Spontan präsentieren und StegreifredeAuf die Stegreifrede vorbereiten und spontan einsteigen
Wann hält man eine Stegreifrede?
Ob Bewerber im Assessment-Center oder leitende Angestellte vor der Geschäftsleitung – im Berufsleben muss man die Rhetorik mithilfe der Stegreifrede unter Beweis stellen.
Die Stegreifrede wird gefürchtet, weil eine gute Präsentation in der Regel mühevoll und zeitaufwendig vorbereitet sein will. Für langes Nachdenken über eine klare Struktur und ausgefeilte Sätze ist aber nicht immer genügend Zeit.
Woher kommt der Begriff Stegreifrede?
Früher war die Stegreifrede eine eilige Nachricht, die ein reitender Bote dem Empfänger noch vom Sattel aus zurief (Stegreif ist der Steigbügel eines Reiters). Zum Beispiel informierte der Bote über die Lage an der Front.
Machen Sie sich vorab Notizen
Falls Sie zu einer Aussage aufgefordert werden, betrifft das in der Regel ein Thema, mit dem Sie vertraut sind. Wenn Sie also dieses Wissen haben, sind Sie schon bestens für Ihre Stegreifrede oder spontane Präsentation vorbereitet. Denken Sie in Meetings oder Diskussionen mit. Überlegen Sie dabei: Was würde ich zu diesem Thema sagen?
Wenn es sein kann, dass Sie beispielsweise in einem Meeting spontan aufgefordert werden, Ihr Projekt vorzustellen oder die Arbeit Ihres Teams zu erläutern, machen Sie sich schon im Vorfeld ein paar Notizen. Diese Stichworte haben Sie für alle Fälle immer dabei. Mit diesen Notizen im Hinterkopf werden Sie bei der nächsten Aufforderung, Ihr Thema, Team oder Projekt spontan vorzustellen, selbstsicherer auftreten und weniger überrumpelt sein.
Gewinnen Sie Zeit
Wenn Sie unerwartet aufgefordert werden, ein Statement abzugeben, heißt das nicht, dass Sie sofort aufspringen und mit Ihrer Rede loslegen müssen. Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen: Wenn Sie ein Jackett anhaben, knöpfen Sie es zu; falls Sie einen Rock tragen, streichen Sie ihn glatt.
Haben Sie Notizen? Ordnen Sie kurz Ihre Unterlagen. Natürlich sollten Sie das alles nicht auffällig langsam machen, sondern besonnen und konzentriert, sodass Sie wie jemand wirken, der seine Gedanken ordnet. Auch wenn Sie die Frage noch einmal in den eigenen Worten wiedergeben, können Sie wertvolle Zeit gewinnen, um Ihre Gedanken zu sortieren und sich die Struktur Ihrer Stegreifrede zu überlegen.
Kunstgriffe, mit denen Sie Zeit gewinnen, sind:
- kurz in die Notizen schauen
- Papiere ordnen
- sich ein paar Stichwörter notieren
- den Projekt-Namen oder den Hauptpunkt auf das Flipchart schreiben
- sich ein Glas Wasser einschenken und einen Schluck trinken
- ein Fenster schließen
Wenn Sie nach dieser kurzen Vorbereitung Ihre Gedanken ein wenig sortiert und drei bis fünf Stichwörter zu Ihrem Thema erinnert haben, steigen Sie ein. Für diesen Einstieg in die Stegreifrede gibt es ein paar Kniffe und Tipps, welche Themen sich dafür besonders eignen und wie Sie diese nutzen. Sie werden im Folgenden vorgestellt.
Überlegungen zum Thema laut aussprechen
Sprechen Sie Ihre Überlegungen zum Thema laut aus und lassen Sie Ihre Zuhörer an der Entstehung Ihrer Gedanken teilhaben. Beantworten Sie anschließend die Frage, deren Beantwortung Ihnen am leichtesten fällt.
Für diesen Einstieg ist es hilfreich, wenn Sie gleichzeitig denken und sprechen können. Das sogenannte Sprechdenken ist trainierbar.
Beispiele: Überlegungen laut aussprechen
Woher kommt der Begriff ...?
Was ist dabei warum wichtig?
Wann benötigen wir, das Unternehmen, das Team ...?
Welche Bedeutung hat das für wen?
Worauf sollte man besser verzichten?
Persönliches erwähnen
Sie kleiden das Thema in ein persönliches Erlebnis oder machen eine kleine Geschichte daraus. Diese Technik hat den Vorteil, dass Sie sehr anschaulich und interessant sprechen und dem Thema eine emotionale, weil persönliche Komponente geben.
Beispiele: Persönliches erwähnen
„Da ist neulich Folgendes passiert ...“
„Ich habe vor kurzem/in meiner Studienzeit erlebt, dass ...“
„Meine Tochter/ein Mitarbeiter in meinem Team erzählte mir ...“
„Auf das Projekt/auf die Mitarbeiterin bin ich zufällig aufmerksam geworden, als ich ...“
Sie können auch über das Gefühl sprechen, das dieses Thema bei Ihnen auslöst. Das können Freude, Angst, Wut, Trauer oder Sorge sein.
Beispiele: In der Stegreifrede über Gefühle sprechen
„Wenn ich an das Thema ... denke, fühle ich große Sorge, weil ...“
„Damit verbinde ich vor allem Angst, denn ...“
„Ich finde es schön, wenn ...“
Thema in Beziehung zu einem verwandten Thema setzen
Sie bringen das Thema in Beziehung zu einem verwandten Thema oder sprechen zunächst sogar über den gegenteiligen Begriff. Nach wenigen Sätzen schlagen Sie dann den Bogen zum eigentlichen Thema.
Beispiele: Thema in Beziehung zu einem verwandten Thema setzen
Sie sollen zum Thema „Beschwerden“ sprechen:
„Zufriedene Kunden sind für uns ... Jetzt hat sich die Zahl der Kundenbeschwerden ...“
Gute Nachricht, schlechte Nachricht
Ihr Thema ist gleichzeitig eine gute und eine schlechte Nachricht für Ihr Team oder Ihr Unternehmen? Dann ist der Einstieg leicht gefunden: „Die gute Nachricht ist ... . Die schlechte Nachricht ...“
Beispiele: Gute Nachricht, schlechte Nachricht
„Die gute Nachricht ist: Herr Müller setzt sich zur Ruhe. Die schlechte Nachricht: Mit ihm verlieren wir einen wertvollen Mitarbeiter und geschätzten Kollegen.“
„Die gute Nachricht ist: Wir halten mit unserem Projekt den Kostenrahmen ein. Die schlechte Nachricht: Wenn wir so weitermachen, verzögert sich der Projektabschluss.“
Spontanität erwähnen
Wenn Sie bei einer Veranstaltung spontan gebeten werden, eine kurze Ansprache zu halten oder wenn Sie für jemanden einspringen, geschieht das meist hinter den Kulissen. Wenn Sie zu Beginn erwähnen, dass Ihre Rede spontan ist, Sie also keine Vorbereitungszeit hatten, verschaffen Sie sich Respekt beim Publikum.
Ein guter Anknüpfungspunkt ist auch, wenn Sie sagen, was Sie besonders geeignet macht, gerade zu diesem Thema aus dem Stegreif zu reden.
Beispiel: Spontanität erwähnen
„Gerade hat mich Herr Maier gebeten, ein paar spontane Worte zum Thema ... zu sagen. Vor zwanzig Jahren begann ich, mich mit der Frage ... zu beschäftigen. Dabei machte ich viele Erfahrungen. Einige wertvolle möchte ich heute mit Ihnen teilen. Etwa ...“
Stegreifrede ablehnen
Keiner Ihrer Zuhörenden erwartet rhetorische Höchstleistungen. Jede Aufforderung sollten Sie als Chance und Gelegenheit begreifen, Ihre Expertise zum Thema und Ihr Können zum Vortragen zu beweisen.
Falls das Thema Ihrer Spontanrede aber doch nicht Ihren Kenntnissen entsprechen sollte, scheuen Sie sich nicht, die Aufforderung abzulehnen. Eine plausible Erklärung dafür sollten Sie jedoch mitliefern.
Beispiel: Stegreifrede ablehnen
Die Abteilungsleiterin Susanne Maier wird spontan aufgefordert, bei der Beerdigung eines Mitarbeiters ein paar Worte zu sagen. Der Mitarbeiter ist verstorben, kurz nachdem Frau Maier die Stelle angetreten hat.
Frau Maier lehnt ab, weil sie den Mitarbeiter kaum kannte und es als pietätlos empfindet, am Grab des Verstorbenen und vor dessen Angehörigen zu sprechen. Sie könnte stattdessen einen Kollegen bitten, der lange mit dem Verstorbenen zusammengearbeitet hat.
„Herr Müller war viele Jahre für unser Unternehmen tätig und ein besonders wertvoller Mitarbeiter. Ich selbst bin erst wenige Tage hier und durfte Herrn Müller leider nicht mehr genauer kennenlernen. Sein Kollege, Herr Schmidt, hat viele Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Ich würde ihn gerne bitten, ein paar Worte im Namen der gesamten Abteilung zu sagen.“
Spontanrede vorbereiten und Sprechdenken üben
Mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Wissen im Hinterkopf werden Sie bei der nächsten Aufforderung zu einer spontanen Rede weniger überrumpelt sein. Machen Sie sich Ihre Kenntnisse bewusst.
Greifen Sie sich eine Technik zum Einstieg in Ihre Stegreifrede heraus, die Ihnen im Moment passend erscheint. Für diesen Einstieg ist es hilfreich, wenn Sie gleichzeitig denken und sprechen können. Das sogenannte Sprechdenken ist trainierbar.
Sie wissen mehr, als Sie denken:
- Sammeln Sie: Zu welchen Themen können Sie etwas sagen?
- Wo liegen Ihre Interessen? Das können Bereiche aus dem Berufsleben, der Ausbildung oder Ihrem Privatleben (Familie, Hobbys) sein.
Überlegen Sie:
- Zu welchem Thema könnten Sie aufgefordert werden, einen Fünf-Minuten-Vortrag zu halten?
- Wo können, wo wollen Sie sich mit einem kurzen Statement einbringen?
Sammeln Sie solche Themen und Stichwörter dazu in der folgenden Vorlage. Damit haben Sie eine gute Basis für alle Gelegenheiten, zu denen Sie spontan einen Beitrag leisten sollen.
Üben Sie das Sprechdenken
- Betrachten Sie ein Bild aus der Zeitung und sprechen Sie ein bis drei Minuten laut aus, was Sie denken.
- Beachten Sie dabei: Unterbrechen Sie Ihren Redefluss nicht, um nachzudenken. Inhalt und Struktur Ihrer kurzen Rede sind zweitrangig.
- Alternativ können Sie ein beliebiges Thema oder einen Begriff für Ihre Rede wählen und diese gedanklich durchgehen.
In der folgenden Vorlage finden Sie für das Training des Sprechdenkens ein paar Anregungen.