Bedeutung von Teamkonflikten
Die Teamleitung kann ihre anspruchsvolle Rolle und Aufgaben nur erfüllen, wenn das Team sie dabei unterstützt. Ansonsten zerreibt sich die Teamleitung zwischen den Teammitgliedern und ihrem Vorgesetzten. Das kann nachhaltig negative Wirkungen nicht nur für die betroffene Person (Stress, Krankheit) haben, sondern auch für das Prinzip Teamarbeit und das gesamte Unternehmen.
Denn alle im Team erkennen schnell, wenn etwas nicht funktioniert. Gerade weil alle im Team und zusammenarbeiten, lassen sich Fehler und Mängel nicht eindeutig zuordnen. Die Folge: Es kommt zu Schuldzuweisungen und es entsteht Konfliktpotenzial. Alle schauen auf ihre Teamleiterin oder ihren Teamleiter und sagen: Kümmere dich!
Daher gehört die Konfliktlösung im Team zu den wichtigsten Aufgaben der Teamleitung. Und das Team muss sie dabei auch unterstützen wollen.
Wie Teamkultur und positiver Teamgeist Konfliktpotenzial verringern
Es ist wichtig, dass sich in den Teams ein eigenes Werteverständnis und eine Teamkultur entwickeln, die wesentliche Grundlage für die Zusammenarbeit sind. Dazu gehört insbesondere, dass sich ein positiver Teamgeist entwickelt.
Er zeigt sich mit den Antworten auf folgende Fragen:
- Was denken die einzelnen Teammitglieder über Teamarbeit?
- Wie sehen sie ihre eigene Rolle?
- Welche Erwartungen haben sie an die anderen und an die Teamleitung?
- Was denken die einzelnen Teammitglieder über die anderen im Team?
Die Teamkultur wird insbesondere im persönlichen Umgang miteinander, in Gesprächen und bei den gemeinsamen Besprechungen gepflegt. Hier sollten die Teamleitung, aber auch die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf achten, dass die Werte der Teamkultur von allen beachtet und auch gelebt werden.
Hilfreich ist, wenn sich folgendes Selbstverständnis im Team zeigt:
- Teamarbeit bedeutet Geben und Nehmen.
- Ich bin bereit, mit den anderen gut auszukommen.
- Ich will mich selbst dafür engagieren.
- Wir respektieren einander.
- Wir gehen höflich miteinander um.
- Jeder weiß, was der andere macht.
- Jeder ist sich bewusst, dass er für den Erfolg des Teams einen wichtigen Beitrag leistet.
- Wir wollen gemeinsam die vorgegebenen Ziele erreichen.
- Wir unterstützen uns gegenseitig.
- Wir tauschen alle notwendigen Informationen aus.
- Wir sprechen Konflikte offen an und suchen sachlich nach Lösungen.
- In schwierigen Situationen raufen wir uns zusammen.
- Wir sorgen für eine gute Stimmung und wollen auch Spaß bei der Teamarbeit haben.
Wie Konflikte im Team entstehen
Konflikte entstehen dann, wenn zwei Parteien gleichzeitig so planen oder handeln, dass sich die jeweils andere Partei dadurch behindert, blockiert, bedroht oder verletzt fühlt. Konflikte können offen oder versteckt zum Ausdruck kommen. Sie können eine objektive und eine subjektive Seite haben.
Objektive Konflikte
Bei objektiven Konflikten geht es beispielsweise um
- die Zielvereinbarungen
- die Aufgabenverteilung
- konkurrierende Nutzung von Ressourcen
- Arbeitsabläufe
Subjektive Konflikte
Folgende subjektive Konflikte kann es unter anderem geben:
- Streit zwischen Teammitgliedern
- Konkurrenz und Eifersucht
- Cliquenwirtschaft
- Teamleitung wird nicht anerkannt
- Teamleitung ist nicht in der Lage, das Team zu führen
- einzelne Teammitglieder schießen quer oder ziehen nicht mit
- persönliche Antipathien
- Demotivation
Typische Konfliktursachen im Team
Im Team leistet eine Person nicht das, was die anderen von ihr erwarten. Die anderen müssen häufig die Arbeit für diese Person mitmachen.
Mitarbeiter eines Teams verstehen sich nicht gut, sind sich unsympathisch.
Es gibt ein starkes Konkurrenzdenken. Jeder will der Beste sein. Teammitglieder spekulieren darauf, in der Hierarchie auf Kosten der anderen aufzusteigen.
Das Team leidet insgesamt unter einer hohen Arbeitsbelastung. Viele sind gestresst. Schon bei kleinen Störungen im Arbeitsablauf kommt es zu Reibereien.
Teamkonflikte lösen und Teamgeist fördern
Werte und Regeln geben Orientierung
Wenn es zu Konflikten kommt, wird immerhin deutlich, dass sich die Teammitglieder einbringen, Meinungen entwickeln, Haltungen einnehmen, sich engagieren und durchsetzen wollen. Sie identifizieren sich also mit der Gruppe. Werte und Regeln können Orientierung geben und dabei helfen, Konflikte zu vermeiden oder zu lösen.
Die Rolle der Vorgesetzten
Ganz besonders sind bei Konflikten die Vorgesetzten eines Teams gefordert. Vorgesetzte müssen Konflikte erkennen, Lösungen entwickeln und vor allem aktiv werden. Langes Warten verschlimmert Konflikte in den meisten Fällen noch.
Grundregeln für die Teamarbeit
Wie eine Lösung für den Konflikt gefunden wird, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Folgende Regeln als Teil der Teamarbeit können helfen:
- Alle haben die Pflicht, Konflikte anzusprechen.
- Alle können entscheiden, ob sie dies im Team, gegenüber der Teamleitung oder gegenüber Vorgesetzten tun.
- Vorgesetzte haben die Pflicht, aktiv zu werden.
- Das Problem kann im Team, in Einzelgesprächen oder nur mit den Betroffenen besprochen werden.
Vorgesetzte als Moderatoren
Es muss schnell entschieden werden, wie die Lösung des Konflikts gefunden werden könnte. Vorgesetzte sind in diesem Prozess oft Moderatoren und sorgen dafür, dass alle Beteiligten ihre Gefühle und Meinungen zum Ausdruck bringen, dass Lösungen gemeinsam gesucht werden und am Ende nichts „im Raum stehen bleibt“.
Lösungen finden, nicht Schuldige
Besonders wichtig dabei ist, dass es bei der Konfliktlösung nicht darum geht, Schuldige zu finden, sondern Lösungen zu entwickeln, die von allen akzeptiert werden können. Vieles lässt sich im direkten Gespräch mit einzelnen oder mehreren Betroffenen klären, wenn der oder die Vorgesetzte eine neutrale Position einnimmt.
Andere Konflikte werden durch das Team gemeinsam gelöst, wenn die Ursachen sichtbar werden und der Wille zur Lösung vorhanden ist. In jedem Fall sollte die Lösung des Konflikts schriftlich festgehalten werden. So können alle Beteiligten die Lösung für sich selbst mitnehmen.
Keine Worthülsen als Lösung
Wenig hilfreich ist, wenn bei der Konfliktlösung mit Floskeln gearbeitet wird: „Wir sind doch ein Team!“ – „Wir verstehen uns doch so gut!“ – „Wir sind doch erwachsene Menschen!“ Das bringt niemanden weiter.
Konflikten vorbeugen durch gemeinsame Spielregeln im Team
Jedes Team sollte sich eigene Spielregeln für die Zusammenarbeit geben. Diese regeln die Arbeitsverteilung, die Abläufe und den Umgang miteinander. Klären Sie dafür folgende Aspekte im Team:
- Was genau kann das Team selbst regeln?
- Wie werden die Aufgaben untereinander aufgeteilt?
- Wie werden Arbeitszeiten und Anwesenheitszeiten geregelt?
- Wer übernimmt für wen die Vertretung?
- Welche Aufgaben werden dann übernommen?
- Wie werden Informationen ausgetauscht?
- Wie werden Teambesprechungen organisiert?
- Welche Regeln gelten bei Besprechungen?
- Wie werden gemeinsame Entscheidungen getroffen?
- Wie werden Entscheidungen dokumentiert?
- Wie werden Verbesserungen im Ablauf entwickelt?
- Wie werden neue Ideen entwickelt?
- Wie werden Werte, Teamkultur und Teamgeist gepflegt?
- Welche Umgangsformen sind wichtig?
- Wie wird bei Konflikten miteinander umgegangen?
Nutzen Sie zur Planung und Organisation von Teamarbeit die folgende, ausführliche Vorlage.
Regeln für die Konfliktbewältigung im Team
Beschreiben Sie zunächst die Konflikte oder das Konfliktpotenzial in Ihrem Team. Überlegen Sie danach:
- Welche Regeln zur Konfliktbewältigung kommen in Ihrem Fall infrage?
- Welche Regel ist in Ihrem Fall geeignet? Inwiefern?
- Wie setzen Sie die Regel um?
In der folgenden Vorlage finden Sie eine Liste von Regeln und Strategien zur Konfliktbewältigung. Erweitern Sie die Liste gegebenenfalls.