Beziehung zwischen Vorgesetzten und MitarbeiternWie Mitarbeitende ihre Vorgesetzten beurteilen
Wie Mitarbeitende ihre Vorgesetzten beurteilen
Alles, was die Führungskraft sagt und tut, legen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Und zunächst beziehen sie das auf sich selbst. Sie prüfen:
- Hat der Vorgesetzte mich kritisiert?
- Passt der Vorgesetzten etwas nicht an meiner Person?
- Geht er über meine Vorschläge hinweg?
- Bevorzugt sie andere?
- Hat er für die Kollegen mehr Zeit?
Je mehr die Mitarbeitenden ihre eigene, stille Antwort auf solche Fragen mit „Ja“ beantworten, desto schlechter wird ihr Bild von ihrem oder ihrer Vorgesetzten.
Verstärkt wird das, wenn Veränderungen anstehen. Befindet sich das Unternehmen in einer Krise, müssen neue Projekte angeschoben werden oder Prozesse reorganisiert werden – dann müssen Vorgesetzte den Wandel anstoßen und vorantreiben. Manchmal müssen sie dann Entscheidungen treffen, die für die Beschäftigten mit negativen Konsequenzen verbunden sind.
Deshalb kann es zu schwerwiegenden Konflikten kommen. Die Mitarbeitenden verlieren ihr Vertrauen in ihre Vorgesetzten, fühlen sich übergangen oder ungerecht behandelt – und wenden sich von ihr oder ihm ab. Die Folgen sind: Unzufriedenheit, Missmut, Ablehnung, Widerstand.
Wodurch es zu falschen Beurteilungen kommt
Gerade weil Unternehmen sehr komplexe Gebilde sind, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Fülle von Aufgaben zu bewältigen haben und die Informationsvielfalt in ihrem Arbeitsbereich wächst, brauchen sie einfache Regeln und feste Routinen. So entwickel sie ihre eigenen Regeln und Routinen für ihre Arbeit und für ihre Beziehungen zu Vorgesetzten und Kollegen. Leider führt das auch zu Fehleinschätzungen.
Denn wenn Mitarbeitende gestresst sind, wenn sie emotional aufgewühlt sind, dann übersehen sie vieles oder blenden Informationen unbewusst aus. Bei ihrem Vorgesetzten nehmen sie dann nur das wahr, was in Bezug steht zu ihrem Stress, ihrer vielen Arbeit oder ihrer Überforderung. Der Chef wird so wahrgenommen:
- macht noch mehr Arbeit,
- weiß nicht, was er will,
- kontrolliert ständig,
- ist nicht da, wenn ich ihn brauche,
- sieht meine Leistungen nicht,
- schränkt meine Handlungsspielräume ein.
Die positive Unterstützung wird nicht wahrgenommen, wenn der Vorgesetzte Hilfestellung oder Entlastung anbietet.
Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neigen dazu, in allem nur das Schlechte zu sehen. Sie vermuten bei ihren Vorgesetzten eine böse Absicht, wo gar keine dahintersteckt. Vorstellungen, wie etwas sein könnte, verwandeln sich in der Erinnerung in ein „So war es tatsächlich“. Tatsächliche Sachverhalte, Wahrnehmungen und emotionale Bewertung vermengen sich. Auch das festigt Vorurteile und prägt die Meinung und das Verhalten der Mitarbeitenden gegenüber Vorgesetzten.