeln wollen, können Sie sich im ersten Schritt an dem allgemeinen Modell wie in der folgenden Vorlage orientieren und dieses nutzen. Anschließend passen Sie den Betrachtungshorizont und den Zeitrahmen sowie die strukturierenden Ebenen für Ihre Zwecke an.

Klären Sie für Ihr Basismodell, auf dem Sie Ihre jeweiligen speziellen Roadmaps aufbauen wollen:

  • Welchen Zeitraum betrachten Sie?
  • Welche Ebenen unterscheiden Sie für Ihre Darstellung?
  • Wie sind diese Ebenen miteinander verknüpft? Welche Abhängigkeiten gibt es?
  • In welchen Zeitabständen ergeben sich für die einzelnen Elemente dieser Ebenen wichtige Änderungen? Zum Beispiel Technologiesprünge, neue Produktgeneration etc.

Excel-Vorlagen für das Roadmapping

Mit den folgenden Excel-Vorlagen können Sie für unterschiedliche Zeit- und Planungshorizonte Roadmaps erstellen und Ihre Planung abbilden. Je nachdem, welchen Zeitraum Sie betrachten, wird es andere Aspekte und Themen geben, die Sie in der Roadmap darstellen und beschreiben.

Zum Beispiel können Sie in diesen Roadmaps folgende Betrachtungsebenen (Workstreams) und Elemente betrachten:

  • kurzfristig bis ein Jahr: Arbeitspakete in Projekten, Produktmerkmale, Produktfunktionen, Marketingaktionen
  • mittelfristig bis drei Jahre: mehrere Projekte, Projektfamilie, Produkte und Produktgruppen, Marketing-Events und Marketingplanung, Markenentwicklung, Businesspläne
  • langfristig, fünf, zehn oder mehr Jahre: Forschungs- und Technologieprojekte, Produkt-Plattform-Strategien, Unternehmensentwicklung, Geschäftsmodelle, Einstieg in neue Märkte und Kundensegmente, Etablierung neuer Marken, Szenarien für Trends im Umfeld wie Wirtschaft, Gesellschaft, Recht, Politik

Bilden Sie die für Ihre Planungen relevanten Aspekte in einer der folgenden Excel-Vorlagen ab.

In den folgenden Abschnitten wird im Detail dargestellt und erläutert, wie Sie Schritt für Schritt eine eigene, für Ihre Zwecke angepasste Roadmap entwickeln können und wie Sie den Prozess zur Entwicklung und Pflege von Roadmaps, das Roadmapping, organisieren können. Dazu werden die Elemente der Roadmap erläutert, welche Ziele sich mit dieser Vorgehensweise verfolgen lassen und welche Methoden und Werkzeuge dabei genutzt werden.

Dazu im Management-Handbuch

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